Die Rundtour Tag 4

6 11 2015

6.10.2015

Blick auf unser Camp

Blick auf unser Camp

Auch Tag 4 stand ganz im Zeichen der Distanzbewältigung. Bevor wir uns jedoch aufmachten, um Kilometer zurückzulegen, legten wir einen kurzen Stop bei den sogenannten Flaming Cliffs ein. Dabei handelt es sich um einen kleinen Canyon nicht weit von unserem letzten Camp entfernt. Ihren Namen bekamen sie durch den roten Sandstein, der bei Sonnenuntergang vermutlich noch mal imposanter wirkt. So wirklich beeindruckt haben uns die Cliffs jedoch nicht so wirklich, so dass diese im Vergleich zu den anderen Erlebnissen eher als Randnotiz in Erinnerung blieben. Die Mongolei hat einfach so viel zu bieten, dass ein kleiner Canyon da einfach nicht mithalten kann.

großer Canyon, kleiner André

großer Canyon, kleiner André

Gegen Abend sollten wir die Sanddünen der Gobiwüste erreichen, doch bis dahin war es ein langer, eher ereignisloser Weg. Unsere Route führte uns durch viele schöne Gegenden, in denen sich die Gobi von ihrer abwechslungsreichen Seite zeigte. Gähnende Leere wechselte sich mit farbenfrohen Wiesen und Bergen ab. Schafe, Ziegen, Pferde und Kamele säumten den Weg. Zwischendurch bekamen wir noch die Gelegenheit, uns das erste und einzige Mal auf unserer 9tägigen Tour zu duschen. In einem Dorf durften wir für umgerechnet 30 Cent eine öffentliche Dusche nutzen. Das war sehr angenehm, ist man als verwöhnter Westeuropäer doch die alltägliche Dusche so sehr gewohnt…

Am Wegrand

Am Wegrand

Zum Mittagessen machten wir Halt bei Bekannten der Hostelbesitzerin, welche uns gut bekochten. Dort konnten wir außerdem die Gelegenheit nutzen, unsere Eletrogeräte wie Netbook oder Handy aufzuladen. Strom ist in der Wüste eine kostbare Ressource und obwohl wir relativ gut gestaffelt waren mit diversen Akkus und Aufladegeräten, mussten wir den Batterieverbrauch immer wieder im Auge behalten. Das Solarpanel, was ich von meinen Freunden zum Abschied geschenkt bekommen habe stellte sich hier als wertvolles Luxusgut heraus, von welchem ich einige Male Gebrauch machen konnte. Leider war die Sonneneinstrahlung nicht stark genug, um das Gerät über einen sinnvollen Zeitraum merklich aufzuladen. Ich hoffe, dass sich das in südlichen Gefilden noch ändern wird. Generell war der Internetzugang in der Gobiwüste erstaunlich gut. Jedes Dorf was über eine Zusammenrottung von Häusern hinausgeht, hat seine eigene Antenne. Sobald sich am Horizont also so etwas wie ein Dorf auftat, konnte man bereits schauen, ob man Internetempfang hatte – vorrausgesetzt, man hat eine mongolische Simkarte so wie Charyssa und ich. Brian konnte uns dann immer nur neidisch zusehen, wie wir Routen per GPS zeichneten, oder einfach nur Kontakt mit zu Hause aufnehmen konnten.

Mittagessen im Dorf

Mittagessen im Dorf

Vor dem Mittagessen machte ich dann noch die nette Bekanntschaft mit der Tochter der Hauseigentümern, ein aufgewecktes 9 jähriges Mädchen. Wir knobelten, spielten Schere, Stein, Papier und ich brachte ihr bei, wie man ein aus einem Papier ein Schiffchen faltet. Ganz ohne Sprache. So einfach kann Verständigung sein.DSCN3354

 

Gegen Abend erreichten wir einen Gebirgszug, hinter dem sich die Sanddünen befinden sollten. Mit großer Spannung erwarteten wir diese, während wir durch eine mysteriös anmutende Abendstimmung fuhren. Die Spannung wurde immer größer und plötzlich tat sich uns ein großes Tal auf, welches uns zusammen mit dem Sonnenuntergang einen spektakulären Anblick gewährte. Hinein in die blutrote Sonne ging es zu unserem Camp, von wo aus morgen die Kamele gesattelt werden sollten…

Nach dem Gebirgszug tat sich uns ein fantastischer Anblick auf

Nach dem Gebirgszug tat sich uns ein fantastischer Anblick auf

Die untergehende Sonne in der Gobiwüste

Die untergehende Sonne in der Gobiwüste

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Ein Feuerball senkt sich zur Erde



Die Rundtour Tag 3

3 11 2015

5.10.

Der nächste Tag sollte uns einen wundervollen Einblick in das Leben unserer Gastfamilie geben. Noch während wir frühstückten, entschied sich die Familie, zur Feier des Tages ein Schaf zu schlachten und uns ein typisches mongolisches BBQ zuzubereiten. Dieses besteht vornehmlich aus den Innereien des Schafes: All dem, was man bei uns gar nicht, oder nur auf Anfrage beim Bauern bekommt. Dazu gehören sämtliche Organe wie Herz, Leber, Darm und andere Teile des Schafes. Da wir Touris zunächst einmal nicht wussten, was uns noch erwartet, waren wir natürlich erstmal sehr gespannt und halfen beim Fang des Schafes. Als hätte die Herde erahnt, dass es gleich eines Tiere erwischen wird, wurde sie bei unserer Ankunft sehr unruhig und wir mussten die Herde geschickt umstellen, damit sie nicht in eine bestimmte Richtung fliehen konnte und eingekesselt wurde. Es dauerte ca. 15 Minuten, bis das Schaf erfolgreich eingefangen wurde.

Beim Schaffangen

Beim Schaffangen

Nur mit viel Widerwillen ließ es sich an seinen Exekutierplatz bringen, wo es mit einem Schnitt in den Bauch äußerst sanft und schnell getötet wurde. Der Nomade entnahm das noch schlagende Herz aus dem Tier, wonach es in Sekundenschnelle alle Gegenwehr einstellte und in den Schafshimmel entglitt. Danach wurde es sehr gekonnt gehäutet und entweidet, die Frauen bereiteten derweil den Grill vor. Die Innereien wurden, nachdem sie abgewaschen wurden, in einen großen Kochtopf gegeben und dort mit Gewürzen gebraten.

Totes Schaf mit Kind im Hintergrund

Totes Schaf mit Kind im Hintergrund

Diese Prozedur dauerte ein wenig und wir durften beim nächsten Spektakel mithelfen: Die Ziegen sollten in den Käfig getrieben werden, um sie dort zu melken. Dies war ein großer Spaß für groß und klein. Die Nachbarsfamilie ist mittlerweile eingetroffen und deren jüngste Tochter war ungefähr im selben Alter wie der Kleine aus unser Familie. So machten wir Touris, zwei Erwachsene Nomaden und die zwei Kleinen uns daran, die Ziegen einzutreiben. Es war ein wundervolles Durcheinander und es war äußerst unterhaltsam, die Ziegen einzutreiben. Überall blökte und mähte es, die Ziegen waren natürlich überhaupt nicht einverstanden. Als die Ziegen dann im Käfig waren, wurden sie in perfekter Symmetrie aneinandergebunden, Kopf an Kopf. Die Kinder hielten die Ziegen mit Stöcken davon ab, auszubrechen und wir zerrten die Ziegen an ihren Hörnern zu den Nomaden, damit diese sie in Reih und Glied zusammen binden konnten. Bemerkenswert war dabei, dass die kleinen Kinder schon genau wussten, was sie zu tun hatten und das mit vielleicht 2 Jahren. Sie waren bereits kleine Profis. Als die Ziegen dann einmal angeseilt waren, wurden sie sehr ruhig und ließen sich bereitwillig melken.

Die Ziegen müssen in den Käfig

Die Ziegen müssen in den Käfig

Kleine Profis

Kleine Profis

Perfekte Symmetrie

Perfekte Symmetrie

Trotz des morgendlichen Sportes waren wir immer noch sehr satt vom Frühstück, doch der Tisch war bereits für die nächste Mahlzeit gedeckt und das folgende Mahl sollte uns einiges an Überwindung kosten. Nicht nur, dass wir gar keinen Hunger hatten, sondern auch der ungewöhnliche Inhalt unserer Teller verlangte uns einiges ab. So wurde uns immer wieder Darm aufgetischt, der besonders reichhaltig an Vitaminen sein soll. Überhaupt gehören die Innereien des Tieres zu den besten und nahrhaftesten Teilen des Tieres. Natürlich wussten wir dies sehr zu schätzen und fühlten uns geehrt. Auf der anderen Seite musste ich aber auch aufpassen, mich nicht zu übergeben. So viel Fett und ungewohntes Fleisch war für meinen Bauch etwas zu viel und dieser beschwerte sich den Rest des Tages noch ziemlich lautstark.

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Munteres Treiben beim BBQ

Nach der Verabschiedung machten wir uns auf, um das Zentrum der Gobiwüste zu erreichen. Alma warnte uns vor, dass wir eine mehrstündige Fahrt vor uns hatten. Doch mit vielen Gesprächen, guten Büchern und guter Musik ließ sich die Fahrt sehr gut aushalten. Auch eine Reifenpanne sollte uns nicht weiter stören, denn Nyemma ersetzte das kaputte Rad innerhalb von 10 Minuten durch ein Ersatzrad. Es wurde klar, dass mongolische Tourenfahrer nicht nur das Land besonders gut kennen, sondern auch hervorragende Mechaniker sind.

Nyemma beim Reifenwechsel

Nyemma beim Reifenwechsel

Ein wenig später hielten wir an einem Brunnen. Wir brauchten Wasser zum Kochen und bei der Gelegenheit hielten wir uns auch an eines der ungeschriebenen Gesetze der Wüste: Tieren, die an Brunnen warten, gibt man zu trinken. So füllten wir den Wassertrog mit ausreichend Wasser für die anwesenden Pferde.

André beim Pferdetränken

André beim Pferdetränken

Während des nächsten Teilstückes bin ich eingeschlafen. Als ich wieder aufwachte konnte ich meinen Augen nicht trauen: wir fuhren über eine Ebene die so weit und flach war, dass man in alle vier Himmelsrichtungen bis zum Horizont schauen konnte! Dies war ein einmaliger Anblick, der mich dazu veranlasste, unseren Fahrer und einen Halt zu bitten und diese Atmosphäre zu genießen. Es wirkte total unwirklich, überall nichts außer Ebene und Horizont zu sehen. Eine Stromleitung die an der Straße ebenfalls bis zum Horizont reichte komplettierte die Szenerie. Bilder können hier abermals nur andeuten, wie sich dieses Setting anfühlte.

Unendliche Weite

Unendliche Weite

Bryan am meditieren (bzw. posen)

Bryan am meditieren (bzw. posen)

 

Abends erreichten wir unser Ziel. Diesmal handelte es sich nicht um eine unbekannte Familie, sondern um ein Jurtencamp, dass von verschiedenen Touren angesteuert wird. Beim Abendessen lernten wir ein nettes holländisch-tschechisches Pärchen kennen. Da er 2,02 m groß war und sie ca. 1,65m war es lustig, sie beide zusammen zu sehen. Der Abend verlief sehr ruhig und etwas komfortabler als die Nächste davor, denn wir hatten zur Abwechslung richtige Betten.

 

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Die Rundtour Tag 2

3 11 2015

4.10.

Hund und Herde

Hund und Herde

Am morgen des 2. Tages wachten wir zusammen mit der Familie gegen 7 Uhr auf. Da es nun recht wuselig in der Jurte war, war man gezwungen ebenfalls aufzustehen, was aber nach 10 Stunden Schlaf nicht alzu schwer viel. Nach dem Frühstuck machten wir uns auf den Weg zu einem heiligen Berg der Mongolen. Ziel war es, den Berg zu Fuss zu erkunden und dort Mittag zu essen. Wir hatten dort die Möglichkeit, soweit unsere Kraft und unser Mut uns trug, den Berg zu erklimmen. Auf meine Frage hin, warum man den Berg besteigen dürfe, obwohl er doch eigentlich heilig ist, bekam ich nur als Antwort, dass man diesen Berg besteigen darf. Andere Berge, die auch heilig sind, darf man nicht besteigen. Es gibt also heilige Berge und noch heiligere Berge in der Mongolei.

Der heilige Berg

Der heilige Berg

Nachdem wir am Berg ankamen, gab und Alma eine Stunde Zeit, uns auszutoben, dann würde es Essen geben. Der Berg stellte sich als wahrer Spielplatz heraus. Von unten gar nicht so hoch ausschauend merkte man nach gut einer Viertelstunde Kletterei, dass man schon ganz schön hoch war, im Vergleich zum Gipfel aber nur unwesentlich höher war als vom Boden aus. Natürlich entfachte dies meinen Ehrgeiz, zu schauen, wie hoch ich in dieser Zeit kam. Das Gelände war recht einfach zu beklettern, da es relativ flach nach oben ging und der Boden äußerst griffig war. Nach einer guten Halben Stunde habe ich ca. die Hälfte des Weges nach oben geschafft und beschloss nicht weiter nach oben zu klettern, da ich mich beim folgenden Weg nicht mehr sicher fühlte und die Zeit eben auch fortgeschritten war. Stattdessen machte ich lieber ein paar Selfies und genoss die atemberaubende Aussicht.

Auf dem Weg nach unten ereignete sich eine besondere Begegnung. Ich lief zwischen zwei Felswänden entlang und als ich die nächste Biegung nach rechts nahm, standen mir plötzlich zwei wilde Ziegen gegenüber! Doch zunächst einmal….Werbung!

Auf demBerg

Auf demBerg

Nomade

Nomade

Ich betrachtete Ziegen und sie betrachteten mich. Jede Bewegung wurde sofort registriert. Ich versuchte so reglos wie möglich zu sein und wartete, ob sich die Ziegen vielleicht einfach davon bewegen. Diesen Gefallen taten sie mir jedoch nicht. Im Grunde genommen wollte ich also dorthin wo sie standen und sie wollten dorthin wo ich stand. Der Klügere gibt nach, weswegen ich mich umdrehte und mir einen anderen Weg suchte. Darüber waren die Ziegen wohl auch recht glücklich, die Situation war dadurch dann auch gelöst. Mit leicht schlotternden Beinen konnte ich den Rest des Berges hinabsteigen und nahm mein Essen und eine Tasse Kaffee dankend entgegen…

Bloß keinen Ärger machen...

Bloß keinen Ärger machen…

 

Nach einigen Stunden Fahrt steuerten wir die Familie für die 2. Nacht an. Wieder waren dies unseren Verantwortlichen vollkommen unbekannte Menschen, doch diesmal sollten wir mehr Glück haben, denn bereits die erste Familie konnte uns aufnehmen. Deren Gastfreundschaft zeigte sich auch sofort, denn wir bekamen frische Dumplings mit Lammfleisch zubereitet. Dazu Pferdemilch, Milchtee und Milchvodka. Bei letzterem wurde uns die dazugehörige Prozedur beigebracht: Man tippe mit dem Ringfinger in den Vodka und mache eine Schnippbewegung in den Himmel: Das erste Mal für den Himmel, das zweite Mal für Mutter Erde, das dritte Mal für das Volk, dann tippe man sich für die eigene Gesundheit an die Stirn und zum Schluss trinkt man, aber bitte alles auf einmal.

Angekommen bei der 2. Familie

Angekommen bei der 2. Familie

An dieser Stelle seien einmal einige Bräuche der mongolischen Nomaden erklärt, zumindest die, die wir kennengelernt haben. Es scheint, als ob jede Familie ihre eigenen Sitten und Gesetze pflegt, denn von anderen Touristen haben wir teilweise ganz andere Bräuche gehört.

 

Eine Jurte ist bspw. immer in einen Familienbereich und einen Gästebereich aufgeteilt. Die informelle Grenze stellt dabei immer die Mitte des Zeltes dar. Meist saßen die Familienmitglieder auf der einen Seite und wir auf der anderen Seite, wobei das aber auch durchaus mal eher lockerer gesehen wurde. Vor allem die Kinder kamen oft zu uns rüber und haben sich da nicht dran gehalten. Die Jurte wird in der Mitte von zwei Holzpfählen getragen. Diese symbolisieren die Einheit zwischen Mann und Frau, den beiden Hausherren der Jurte. Dazwischen darf niemand stehen, da dies als Unglück angesehen wird, genauso wie auch im wahren Leben nichts zwischen dem Ehepaar stehen darf. Man musste also stets aufpassen, nicht zwischen die beiden Pfosten zu geraten. Weiterhin steht auf der Seite gegenüber der Tür immer ein kleiner Bhuddaschrein. Man habe immer darauf zu achten, nie die Füße in Richtung des Schreines zu strecken, da dieser als rein und die Füße als unrein gelten. Deswegen mit den Füßen immer zur Tür sitzen/schlafen.

Weiterhin sollte man nicht innerhalb der Jurte pfeifen. Dies kann schlechtes Wetter herauf beschwören, was natürlich niemand möchte.

Letztlich sollte man nur wenn es gar nicht anders geht, dargereichtes Essen und/oder Trinken ablehnen. Bspw. ist es traditionellen Nomaden fremd, Vegetarier zu sein, weswegen eigentlich alle Vegetarier, die ich in der Mongolei traf, für die Zeit, die sie bei den Nomaden verbrachten, auch Fleisch aßen. Meiner Meinung nach brauch man dabei auch kein schlechtes Gewissen haben. Ich gehe davon aus, dass es kaum eine bessere Möglichkeit gibt, Nutztiere zu halten als die Art und Weise, wie es die Nomaden tun. Ihre Tiere bewegen sich in großen Herden und haben, sofern sie eben nicht gerade von ihren Besitzern benötigt werden, die Freiheit sich dorthin zu bewegen, wo sie hinmöchten. Deswegen muss auch ein Familienmitglied immer besonders früh aufstehen, um zumindest zu schauen, wohin sich die Herde über nach hinbewegt hat und diese, falls sie sich bspw. nah an einer großen Straße befinden, wieder zurückzutreiben. Fährt man durch die Mongolei, sieht man unzählige Tierherden. Ein Anblick, der einen mit Glück erfüllt.

Zurück zu den mongolischen Bräuchen. Man versuche also, stets das angebotene Essen und trinken zu konsumieren. Als Mann sollte man bspw. auch kein Fleischfett zurücklassen, denn als echter Mann isst man nun mal auch das Fett. In Anbetracht dessen, dass die Männer jeden Tag bis zu 12 Stunden arbeiten, ist das auch gar nicht so verkehrt.

Nach dem Abendessen saßen wir gemütlich um den Fernseher, den es lief „Mongolia´s got Talent“. Ohne die Sprüche von Dieter Bohlen war dies sogar ganz unterhaltsam. Man stelle sich einmal vor: Man sitze mit einer traditionellen mongolischen Familie in ihrer Jurte irgendwo im nirgendwo und schaue zusammen Mongolia´s got Talent…absurd und wunderschön zugleich…

Abendstimmung

Abendstimmung



Die Rundtour Tag 1

31 10 2015

3.10.

Die Tour startete morgens um Halb 8. Die Crew bestand aus Charyssa, eine 34 jährige Holländerin auf Weltreise, Brian, ein 50 jähriger Brite ohne Zunge (durch Zungenkrebs verloren, oft schwer zu verstehen, aber immer ne gehörige Portion Humor im Gepäck), mir, unserem weiblichen Tourguide Alma und unserem Fahrer Nyemma.

Ulan Bator unter einer Dunstglocke

Ulan Bator unter einer Dunstglocke

Unser erstes Ziel war eine Klosterruine im an Ulan Bator angrenzenden Gebirge. Dorthin fuhren wir ca. 1 Stunde mit dem Auto. Im Nachbarort wurden wir ausgesetzt wo wir dann auf Pferde umstiegen. Ja, wir reiteten auf Pferden durch die Mongolei. Das war ein Gedanke mit dem ich mich sehr schnell sehr angefreundet habe und den ich auch sehr gerne immer wieder im Kopf hin und her wälzte. Manchmal bekommt man solche Bewusstseinsschübe nach dem Motto „wow, das machst du jetzt wirklich“.

Zunächst hat unser Begleiter an der Leine geführt, jedoch war bald ich der jenige, der sein Pferd alleine führen durfte. Warum auch immer. Im Schritttempo sind wir dann gute eineinhalb Stunden an einer Hügelkette entlang geritten, bis wir am Eingang zum Nationalpark ankamen. Dort erwarteten uns Nyemma und Alma um für uns Essen zu machen. Generell gab es drei mal pro Tag Essen, weswegen es uns vor Allem in Kombination mit der noch kommenden Gastfreundschaft der Nomaden an nichts mangeln sollte.

Danach machten wir uns auf den Weg zur Klosterruine. Nach einigen Geschichtseinheiten von Alma bekamen wir eine halbe Stunde, um auf dem Gelände herum zu turnen. Dabei stellte ich mich schnell als der Kletterer der Gruppe heraus und machte mich sogleich daran, den Berg hinter der Ruine möglichst weit nach oben zu klettern. Von meinem Punkt hatte man einen fantastischen Blick ins Tal.

Blick ins Tal

Blick ins Tal

Auf dem Rückweg durften wir uns wieder die Pferde zu Nutze machen. Da Brian ein etwas widerspenstiges Ross erwischte, zog er es lieber vor, den Rückweg mit dem Auto zu vollziehen, während Charyssa und ich nun beide unangeleint reiten durften. Da die Pferde stets trabten, wurde das irgendwann ganz schön anstrengend. Die Hüftbewegungen des Pferdes führen dazu, dass man immer hoch und runter „dotzt“, was mit der Weile schmerzhaft für den Po wird. Nur einige Sekunden lang sind wir galoppiert. Davon hätte es gerne mehr sein dürfen, denn das machte ungeheuer Spaß. Außerdem hatte der Po dann etwas mehr Entlastung.

Nachdem wir den reitbaren Untersatz wieder gegen den fahrbaren austauschten, machten wir uns auf die Suche nach einer Familie für die erste Übernachtung. Nach ca. eineinhalb Stunden Fahrt Richtung Süden entschied Nyemma, den russischen Bulli aufs Land herauszufahren. Wir machten eine Familie aus und hielten neben ihrer Jurte. Der Familienvater kam auch so gleich aus der Jurte. Nach einem kurzen Gespräch wurde klar, dass sie uns nicht beherbergen konnten, da sie am nächsten Tag zu ihrem Winterquartier aufbrechen würden. Da kamen wir natürlich ungelegen. Jedoch ließ sich die Familie nicht entgehen, uns auf einen Tee in ihre Jurte einzuladen. Dies war ein erster Vorgeschmack auf die Gastfreundschaft der Nomaden. Und ein Vorgeschmack auf die kulinarischen Gewohnheiten der Nomaden. Da diese vor Allem von Tierzucht leben, sind die Produkte der Tiere ihrer Herden fast alleiniger Bestandteil deren Ess- und Trinkgewohnheiten. Im Grunde genommen trinken die Nomaden fast ausschließlich Milch: Schafsmilch, Ziegenmilch, Kuhmilch und zu besonderen Angelegenheiten auch Pferdemilch. Zu Essen gab es Fleisch der Tiere mit verschiedenen Beilagen. Oftmals werden damit Teigtaschen gefüllt, sogenannte „Dumplings“. Frisch zubereitet sind diese eine wahre Offenbahrung!

Mit sichtlicher Wehmut musste uns also diese erste Familie wieder verabschieden. Man merkte, dass sie nicht oft Touristen zu Besuch haben und diese Begegnung nicht nur für uns etwas Besonderes war.

Zehn Minuten später konnten wir die zweite Familie ansteuern, jedoch konnten wir dort noch nicht einmal aus dem Auto steigen. Grund dafür war eine wilde Herde von Hunden, die unser Auto aggressiv umrundeten. Der Jurtenbesitzer, erklärte, dass diese Hunde just an diesem Tag auftauchten und deren Verhalten nicht berechenbar sei, weswegen er uns lieber nicht aufnehmen würde – sehr zu meinem Leibwesen, denn die Familie hatte eine kleine Tochter, vielleicht 3 Jahre alt, die unglaublich goldig war.

Familienmitglieder und ich

Familienmitglieder und ich

Die dritte Familie konnte uns tatsächlich aufnehmen, was sie auch gerne taten. Dazu wurde uns als Willkommensgetränk Pferdemilch aufgetischt. Was für sie eine große Geste bedeutet, war für uns eher eine Überwindung. Pferdemilch schmerkt äußerst säuerlich und entspricht unseren westlichen Vorstellungen von Milch einfach so gar nicht. Jeder von uns hatte eine große Schale vor sich. Tapfer wie wir waren konnten wir jedoch alles trinken. Eine zweite Portion lehnten wir jedoch mit Hinweis auf unseren vollen Bauch dankend ab. Den Abend verbrachten wir gemeinsam in geselliger Runde. Nach einiger Zeit packte der beleibte Familienherr seinen Bauch aus und präsentierte ihn uns stolz.

Der Hausherr und sein potentieller Nachfolger

Der Hausherr und sein potentieller Nachfolger

Ihm ging es also sehr gut, die Familie war wohlgenährt – bei den Nomaden in gewissem Maße ein Statussymbol. Da wir Europäer sehr müde waren, waren wir froh, dass die Familie ebenfalls früh ins Bett ging. Sofort stellte sich ein sehr angenehmer Tag-Nachtrhythmus ein. Meistens legten wir uns gegen 21 Uhr, 21:30 Uhr schlafen, da es schlichtweg dunkel war und man müde war. Aufgestanden sind wir dann in der Regel gegen 7:30 Uhr. So auch am nächsten Tag. Zuvor legten wir uns alle gemeinsam in derselben Jurte schlafen. Nur Alma und Nyemma schliefen im Auto.

Abendstimmung bei den Nomaden

Abendstimmung bei den Nomaden

Unser Bus bei Sonnenuntergang

Unser Bus bei Sonnenuntergang



Welcome to Mongolia! – Die ersten Tage in Ulan Bator

31 10 2015

1.10. – 3.10.

 

Abends kamen wir in Ulan Bator an, wo wir zunächst von einer Horde wilden Taxifahrern überrannt wurden. Jeder hatte „good Price“. Allerdings hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon die Bekanntschaft zu einem Spanier bezahlt gemacht, der einerseits schon ein Hostel gebucht hatte, zu welchem er uns mitnehmen konnte. Außerdem hatte er schon einige Verhandlungsfähigkeiten, die uns bei der Rekrutierung eines Taxifahrers sehr behilflich waren. Als das Gepäck eingeladen war, ging es durch den Verkehrsdschungel von Ulan Bator. Eine gute Dreiviertelstunde waren wir unterwegs, bis uns das Taxi am „Golden Gobi“ herausließ, das selbsternannte „beste Hostel“ der Stadt. Mein Heim für die nächsten 2 Wochen.

Till und ich vor der Ankunft in UB

Till und ich vor der Ankunft in UB

Nachdem Till und ich die Zimmer bezogen und erste Bekanntschaften mit Hostelbewohnern schlossen haben wir bald die Fühler nach den Möglichkeiten einer Tourbuchung ausgestreckt. Dies hat mich zunächst einmal überfordert, denn man hatte unzählige Möglichkeiten. Touren wurden praktisch für jeden Teil der Mongolei angeboten. Welche Tour man buchen wollte hängte von den eigenen Vorlieben ab und dem herrschenden Wetter. Bei letzterem wurden Schlagworte wie „Minus 10 Grad bei Nacht“ und „Schlafsack“ genannt. Dafür war ich irgendwie nicht so wirklich vorbereitet. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass die Hostelbesitzerin uns Touren aufs Ohr drücken wollte, wo sich der skeptische Deutsche natürlich sofort innerlich dagegen sträubt. Ich machte die Bekanntschaft mit Charyssa, die ähnliche Vorstellungen einer Tour hatte wie ich. Uns war beiden wichtig, dass wir eine möglichst authentische Erfahrung machen können, denn es lag die Befürchtung nahe, dass viele Touren die Realität zugunsten des Showeffektes etwas verzerren und bestimmte Nomadenfamilien dafür bezahlen, dass sie uns eine kleine Zirkusnummer vorspielen. Die Entscheidung wurde aber auf den nächsten Tag verlegt, zunächst ging es indisch Essen. Das Essen war super, die Runde groß und gesellig. Spannend war auch die Bekanntschaft zu einem Österreicher der an diesem Tag von einer sechswöchigen Reise durch die Mongolei zurück kam. Dabei war er nur mit Rucksack und seinen eigenen zwei Beinen unterwegs. Es geht also immer noch etwas extremer.

Am nächsten Morgen verabredeten Charyssa und ich uns mit einem Engländer namens Brian, den sie bereits kennenlernte. Zu dritt hatten wir uns überlegt, ob wir entweder einen individuell arbeitenden Fahrer buchen wollen, der uns überall dorthin bringen könnte, wo wir hinmöchten. Da man bei dieser Option jedoch alles selbst organisieren muss, also Proviant, Sprit, Ausrüstung, haben wir uns dagegen entschieden und die Hostelbesitzerin mit unserem Wunsch nach Authentizität konfrontiert. Diese zauberte dann prompt eine Tour mit „Fokus auf Authentizität“ aus dem Hut. Das Ziel war die zentrale Gobiwüste. Der Clou dieser Tour sollte jedoch sein, dass unser Tourguide und der Fahrer Familien finden müssen, die uns aufnehmen. Das klang in unseren Ohren gut und wir willigten ein. Kostenpunkt bei 3 Personen: 625 Dollar. Deswegen war uns schnell daran gelegen, noch 1-3 weitere Personen für die Reise zu gewinnen, da dann die Kosten pro Person sinken würden. Da es am nächsten Tag losgehen würde und die Hostelbesitzerin noch alle nötigen Schritte in die Wege leiten müsse, hatten wir für die Werbung noch 2 Stunden Zeit. Glücklicherweise hatte sich Charyssa bereits einige Hostels auf ihrer Karte markiert, damit wir diese nach potentiellen Mitstreitern absuchen konnten. Außer einem netten Spaziergang durch Ulan Bator hat uns das jedoch nicht viel gebracht, denn wir haben niemanden gefunden, der sich uns anschloss. Die Größe der Gruppe hatte aber auch ihre Vorteile, wie sich bald herausstellte. Nachmittags machten Till und ich uns auf die Suche nach einem Markt, um dort warme Klamotten für die Touren zu kaufen. Ich brauchte vor allem noch einen dicken Pullover. Ich hatte zwar einen dabei, aber erstens war er mir nicht warm genug, zweitens schien es, als hätte ich ihn verloren…was sich später als Wahrheit herausstellen sollte. Vermutlich habe ich ihn im Restaurant tags zu vor liegen gelassen. Dinge zu verlieren gehört leider zum Reisealltag dazu. Da man kein richtiges Zuhause hat, wo man seine Habseligkeiten lagern kann, kommt es eben immer wieder vor, dass man Dinge verliert. Ich brauchte also einen Pullover. Auf dem Markt war ich etwas erschreckt über die Preisvorstellungen der Verkäufer. Kaum zum Handeln bereit, wollten sie für normale Pullover mehr als 20 Euro. Das war mir zu viel. Gegen Ende, nachdem ich bereits viel Spott und Hohn von einigen Verkäufern ob der Dreistigkeit meiner Preisvorstellungen bekommen habe, hat es mir jedoch ein Pulli besonders angetan. Besonders dick und weich und vor allem schön, wollte die Kassiererin abermals 20 Euro haben. Diesmal hatte ich jedoch ein gutes Argument auf meiner Seite, denn der Pullover hatte keine Kapuze, was tatsächlich etwas unpraktisch war, mich jedoch nicht wirklich vom Kauf abhalten wollte. Dennoch machte ich der Verkäuferin klar, dass ich den Pulli zwar schön finde, er ohne Kapuze jedoch mehr oder weniger nutzlos für mich sei. So konnte ich sie auf 10 Euro herunterhandeln und als ich ihr die Scheine vor die Nase hielt, konnte sie nicht mehr widerstehen. So hatte ich den Jackpot ergattert und zudem das Feilschen gewonnen, was mich glücklich machte.

Till und ich mussten dann Abschied nehmen. Da er einen viel engeren Zeitplan hatte, konnte er sich nur eine Tour über 4 Tage leisten. Der Zug nach Peking, bzw. das Flugzeug zurück nach Deutschland warteten. Unsere Tour sollte nun 9 Tage lang dauern, was für meinen Geschmack etwas zu lang war. Wenigstens passte es mit den Ferien der Chinesen zusammen, denn deren Botschaft war aufgrund dessen erst in 10 Tagen wieder geöffnet. Dort musste ich hin, um mein Visum für China zu beantragen.

 

 



Winter is Coming! Die Fahrt mit der transsibirischen Eisenbahn

13 10 2015

 

    20.9. – 30.9.

    Ich habe mich zugegebener Maßen die letzte Zeit immer etwas davor gedrückt, den Beitrag über die Fahrt mit der Transsib zu verfassen. Es ist gar nicht so leicht, all die Etappen und Eindrücke zusammen zu fassen. Außerdem steht der letzte Abschnitt von Ulan Bator nach Peking noch bevor und ein Teilabschnitt der Strecke von Moskau nach Peking habe ich gar nicht mit der Bahn, sondern mit dem Bus zurückgelegt. Somit sind die Erlebnisse, die man auf so einer Reise macht in keinster Weise vorhersehbar und schwer zusammenzufassen. Ich versuch einmal, vorne zu beginnen.

    Am Zug angekommen

    Am Zug angekommen

    Als ich nach 5 Tagen in Moskau endlich vor meinem Zug stand, der mich auf meinem ersten Streckenabschnitt nach Nizhnij Nowgorod bringen sollte, war ich äußerst aufgeregt. Der Wunsch, meine Reise mit der Transsib zu beginnen, war einer der ersten, der zu Beginn der Planung meiner Reise konkret wurde. Ich wusste immer, dass ich die Reise mit der Transsib beginnen wollte und da stand ich nun. Das Reisen mit der Transsib ist mittlerweile für mich selbstverständlich, aber wenn man ehrlich ist, dann ist so eine Fahrt für einen Deutschen eher etwas Exotisches. Und als Exot habe ich mich da auch gefühlt, denn ich war umgeben von Einheimischen. Nirgendwo waren andere Backpacker zu sehen und als sich der Zug in Bewegung setzte und ich eine erste Tour durch die Abteile machte, konnte ich auch keine weiteren Touristen entdecken.

    Glücklich im Zug

    Glücklich im Zug

    Zunächst einmal war ich beruhigt, dass es sich bei meinem Zug tatsächlich um einen der Transsib handelt. Es gibt nämlich nicht „die Transsibirische Eisenbahn“, es handelt sich dabei vielmehr um eine Strecke, die von Hunderten von Zügen frequentiert wird. Dabei gibt es Züge, die größere Abschnitte zurücklegen und damit eher als „Transsib“ bezeichnet werden dürfen und andere Züge, die nur Teilabschnitte befahren und sich auch äußerlich etwas von den Originalzügen unterscheiden. Das wichtigste war jedoch, dass die Züge dieselbe Strecke abfahren, wie sie schon Jahrhunderte zuvor errichtet wurde und dass sie sich innerlich gleichen, sodass auch in den nicht-originalen Zügen sofort Transsib-Flair aufkommt.

    „Wenn ich an meine Fahrten durch Russland zurückdenke, erinnere ich mich vor allem der russischen Eisenbahnwagen…In einem russischen Fernzug richtete sich alsbald ein gemütliches Leben ein.“ Fedor Stepun

    Mit Bier und Reiseführer im Zug

    Mit Bier und Reiseführer im Zug

    Genauso ist es. In den Transsibzügen gibt es 3 verschiedene Klassen, wobei die erste Klasse vermutlich nur in den originalen Zügen existiert, zumindest gab es in meinen Zügen nie eine erste Klasse. Die zweite Klasse (Coupé) besteht aus 4-Bett Abteilen. Diese wiederum bestehen aus 2×2 Betten übereinander und einem kleinen Tisch in der Mitte. Eine Schiebetür separiert das Abteil vom Gang. Die dritte Klasse wiederum kann als Großraumwaggon bezeichnet werden. Ein schmaler Gang zieht sich durch den Waggon, an dessen Seite bereits Betten entlang gestaffelt sind. Dazu schließen sich zur anderen Seite offene Abteile mit je 2×2 Betten an. Somit teilt man sich einen Waggon mit schätzungsweise bis zu 40 anderen Personen, woraus sich eine besondere Atmosphäre ergibt, welche man nur in den russischen Zügen erleben kann.

    Dritte Klasse der Transsib

    Dritte Klasse der Transsib

    Die ersten beiden Zugabschnitte wollte ich in der authentischen 3. Klasse (Platzcard) erleben und die Reise war zugegebermaßen nicht sehr komfortabel. Im Gegenteil: Vor Allem wenn man ein oberes Bett im offenen Abteil bekommt kann allein schon das Heraufklettern zu einer anstrengenden Hürde werden. Es gibt lediglich eine kleine Sprosse, mit der man auf das obere Bett gelangt. Darin kann man dann im Grunde genommen auch nur liegen, da bereits 50 cm über dem Bett die Gepäckhalterung beginnt, so dass man sich nur halb aufrichten kann. Da das Bett selbst gerade genug Platz bietet, um darin zu liegen und vl. ein Buch abzulegen, deponiert man sein Handgepäck oben auf diese Gepäckablagerung. Daraus ergeben sich amüsant-anmutende Verrenkungen.

    Schaffnerin und Gäste an einem Bahnsteig

    Schaffnerin und Gäste an einem Bahnsteig

    Hat großen Anteil an der Gemütlichkeit im Zug: Der Warmwasserspender für Tee, Kaffee oder Suppe

    Hat großen Anteil an der Gemütlichkeit im Zug: Der Warmwasserspender für Tee, Kaffee oder Suppe

    Gang im Wagen der 2. Klasse

    Gang im Wagen der 2. Klasse

    Generell kann man in der dritten Klasse unterschiedliche Erfahrungen machen. Von extrem ruhig (wie es bei mir war) bis extrem wild (in vielen Erzählungen gehört) kann einem alles passieren. In meinem Fall war es auf allen teilabschnitten sehr ruhig. Entgegen meiner Erwartungen wurde nirgends Vodka getrunken, nirgends laut gegrölt, oder Party gefeiert. Im Gegenteil: Die Russen gehen sehr behutsam miteinander um, jeder ist darauf bedacht, möglichst wenig zu stören. So war es zumindest immer in meiner Umgebung. Ich würde sogar behaupten, dass solch ein System in Deutschland gar nicht möglich wäre, da sich die Leute spätestens nach einer halben Stunde gegenseitig an die Gurgel gehen würden. Hier reisen die Russen teilweise über Tage auf engstem Raum gemeinsam. Das ist schon sehr beeindruckend.

    Das nennenswerteste auf meinem ersten Teilabschnitt von Moskau nach Nizhnij Nowgorod war eine nette Dame, die mir im Platzcard Abteil gegenüber saß. Voll motiviert nahm ich irgendwann meinen Wörterbuch heraus und zwang ihr ein Gespräch auf: Wie heißt du, woher kommst du, blabla, natürlich alles auf russisch. Weiter kamen wir jedoch nicht, da ich ihre weiteren Fragen nicht verstanden habe und sie kein Wort Englisch sprach. Allerdings ergaben sich im Folgenden einige amüsante Begebenheiten, denn die Dame hat mir unbewusst so ziemlich jede Handlung nachgemacht. Zunächst dachte ich mir, dass ich mir das nur einbilde, aber dies zog sich über die kompletten 6 1/2 Stunden Fahrt: Legte ich mich hin, legte sie sich auch hin. Drehte ich mich auf den Bauch, drehte sie sich auch auf den Bauch. Hab ich mich zum Essen hingesetzt, tat sie es mir gleich. Sie ging nur einmal (selbstständig) auf Toilette. Ansonsten taten wir mehr oder weniger immer das gleiche. Dazu muss man sagen, dass wir beide ein unteres Bett hatten, wo alle Handlungsabläufe deutlich einfacher sind als oberhalb.

    Dorf zwischen Moskau und NN

    Dorf zwischen Moskau und NN

    Landschaftlich tat sich im ersten Streckenabschnitt noch nicht alzu viel, aber man kommt trotzdem nicht umher, die meiste Zeit aus dem Fenster zu schauen und die Landschaft an sich vorbeirauschen zu sehen. Es ging eine gute Stunde durch Moskauer Vororte, danach meist durch eine abwechselnde Landschaft aus Wald und Dörfern. Abends kam ich dann in Nizhnij Nowgorod an, wofür ich ja bereits einen Artikel verfasste.

    Der nächste Streckenabschnitt von NN nach Nowosibirsk sollte der längste werden: 47 Stunden Zugfahrt, eingerichtet in einem oberen Platzcard-Bett. Weniger Komfort geht nicht, zumal der Zug deutlich voller war, als der vorherige. Als ich mein Bett erreichte, fand ich mich in einer Gruppe von Babuschkas wieder, die mir sofort bereitwillig beim Beziehen des Bettes halfen, was von unten gar nicht so leicht ist und von oben aus erst recht gar nicht möglich ist. Besonders gesprächig waren sie dennoch nicht. Allerdings habe ich mittlerweile gelernt, dass man als Frau deutlich leichter mit Einheimischen ins Gespräch kommt. Vor Allem ältere Damen sind gegenüber Männern eher reserviert, während man als Frau sehr herzlich empfangen wird. Naja gut, auch kein Problem für mich. Nett war es trotzdem. Die Zugfahrt ging um 18:30 Uhr los. Zwischendurch bin ich eingeschlafen und als ich aufwachte, merkte ich, dass die eine Babuschka sogar oben auf dem gegenüberliegenden Bett lag. Das finde ich eine sportliche Leistung. Da muss man in dem Alter erstmal hochkommen…

    Ausblick vom oberen Bett in der dritten Klasse

    Ausblick vom oberen Bett in der dritten Klasse

    Der komplette Tag danach verlief seehr ruhig. Der Zug durchquere zunächst den Ural, der entgegen vielleicht mancher Erwartung kein gewaltiges Gebirge ist, sondern eher eine Mittelgebirgslandschaft offenbart. Der Zug schlängelte sich durch zarte Täler, die an manchen Stellen etwas dem Schwarzwald ähneln.

    Der Ural

    Der Ural

    Ich machte es mir an diesem Tag zum Ziel, den Grenzstein, der die geografische Grenze zwischen Europa und Asien markiert, zu fotografieren. Mein Reiseführer hat den genauen Kilometerpunkt beschrieben und wenn man auf der rechten Seite des Zuges aus dem Fenster blickt, sieht man die Kilometersteine in regelmäßigen Abschnitten an sich vorbei ziehen. Je nach Geschwindigkeit des Zuges und nach Nähe des Steines zum Zug, ist es gar nicht so leicht, die Ziffer darauf zu erkennen. Da mir dies zunächst nicht gelang, fragte ich diverse Schaffnerinnen (in den zügen gibt es nur weibliche Schaffner) danach, wann wir ungefähr den Grenzstein passieren. Nachdem ich drei verschiedene Antworten bekam, versuchte ich es dann lieber doch nochmal selbst und konnte dann einen Kilometerstein entziffern. Er sagte mir, dass es noch 280 Km zu gehen sind, was ca. 3 Stunden weitere Fahrt bedeutete. So konnte ich mich zunächst anderen Dingen widmen: Musik hören, lesen, Bier im Speisewagen kaufen…

    Frauen verkaufen getrockneten Fisch am Bahnsteig.

    Frauen verkaufen getrockneten Fisch am Bahnsteig.

    Irgendwann war es dann so weit. Nachdem ich immer wieder die Kilometersteine checken konnte waren wir noch 2 Km vom Grenzstein, ein 4 m hoher Obelisk entfernt. Wir bewegten uns mit ca. 70 KmH, was bedeutete, dass man schnell sein musste, wenn man den Stein fotografieren wollte. Dann war es noch 1 Km und ich hielt meine Kamera bereit….da ist er!! Und genau in dem Moment als ich abdrückte…verdeckte ein Oberleitungspfosten den Obelisken…Ich überlegte, ob ich mich ärgern sollte, oder ob ich es lustig finden sollte und entschied mich für letzteres und habe den Babuschkas versucht zu erklären, was mir gerade passierte…

    Das Meisterwerk...

    Das Meisterwerk…

    In Jekaterinburg stiegen zwei Franzosen dazu, welche die ersten Touristen waren, die mir auf der Fahrt begegneten. Wir quatschten eine Runde und vereinbarten ein gemeinsames Vodkatrinken für den Abend. Wir machten uns dann auf zum Speisewagen und tranken dort einige Runden und unterhielten uns nett. Interessant, dass ich mein erstes Vodkaerlebnis mit zwei Touristen hatte.

    Russen am Bahnhof von Jekaterinburg

    Russen am Bahnhof von Jekaterinburg

    Der Bahnhof von Jekaterinburg

    Der Bahnhof von Jekaterinburg

    Als ich am nächsten morgen aus dem Fenster blickte, bot sich mir ein gespenstiges Bild: Es war neblig und die Landschaft war sumpfig – Wir hatten die sibirische Tiefebene erreicht. Von meinem Reiseführer wusste ich, dass man hier eine flache Ebene dargeboten bekommt, die bis zum Horizont reicht. Der Nebel verdeckte mir jedoch einstweilen die Sicht. Schön anzuschauen war es dennoch.

    Gespenstige Atmosphäre in der sibirischen Tiefebene

    Gespenstige Atmosphäre in der sibirischen Tiefebene

    Der Nebel lichtet sich

    Der Nebel lichtet sich

    Gegen Mittag stiegen zwei Russen in unser offenes Abteil, welches zuvor von 2 der Babuschkas geräumt wurde. Als wir später ins Gespräch kamen, stellte sich heraus, dass die beiden professionelle Eishockeyspieler der ersten russischen Eishockeyliga sind. Ihr Englisch war zwar sehr gebrochen aber wir konnten uns dennoch gut unterhalten und hatten viel Spaß. Das war die netteste Begegnung in der Transsib! Als wir dann gemeinsam in Nowosibirsk ausstiegen waren die beiden mir noch sehr behilflich bei der Wegfindung.

    Die beiden Eishockeyspieler und ich

    Die beiden Eishockeyspieler und ich; Ja es ist verwackelt, aber die Dame war nicht in der Lage, bessere Fotos zu machen 😉

    Der nächste Streckenabschnitt von Nowosibirsk nach Irkutsk sollte 36 Stunden dauern. Diesmal wollte ich die Vorzüge der 2. Klasse kennenlernen, welche nur unwesentlich teurer ist, als die dritte Klasse. Und es stellte sich heraus, dass diese deutlich komfortabler ist. Auf das obere Bett führt eine Leiter, man hat mehr Platz um sein Gepäck zu verstauen, das Bett ist etwas bequemer, man kann die Tür zum Gang schließen und die Luft ist nicht so stickig.

    Deutlich bequemer in der 2. Klasse

    Deutlich bequemer in der 2. Klasse

    Nennenswerte Bekanntschaften machte ich dort jedoch nicht.  Landschaftlich war dieser Streckenabschnitt jedoch sehr hübsch: Die 50 Km nach Krasnojarsk schlängelte sich die Bahn durch enge Täler, deren Hänge viele kleine liebevoll gestaltete Datschen und Häuschen zierten. Hier wechselte sich Schönheit und Verfall in regelmäßigen Abschnitten ab. Während das eine Häusschen hübsch verziert und instand gehalten wird, gleich das nächste Haus einer Bruchbude. Manche Häuser sind halbfertig, ganze Straßenabschnitte scheinen verlassen und in den Gärten liegen kaputte und verrottete Autos oder sonstiger Gerümpel. Hier zeigen sich die Auswirkungen des Zerfalls der Sowjetunion besonders.

    Zerfall auf dem russischen Land

    Zerfall auf dem russischen Land

    Hügel mit Häusschen

    Hügel mit Häusschen

    Nach dem Abstecher auf die Baikalinsel Olchon und nun in Begleitung von Till, ging es im nächsten Streckenabschnitt von Irkutsk nach Ulan-Ude, wo sich die Transsib-Strecken aufteilen. Die originale Strecke verläuft von dort östlich weiter bis nach Wladiwostok. Die transmongolische Route biegt in Ulan Ude Richtung Süden in die Mongolei ab. Auch dieser Streckenabschnitt war besonders schön und Till und ich wechselten immer wieder zwischen den Blickrichtungen hin und her weil, sowohl links vom Zug der Baikalsee, als auch rechts vom Zug die Gebirgslandschaften atemberaubende Blicke darboten. Manchmal führte die Zugstrecke direkt am Ufer des Baikalsees entlang. Auch dieser Streckenabschnitt war ruhig und nach ca. 9 Stunden erreichten wir Ulan Ude.

    ...auf der anderen Seite Gebirgszüge

    …auf der anderen Seite Gebirgszüge

    Auf der einen Seite der Baikalsee...

    Auf der einen Seite der Baikalsee…

    Den bisher letzte Streckenabschnitt beschlossen wir, mit dem Bus zurückzulegen. Die Zugfahrt bis nach Ulan Bator hätte 18 Stunden gedauert, was vor allem an einem sehr langwierigen Grenzprocedere liegt. An der Grenze hat man bis zu 6 Stunden Aufenthalt, bis der Zug endlich die Grenze zur Mongolei passieren kann. Da der Zug darüber hinaus mitten in der Nacht angekommen wäre, entschieden wir uns für den Bus, der knapp 10 Stunden brauchte und dadurch noch abends ankam.

    In Ulan Ude selbst passierte nicht alzu viel, weswegen ich dem Ort keinen eigenen Beitrag widmen werde. Zwei Dinge sind nennenswert: Einerseits ein riesiger Leninkopf, der den zentralen Platz der Stadt ziert. Wir hatten ihn auf ca.7-10 m Höhe geschätzt. Andererseits unsere Suche nach dem Busbahnhof, die sich als alles andere als einfach herausstellte.  Sowohl abends auf der Suche nach dem Busbahnhof, als auch am nächsten morgen, wo wir dann definitiv den Bus nach Ulan Bator nehmen wollten, wurden wir beide Male erstmal an einen „falschen“ Busbahnhof gelotst. Zumindest fuhren dort nicht die Busse ab, die wir brauchten und Tickets konnte man da auch nicht kaufen. Auch die verzweifelten Versuche eines älteren russischen Herrn, halfen uns nicht, den wahren Busbahnhof zu finden. Erst die Gestik einer Dame, welche wir beim zweiten Versuch am nächsten morgen trafen, ab uns die grobe Richtung vor. Als wir dann auf dem Weg noch zwei Russinnen nach „Avtowoksal“ fragten, bestätigten sie uns in unserer Richtung. Dort fanden wir dann tatsächlich den richtigen Busbahnhof samt Bus, der nach UB fahren sollte. Glücklich stiegen wir in den Bus ein. Dieser war bereits sehr exotisch eingerichtet und nicht mehr so ganz mit dem Interieur von westlichen Bussen zu vergleichen. Überall waren verzierte Gardinen aufgehängt und es ergab sich ein asiatisches Setting.

    Das Grenzprocedere dauerte auch mit dem Bus recht lang. Insgesamt mussten wir auf russischer Seite zwei mal den Bus verlassen und dreimal unser Visum vorzeigen. Drogenhunde durchschnüffelten unser Gepäck und wir mussten durch Metaldetektoren. Auf mongolischer Seite mussten wir weitere zwei Male den Reisepass vorzeigen, bis wir endlich die Mongolei betraten.

    Sofort eröffneten sich uns die charakteristischen riesigen, weiten Landschaften, welche ich im Beitrag über die Mongolei noch genauer beschreiben werde.

    Abends kamen wir dann in Ulan Bator an, wo mein Abenteuer in der Mongolei beginnen sollte.



    Erwartungen vollends übertroffen: Der Baikalsee

    13 10 2015

    Sa. 26.9. – Mo 28.9.

    Nach weiteren, eher unspektakulären 36 Stunden Zugfahrt, kam ich morgens um 8 Uhr in Irkutsk an. Das war für mich in sofern etwas Besonderes, da ich dessen eher eigentümlichen Namen schon als Kind auf der Weltkarte kennenlernte. Für mich stand dieser Name für eine Region, die ich sicherlich niemals in meinem Leben besuchen werde und umso erführchtiger machte ich mich dann bei fiesen 5 Grad auf die Suche nach dem Autobahnhof, wo, laut Reiseführer, mich um 10 Uhr ein Minibus auf die Baikalseeinsel Olchon bringen sollte. Selbstbewusst durch meine gesammelten Buserfahrungen aus Nizhnij Novgorod und mithilfe des Reiseführers stieg ich in den Bus, der auch gleich erstmal in die entgegengesetzte Richtung fuhr. Es bedurfte etwas Hand- und Fusskommunikation um zu erklären, wo ich hinwollte, aber irgendwann war auch diese Hürde genommen und ich befand mich am Avtowoksal – dem Busbahnhof. Am Schalter erklärte ich der mäßig gut gelaunten Dame, dass ich auf die Insel Olchon wollte. Sie tippte hastig den Preis in den Taschenrechner und schleuderte mir „Bus 7, 9 oclock!“ entgegen. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es 2 Minuten vor 9 war.  Wo ging es doch gleich raus zu den Bussen? So schnell, wie man mit 13+2 Kg Gepäck laufen kann, bin ich wieder durch die Eingangstür und sah von draußen den Busparkplatz komplett umzäumt. Es gab lediglich eine Schranke, über die aus ich, ohne wieder in die Halle zurück zu müssen auf das Gelände des Busparkplatzes hätte gelangen können. Also warf ich meine beiden Rucksäcke über die Schranke und kletterte darüber. Dabei habe ich es geschafft, mich ordentlich mit Schmieröl einzusauen, sodass meine Jacke einen dicken braunen Streifen auf Bauchnabelhöhe zierte. Das Ticket, welches ich in einer Hand hielt, war auch vollkommen versifft. Egal jetzt-du musst den Bus kriegen. Ich war dann auch tatsächlich der letzte und die umstehenden Leute sahen mich etwas verdutzt an. Ich muss wohl wirklich eklig ausgesehen haben…oder einfach nur trottelig. Der Busfahrer wagte gar nicht, das Ticket in die Hand zu nehmen sondern scheuchte mich in den Bus. Minibus, eher gesagt. Ich fand mich auf engstem Raum mit einer Gruppe von Chinesen wieder. So stellte ich mich auf unangenehme 5 Stunden Busfahrt bis zur Insel ein, die aber dann gar nicht so unangenehm wurden. Die Chinesen stellten sich als äußerst gesellig heraus und ein nettes Gespräch ergab sich daraus, dass sie mir ein Bild von Jürgen Klopp vor die Nase hielten und meinten „You look like him“.

    Die Fahrt führte zunächst durch Wälder, eher die Bäume weiten Landschaften platzmachten, die vl. schon einen kleinen Vorgeschmack auf die Mongolei geben sollten. Nach gut 4 Stunden Fahrtzeit erreichten wir den Fähranleger und es war Zeit, sich am Ufer des bereits dort atemberaubenden Baikalsee die Füße zu vertreten. Es sollte eine gute halbe Stunde dauern, bis die Fähre, die uns auf die Insel Olchon bringen sollte, an unserer Uferseite ankam.

    Zeitvertreib während wir auf die Fähre warteten, die uns auf die Insel übersetzen sollte

    Zeitvertreib während wir auf die Fähre warteten, die uns auf die Insel übersetzen sollte

    Auf der Fähre lernte ich auch Frederico kennen, einen mitsechziger Schweizer. Es stellte sich heraus, dass wir uns gemeinsam eine Unterkunft im Hauptort der Insel, Chushir, suchen würden. Die Chinesen hatten deutlich besser geplant und wurden vom Ankunftsort abgeholt, Frederico und ich mussten uns erst noch auf die Suche machen. Wir landeten bei Annas B&B. Anna ist eine nette und typische Babuschka, deren Appartments wir für knapp 10 Euro pro Nacht mieten konnten. Diese befanden sich auf einem sehr chaotischen Gelände mit viel Gerümpel und unbestellten Gemüsefeldern.

    Annas B&No - B

    Annas B&No – B

    Ihr Sohn Max, der leider kein Wort Englisch konnte, war auch stets bemüht, uns das Leben zu erleichtern. Leider stellte sich heraus, dass das B&B zwar ein Bed, jedoch kein Breakfest enthielt…

    3 (sehr harte) Betten für mich allein

    3 (sehr harte) Betten für mich allein

    Den ersten Abend verbrachten Frederico und ich, die nähere Umgebung der Stadt zu erkunden und dem wundervollen Sonnenuntergang zu fröhnen. Dabei bemerkten wir zum ersten Mal die große Anzahl an chinesischen Touristen auf der Insel. Eigentlich waren wir beide (bis auf 3 Holländer, die wir immer wieder trafen) die einzigen westlichen Touristen. Ansonsten traf man ausschließlich Chinesen. Auf einer kleinen Anhöhe östlich der Stadt konnte man Gruppen von ihnen beobachten, wie sie vor dem Sonnenuntergang posen. Vereinzelte, hübsch verkleidete Frauen räkelten sich lasziv in den letzten Sonnenstrahlen und ließen sich dabei bereitwillig ablichten. Dies ergab ein amüsantes Schauspiel.

    CHinesin im Rotlicht

    Chinesin im Rotlicht

    Alzu lange hielten wir es jedoch nicht aus und fanden unsere Bleibe nach Aufgang des an diesem Abend stattfindenden Supermondes wieder.

    Chushir nach Sonnenuntergang

    Chushir nach Sonnenuntergang

    Der sogenannte Supermond

    Der sogenannte Supermond

    Frederico musste am nächsten morgen leider schon zurück aufs Festland aufbrechen, sodass ich mit meiner Chinesengruppe vereinbarte, eine gemeinsame Tour zur Nordspitze der Insel zu machen. Vorher hatte ich jedoch noch ein Problem zu lösen. Da ich wie bereits beschrieben in großer Eile zum Bus gelangte, kam ich nicht dazu, Bargeld abzuheben. Nun gibt es aber auf der Insel keine Bankautomaten, bzw. Möglichkeiten, Geld abzuheben. Ich sah mich vor dem Problem, mein letztes bisschen Bargeld für die Bezahlung der Unterkunft auszugeben und sonst nicht in der Lage zu sein, weitere Aktivitäten außer kostenlosem Spaziergehen zu unternehmen. Zum Glück wird im Reiseführer ein deutscher Tourenanbieter aufgeführt, der zumindest im Sommer die Möglichkeit anbietet, Geld abzuheben. In ihm sah ich also die einzige Möglichkeit Geld abzuheben. Als ich an seinem Haus ankam, und mehrmals gerufen, bzw. geklopft habe, hat sich erstmal nichts getan. Nach einer Weile kam eine verschlafen dreinblickende Dame aus dem Haus, der ich versuchte zu erklären, dass ich Geld zum Abheben benötigte. Sie holte daraufhin ihren Mann, der sich als genau der Deutsche herausstellt, als der er im Reiseführer beschrieben wurde. Auch er schien bereits etwas im Winterschlafmodus zu sein und erklärte mir, dass er keine Möglichkeit mehr sähe mir zu helfen. Aus Angst, nun vollends aufgeschmissen zu sein, hakte ich noch einmal nach und bat ihm mein Bargeld in Euro an, welches er mir, gerne auch zu einem für ihn günstigen Wechselkurs, doch bitte wechseln sollte. Somit tauschte ich quasi 50 Euro in Rubel in einem Gegenwert von 30 Euro um, aber wenigstens hatte ich nun Bargeld um Dinge zu tun. Also schließ ich mich der Chinesengruppe an, um die Tour zum Nordkap zu machen.

    Morgenstimmung in Chushir

    Morgenstimmung in Chushir

    Diese war auch sehr unterhaltsam, lässt sich aber besser durch Bilder erklären. Alles in Allem war es etwas enttäuschend, dass die Fahrer die Gruppen von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt scheuchten und wir jedes Mal großzügige „ten Minut“ bekamen um ein paar gestellte Fotos zu machen. Des Weiteren empfand ich die Chinesen als sehr geräuschvoll, viele liefen mit Musik aus ihren Handylautsprechern umher, was der landschaftlichen Atmosphäre nicht unbedingt zu Gute kam. Ich versuchte trotzdem das beste daraus zu machen, indem ich mich regelmäßig von den anderen entfernte, um meine Ruhe zu haben. Meine Chinesengruppe war dabei noch relativ ruhig, aber da alle Touristengruppen mehr oder weniger gleichzeitig von Attraktion zu Attraktion gekarrt wurden, war das Menschenaufkommen eben immer relativ hoch. 12080718_868601396588027_821626053_n12071652_868594426588724_537144212_n12067773_868594406588726_707332872_n

    Am Nordkap hatten wir gute eineinhalb Stunden Zeit uns die Beine zu vertreten, ehe es Mittagessen gab. Von dort hatte man einen beeindruckenden Ausblick auf die Felsklippen der Insel und auf das imposante Ufer des Baikalsees. In der Regel ging das Ufer nahtlos in Berge über, sodass sich eine regelrechte Wand auf der anderen Seite des Sees aufrichtete. Wundervoll anzuschauen. 12083946_868601339921366_85701418_n - Kopie

    Nach dem Mittagessen gab es noch einige vereinzelte Aussichtspunkte, es ging dann aber stetig Richtung Ausgangspunkt zurück.

    Meine lieben Chinesen

    Meine lieben Chinesen

    Nur Unfug im Kopp

    Nur Unfug im Kopp

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    Abends traf ich mich dann noch mit den Chinesen, um gemeinsam Vodka zu trinken und Unfug mit Google Translate zu treiben. Der Tag schloss mit einem netten Abend.

    Mein Plan für den nächsten Tag sah vor, ein Fahrrad zu mieten um die Insel auf eigene Faust zu erkunden. Aber meine Glückssträhne schien am nächsten morgen gerissen zu sein, denn es sah sehr stark nach Regen, oder gar Schnee aus. Mein Thermometer zeigte 2 Grad an und ich fror bitter. Deswegen habe ich mich eher Hals über Kopf dazu entschieden, die Insel wieder zu verlassen – Eine Impulsentscheidung, welche man manchmal beim Reisen treffen muss. Dazu muss gesagt werden, dass meine Unterkunft wirklich nicht komfortabel war. Mein Zimmer musste ich manuell heizen, indem ich die Heizung an den Strom anschließe. Die Dusche war auch eher provisorisch, deren Wasser aufbereitet werden musste und eine halbe Stunde zum Aufwärmen bedurfte. Kurz – ich hab mich etwas unwohl gefühlt und hatte auch keine Lust, krank zu werden. Also nahm ich den Bus zurück nach Irkutstk um 10 Uhr morgens – etwas zum Leidwesen meiner Chinesen, die den nächsten Tag auch mit mir planten. Wu Dang (oder ihr westlicher, selbsterwählter Name Vanessa) schenkte mir zum Abschied noch ihren Schal, den ich, wie sich noch herausstellen sollte, wirklich sehr gut gebrauchen konnte!

    Typisches Abendessen für mich in Russland: Instant-Nudelsuppe, leckeres, süßes, dunkles Brot und etwas Wurst. Dazu natürlich ein warmes Getränk. Die Russen trinken eher Tee, ich bin mehr der Kaffeemensch

    Typisches Abendessen für mich in Russland: Instant-Nudelsuppe, leckeres, süßes, dunkles Brot und etwas Wurst. Dazu natürlich ein warmes Getränk. Die Russen trinken eher Tee, ich bin mehr der Kaffeemensch

    Auf dem Rückweg im Bus machte ich dann eine weitere wundervolle Bekanntschaft. Ich traf Till, einen Deutschen, der ebenfalls eine Transsibreise unternahm. Wir verstanden uns auf Anhieb und hatten viele gleiche Interessen, sodass die Rückfahrt nach Irkutsk sehr kurzweilig wurde. Wir entschieden dann auch, das selbe Hostel aufzusuchen und verbrachten den Abend gemeinsam mit einer Koreanerin. Wir suchten ein nettes Lokal im Zentrum von Irkutsk auf und hatten leckeres chinesisches Essen.

    Abends buchten wir dann noch das Zugticket nach Ulan Ude. Der Zug sollte bereits am nächsten Tag morgens losfahren.

    Wunderschöne Landschaft auf Olchon

    Wunderschöne Landschaft auf Olchon

     



    Russische Gastfreundschaft in Nowosibirsk

    29 09 2015

    Do. 24.9. – Fr. 25.9.

     

    Der Aufenthalt in Nowosibirsk begann mit einer Unachtsamkeit meinerseits. Die Kommunikation mit meinem Host Svetlana verlief schon Tage zuvor problemlos, da wir viel über Whattsapp kommunizierten und ich ihr meine Ankunftszeit 14:40 Uhr früh mitteilen konnte. Als ich mich dann im Zug auf den Ausstieg vorbereiten wollte und meine Sachen packen wollte, merkte ich, dass noch nicht so richtig Aufbruchstimmung im Wagon herrschte, woran man immer merken konnte, dass man in Kürze eine größere Stadt erreichte (und dazu gehörte Nowosibirsk zweifelsohne). Ein Blick auf die Kilometersteine zur Rechten des Zuges verriet mir, dass es noch mehr als 200 Km bis Nowosibirsk sind, was angesichts der erwarteten Ankunftszeit nicht stimmen konnte. Erst ein Hinweis meiner freundlichen Hockeynachbarn (siehe bald im Kapitel zur Transsib) ließ es mir wie Schuppen aus den Haaren fallen: Die auf dem Ticket angegebene Zeit war nicht die Ortszeit, sondern die Moskauer Zeit! Es waren also noch 3 Stunden bis nach Nowosibirsk und prompt war die ganze schöne Kommunikation mit Svetlana hinüber, da ich sie jetzt darauf hinweisen musste, dass ich erst um 17:40 Uhr ankam. Das war angesichts der lückenhaften Datenübertragung der sibirischen Tiefebene und Spontaneität meiner Eilmeldung gar nicht so einfach. Es blieb mir nichts anderes übrig, als bis 20:30 Uhr auf sie zu warten, was sich aber durch eine glückliche Fügung als angenehmer als zunächst erwartet herausstellte.

    Als ich am Bahnhof ankam, machte ich mich auf die Suche nach den in meinem Reiseführer beschriebenen Gepäckaufbewahrungen. Als ich diese fand, konnte ich mit den darauf angebrachten Erklärungen zur Benutzung jedoch nicht allzu viel anfangen, weswegen ich die nächstbesten Russen, die aussahen, als sprächen sie evt. Englisch ansprach. Es handelte sich dabei um eine Gruppe von sehr liebenswürdigen, hilfsbereiten Mitdreißigern, die mir nicht nur äußerst gerne bei der Benutzung der Safes behilflich war, sondern mich ohne größere Umschweife mit in die nächste Kneipe nahmen, da sie ebenfalls Wartezeit zu überbrücken hatte. Es ergab sich eine nette Bekanntschaft, wie sie wohl nur auf solchen Reisen geschehen kann. Absolut zufällig, spontan und vollkommen unerwartet. Die nächsten 2 Stunden waren kurzweilig und angenehm. Mich bei der Rechnung für unsere Getränke und die gemeinsame Snackplatte zu beteiligen war aussichtslos, sie übernahmen alles mit der Begründung, dass ich Gast in Sibirien bin.

    Unerwartete gesellige Runde im Irish Pub

    Unerwartete gesellige Runde im Irish Pub

    Nach der Verabschiedung, bemerkte ich, dass sie ebenfalls die Rechnung für den Gepäcksafe übernahmen, denn zu meiner Verwunderung wollte die zuständige, äußerst korrekte Dame kein Geld von mir. Vielen Dank ihr Lieben!

    Die Bahnhofshalle in Nowosibirsk

    Die Bahnhofshalle in Nowosibirsk

     

    Als Svetlana und ich uns trafen, musste ich endgültig erkennen, dass Gastfreundschaft in Sibirien kein Zufall ist. Svetlana ist vermutlich der gastfreundlichste Host, den ich jemals treffen werde. Hätte ich nicht mit Eisernheit darauf bestanden, hätte ich an den beiden Tagen mit ihr gar kein Geld ausgegeben. Svetlana wollte mir jegliche Ausgaben ersparen, Getränke, Essen, als auch die Taxifahrt wollte sie übernehmen, mit der Begründung, ich sei ihr Gast. Bei ihr zu Hause hat sie sowohl abends noch, als auch am nächsten morgen für mich gekocht und mir auch sonst alles angeboten, was sie hatte. Freitagmittags haben wir einen Spaziergang durch Nowosibirsk gemacht, von dem sie mich nach Hause gebracht hat, nur um dann gleich wieder in die Stadt zu fahren, um zu unterrichten. Ein absolutes Goldstück. Abgesehen davon haben wir uns auch sonst wunderbar verstanden, die Wellenlänge hat gestimmt.

    Tram in Nowosibirsk

    Tram in Nowosibirsk

     

    Nowosibirsk ist weniger schön wie Moskau oder Nizhnij Nowgorod, was aber auch nicht erwarten war. Mein Reiseführer über die Transsib beschreibt Nowosibirsk als nur bedingt sehenswert; nur wer einen Eindruck in „echtes sibirisches Leben“ erhalten möchte, sollte einen Stop dort überlegen. Dafür hat sich der Aufenthalt aber allemal gelohnt. Die Stadt, in der der Kommunismus deutlich stärker spürbar ist, da die Stadt überhaupt erst seit gut 130 Jahren existiert, hat ihren eigenen Charme, der sich einerseits aus Zerfall und andererseits aus westlichen Einflüssen zusammen setzt. Hier sehen die Plattenbauten noch grauer und trostloser aus und die Tür zu Svetlanas Wohnung gleicht endgültig einer Tür in einen Atomschutzbunker „The door to my submarine“.

    Mein Host Svetlana

    Mein Host Svetlana

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    Die Stadt liegt an einem der größten Flüsse Russlands, dem Ob, welcher diese in zwei Teile teilt. Auf der einen Seite waren früher Industrie und die dazugehörigen Arbeiter angesiedelt, auf der anderen Seite Gewerbe und Bürokratie (und Wohnbereich). Heute sind die Teile nicht mehr so strikt getrennt, auch wenn der nördliche Teil der Stadt deutlich wohnlicher ist, als der südliche. Der Spaziergang lässt sich gut durch einige der Bilder beschreiben.

    Abends sind wir dann noch etwas Essen gegangen und auf der Suche nach einem gemütlichen Lokal, um ein Abschiedsbier zu trinken in zwei verschiedenen Örtlichkeiten gelandet, deren Atmosphäre mir sehr gut gefallen hat. Mit Sack und Pack bin ich in beiden Lokalen sofort aus aufgefallen, aber keineswegs negativ. Im ersten Lokal wurde ich nach umgehender Inspektion des örtlichen Tischkickers angesprochen. Zu mehr als einem netten Wortwechsel kam es aber nicht.

    Diese Kirche stellt den Mittelpunkt Russlands dar. Das behaupten zumindest die Bewohner von Nowosiibirsk ;)

    Diese Kirche stellt den Mittelpunkt Russlands dar. Das behaupten zumindest die Bewohner von Nowosiibirsk 😉

    Als ich mich dann von Svetlana verabschiedete sollte der nächste und letzte Abschnitt in Russland beginnen. Die Reise zum Baikalsee.

    Svetlana und ich

    Svetlana und ich

    Auch in Nowosibirsk darf eine Leninstatue nicht fehlen. Ein guter Platz zum skaten.

    Auch in Nowosibirsk darf eine Leninstatue nicht fehlen. Ein guter Platz zum skaten.



    Eispannen, Treppen und ein betrunkener Deutscher. 2 Nächte in Nizhnij Nowgorod

    29 09 2015

     

    So. 20.9. – Di. 22.9.

     

    Sonntags abends kam ich pünktlich in Nizhnij Nowgorod an. Die freundliche Frau, von der ich im Kapitel über die Transsib erzählen werde, die mir alles nachmachte, wies mich am Bahnsteig in eine Richtung, der ich nach standesgemäßer Verabschiedung folgte. Leider stellte sich jedoch heraus, dass ich dort nicht alzu weit kam, da bereits um die nächste Ecke der Gang, dem ich folgte, in die Metrostation führte. Nun bin ich etwas hektisch geworden. Auf der einen Seite hatte ich Maria, mein Host für die nächsten zwei Nächte bereits per Whattsapp unterrichtet, dass ich angekommen bin und diese mir auch schon versicherte, dass sie „under the chandelier“ wartet. Auf der anderen Seite war es mir nicht in der Lage, der Dame, die die gültigen Tickets für die Metrostation entgegennahm, zu erklären, dass ich zum Ausgang wollte. Selbst die Übersetzung, die ich ihr auf meinem Handy zeigte, stellte sie nur vor ein großes Rätsel, so dass sie erst ihre Kollegin rufen musste, die mich prompt in die komplett andere Richtung lotste. Schnellen Schrittes sind wir dann wieder dort hingelangt, wo ich herkam, allerdings von dort aus einen anderen Weg eingeschlagen, der dann tatsächlich Richtung Ausgang führte. Maria wartete immer noch auf eine Antwort von mir und ich wusste zudem nicht, was sie mit Chandelier meinte. Als ich dann draußen war, konnte ich zumindest nachschlagen, was Chandelier bedeutet, „Kronleuchter“. Aha. Wo ist hier bitteschön ein Kronleuchter. Ich beschloss sie anzurufen und just in dem Moment bemerkte mich die Nachahmer-Dame, die unweit von mir mit ihrer Mutter stand. Als ich Maria am Telefon hatte, schlug ich ihr vor, mit der Nachahmer-Dame zu sprechen, da so sicherlich die Positionsbestimmung am einfachsten war. Das hat dann auch geklappt und Maria und ich haben uns begrüßt.

    Wir trafen zunächst ihren Freund Max, wohl eher zufällig als geplant, der grad von einem Fussballspiel kam und eigentlich zunächst Zuhause duschen wollte und sich um die seit diesem Tag vermisste Katze zu kümmern. Von da an begann ein amüsantes Schauspiel zwischen den beiden, was auch locker einem Loriot-Sketch hätte entstammen können. Scheinbar hat Max sich zunächst genötigt gefühlt, direkt mit uns mitzukommen und auf der Suche nach einer Kneipe, um eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken herrschte eine Uneinigkeit zwischen den beiden, bei der ich nur schwer mein Schmunzeln verbergen konnte. Max hatte eine Örtlichkeit im Kopf, die Maria aber zu weit war, weswegen sie vorschlug, zurück zum Auto zu gehen. Das hätte sich nach Max´ Meinung aber nicht gelohnt. Zudem waren wir etwas unter Zeitdruck, weil Maria nicht zu spät zu Hause sein wollte, da sie noch einiges für ihre morgige Unterrichtseinheit vorzubereiten hatte. Deswegen schlug Max vor, zurück zum Auto zu gehen, um dieses zu holen, was Maria jedoch auch ablehnte usw…es war unterhaltsam, den beiden zuzuhören und mir tat es ein wenig Leid. Leider haben meine Versuche, so viel Druck wie möglich aus der Situation herauszubringen nicht wirklich gefruchtet, aber so schlimm war es ja auch nicht. Im Endeffekt sind wir dann im Lokal gelandet, welches Max vorgeschlagen hat und ich bekam ein leckeres Sandwich und gutes Bier. Außerdem war der etwas weite Weg ein schöner Spaziergang durch das nächtliche Nizhnij Nowgorod.

    Bei der Gelegenheit lässt sich gut die Gastfreundschaft von Maria und Max ansprechen. Bei ihnen zuhause habe ich mich schnell sehr wohl gefühlt und auch die Tatsache, dass die Heizung nicht (richtig) funktionierte, war nicht weiter störend. In den beiden Tagen haben die beiden mir den Aufenthalt sehr angenehm gestaltet und mir trotz ihres sehr vollen Zeitplans sehr viel Zeit gewidmet. Wieder einmal ein tolles Beispiel für russische Gastfreundschaft.

     

    Den nächsten Vormittag verbrachte ich im Bett, mittags backten Maria und ich (eher Maria, als ich) russische Pfannkuchen (klingen so ähnlich wie „Blini“…die richtige Schreibweise habe ich gerade nicht parat). Nachmittags führte Maria mich dann zur Hauptattraktion der Millionenstadt: Der Kreml mitsamt einer direkt daneben liegenden imposanten Treppe, die den Steilhang hinunterführt, auf den Der Stadtkern zuführt. Auch in dieser Metropole beweisen Russen, dass sie ein Gespür für Architektur und Raumaufteilung innerhalb einer Stadt haben. Die zentrale Flaniermeile führt leicht abfallend auf den Kreml zu, sodass man diesen von oben kommend stets im Blick hat und gegen Ende den Eindruck bekommt, auf das Meer zuzulaufen. Vor Allem wenn man, wie ich, nicht weiß, dass am hinteren Ende des Kremls ein Steilabhang ca. 80 m in die Tiefe bis zum Ufer der Wolga ragt, dann ist der Überraschungseffekt umso größer. Bilder sagen hierbei mehr als Worte.

    Maria und ich an der Treppe Richtung Wolga

    Maria und ich an der Treppe Richtung Wolga

    Leider war die Treppe Schauplatz eines tragischen Unglückes: Der eh schon leicht angeschlagenen, weil sehr erschöpften Maria ist das zuvor gekaufte Eis nach ein paar Leckern runtergefallen. Nachdem ich sie beruhigen konnte und wir eine Schweigeminute für das Eis eingelegt haben, konnten wir Passanten überreden ein paar schöne Fotos von uns zu machen. Im Folgenden spazierten wir entlang der Kremlmauer dem wunderschönen Sonnenuntergang entgegen, einer der Highlights meiner bisherigen Reise.

    An der Kremlmauer

    An der Kremlmauer

    Später am Abend nahm mich dann Max entgegen, da Maria noch Dinge zu erledigen hatte. Zusammen spazierten wir am Wolgaufer entlang und haben uns sofort gut verstanden. Später sind wir dann noch in die sog. „Rockbar“ eingekehrt, wo wir gut aßen und gutes Bier hatten. Allerdings ereignete sich dort eine weniger angenehme Begegnung und zwar ausgerechnet mit einem Deutschen. Als Max und ich uns über Fussball, die nächste Weltmeisterschaft in Russland und das russische Team unterhalten, schaltete sich einer von zwei Deutschen am Tisch hinter uns ins Gespräch ein. DSCN3415Dessen Alkoholkonsum war sofort nach den ersten Sätzen gut erkennbar, da er mir auf völlig absurde und dazu auch noch aggressive Art und Weise widersprach. Sein Kumpel schämte sich sichtlich für ihn, war aber auch nur mit Mühe in der Lage, die unangenehme Situation zu beenden. Im Endeffekt half dann nur, dass mein Essen kam und ich mich dann einfach damit beschäftigte, als mit dem Idioten weiter zu kommunizieren. Der Wortwechsel geschah übrigens ungefähr so:

     

    Ich zu Max: “Portugal has Christiano Ronaldo, Argentina has Messi, but Germany has a Team and that´s why they won the last…”

    Idiot: Ey, aaalso isch muss jetzt ächt mal sagen, dass Deutschland wirklisch das bessste Team der Welt ist und jeder der das nicht kapiert, der is einfach n Spast (tauscht Sitzplatz mit seinem Kumpel um neben mir zu sitzen und um mir beim Plappern ausversehen ins Gesicht zu spucken).

    Die große Treppe von unten betrachtet

    Die große Treppe von unten betrachtet

    Lichtspiele

    Lichtspiele

    Ich: Aja richtig, ich sag ja auch nur, dass Deutschland ein richtiges Team ist und…

    Idiot: Aj was redest du denn dann da auch? Deutschland ist die beste Mannschaft der Welt und jeder der das nicht kapiert…“

     

    Danach konnte ich noch eine Partie Billard gegen einen Typen aus Nowgorod gewinnen, dass mich dann doch sehr zufrieden das Lokal verlassen ließ.

     

    Am nächsten Tag war ich ein paar Stunden allein unterwegs, spazierte an der Wolga entlang und fuhr mit einer Seilbahn über diese, was mir eine schöne Aussicht auf die Stadt bescherte.

    Abends ging es dann mit Bus zurück zum Bahnhof, um mit dem Zug nach Nowosibirsk zu fahren.

    Lächelndes Wall-E Fernglas :)

    Lächelndes Wall-E Fernglas 🙂

     



    Prastitje, pashalsta! Impressionen aus Moskau

    21 09 2015

    Priwjet aus Moskau! Nun eigentlich bin ich mittlerweile in Nizhnij Nowgorod und ich bin vorher einfach nicht dazu gekommen, den Beitrag über Moskau zu schreiben. Aber hier ist er nun:

    Zunächst mal allgemein gefasst: Moskau ist der Wahnsinn. Eine Stadt, der jegliche Größenbeschreibungen in keinster Weise gerecht werden. Eine Stadt, der zu jeder die Gigantomanie des russischen Kommunismusses anzumerken ist. Die Dimensionen sind schlichtweg gewaltig. Egal wo man hinschaut, irgendwo ragt ein gigantisches Gebäude zwischen anderen großen Gebäuden hervor. Es gibt so viele riesige, palastartige Gebäude, dass mein Host Eugene sie gar nicht mal alle kennt, oder teilweise noch nie gesehen hat, oder sie nicht bemerkt hat…und das obwohl jedes einzelne von ihnen in jeder mittelgroßen Stadt in Deutschland DAS absolute Highlight wäre. Über Allem steht allerdings das Moskauer Stadtzentrum mit Kreml, roter Platz und Basilius Kathedrale (und dem ganzen Drumherum).

    Das erste Mal erblickte ich das Moskauer Stadtzentrum, als Eugene mich am Abend des ersten Tages auf Sightseeing Tour mit dem Auto bei Nacht mitnahm.DSCsdfN3157 Die Hauptverkehrsstraße führt mitten durchs Zentrum und den Kreml mit seinen roten Türmen und den roten Sternen darauf das erste Mal zu sehen war ein sehr erhabener Moment. Bei aller Monumentalität vergisst man dann gern mal den Mund vor lauter Staunen wieder zu zu machen. Eugene hatte jedenfalls sichtlich Spaß daran, mir ein Superlativ nach dem anderen aufzukredenzen.

    Die Lomonossow Universität bei Nacht

    Die Lomonossow Universität bei Nacht

    Nach der Spritztour durch das Zentrum machten wir einen weiteren Abstecher zur Lomonossow Universität, Russlands größter Universität. Auch hier ist der Größenwahnsinn des Stalinismusses spürbar. Ca 40000 Studenten finden hier Platz und einige von ihnen leben sogar in diesem Turm. Das müssen Studentenparties der besonderen Sorte sein…

    Kleiner André, große Uni

    Kleiner André, große Uni

    Am zweiten Tag war ich erstmal etwas auf mich alleine gestellt. Eugene hatte verschiedene Dinge zu tun und außerdem weniger Lust, mich durch die Touristenattraktionen zu führen. Also packte ich mir Verpflegung und russisches Wörterbuch ein und machte mich selbst auf die Socken, um all die Attraktionen nun mit Ruhe auf mich wirken zu lassen. Auf dem roten Platz angekommen habe ich es gleich erstmal geschafft, mein Zehnerticket für die Ubahn zu verlieren. Ich Depp. Die nächste Ernüchterung folgte sogleich, denn der rote Platz wurde grade mit sehr viel Sorgfalt zugebaut – und zwar mit jede Menge Stahlgerüsten, Stahltribünen und Kameratürmen:

    Blick auf den zugebauten roten Platz

    Blick auf den zugebauten roten Platz

    Auf dem roten Platz wurde im Rahmen des 1000. Tages vor Beginn der Fussballweltmeisterschaft 2018 ein Promotionsturnier von Nachwuchsfussballern veranstaltet. Dieser besagte Tag sollte 2 Tage später, am Freitag stattfinden, während Mittwoch schon die Vorbereitungen dazu auf Hochtouren liefen. Leider hat diese Angelegenheit die epische Atmosphäre des roten Platzes deutlich getrübt und es war kaum möglich, Fotos zu machen, auf denen sich nicht irgendein störendes Element geschlichen hat. Ich versuchte die Bauarbeiten also so gut es geht zu ignorieren und stapfte rüber zur Basilius Kathedrale. Und einmal mehr ist es schwierig, die Schönheit dieses Bauwerkes in Worte zu fassen. Ein Gebäude, welches direkt dem Schlaraffenland entspringen könnte, dessen Türme wie aus Zucker gegossen aussehen. Man muss es selbst gesehen haben.

    Die Baslilius Kathedrale

    Die Baslilius Kathedrale

    Übrigens hier die dringende Empfehlung, einmal Urlaub in Moskau und weiteren ausgesuchten Zielen in Russland zu machen. Das ist alles gar nicht so schwer, wie man vl. befürchtet. Das russische Visum gibt es für 80 Euro im Visumcenter im Öderweg in Frankfurt. Bei Fragen könnt ihr euch gern an mich wenden. Moskau ist nämlich nicht nur wunderschön, sondern auch super sauber und die Menschen sind sehr freundlich. Angst zu haben braucht man da auch nicht. Man kann davon ausgehen, dass der Durchschnittsmoskovit mit deutlich mehr Geld in Taschen rumläuft, als wir Touris, so dass sich potentielle Taschendiebe, sollten sie überhaupt in der Lage sein, bei dem Polizeiaufgebot unentdeckt zu bleiben sich lieber einen Moskovit aussuchen als unsereins. Auch St. Petersburg und andere Städte wie Kazan sind unbedingt einen Besuch wert. Zu guter letzt sind Russen sehr gastfreundliche, hilfsbereite Menschen, die zwar sparsam mit ihren Lächeln sind, aber immer hilfsbereit sind, wenn es nötig ist.

    Weiter ging es durch das Kaufhaus GUM, ein weiteres Highlight der moskauer Innenstadt. Dort reihen sich in typischer russischer Architektur teure Einkaufsläden und man fühlt etwas den Glanz seiner Blütezeit Ende des 19 Jh. Witzigerweise liefen dort fast alle Menschen mit kleinen Eiskugeln in Waffeln umher. Als ich den Stand ausfindig machen konnte, wo all das Eis herkam, musste ich ebenfalls probieren und bekam typisches russisches Eis für nichtmal einen Euro. Nette Erfahrung!

    Im 1. Stock des Kaufhauses GUM

    Im 1. Stock des Kaufhauses GUM

    Weiter ging es dann noch durch einige Parkanlagen, an der Kremlmauer entlang und dann weiter westwärts zu alten Fussgängerzone Arbat. Sie erinnert ein wenig an die Ramblas in Barcelona, mit vielen Geschäften und Leuten die die Straße entlang flanieren und Künstler, die wahlweise schöne Portraits anfertigen, oder auch Karikaturen 😉

    Das letzte Highlight des Tages war dann noch eine spontane Fahrt auf der Moskwa. Eine wild umherrufende Dame hat mich neugierig gemacht und ich ging zu dem Stand, an dem sie scheinbar etwas verkaufte. Da sah ich, dass sie Werbung für die letzte Bootstour des Tages machte. Eine einstündige Bootstour auf der Moskwa für umgerechnet 5 Euro erwies sich mir als sehr erschwinglich. Es hat sich gelohnt, vom Wasser aus hatte man einen fantastischen Blick auf den Kreml.

    Fahrt auf der Moskwa

    Fahrt auf der Moskwa

    Am dritten Tag gingen Eugene und ich durch den Gorki Park spazieren und verbrachten eine nette Zeit bei schönsten Wetterbedingungen. Generell hatte ich sehr viel Glück mit dem Wetter. Während meines ganzen Aufenthaltes hat es nicht einmal geregnet und die Temperaturen waren höher als im Sommer: Mittags bis zu 25 Grad!  Eugene und ich wurden dann noch Zeuge eines kuriosen Musikvideodrehs, bei dem eine Band dabei gefilm wurde, wie sie zu Musik aus Lautsprechern wild herumzappelte. Die drapierten Instrumente waren nat. nicht an Strom angeschlossen und dazu tanzten Tänzer in wilden Kostümen, ein Jongleur jonglierte auf einem Einrad, ein Feuerspucker trieb sein Unwesen und noch viele andere skurille Gestalten, die durch die Kamera tanzten. Das ganze wurde dann noch hipster-like von einer Drohne gefilmt – Swaghetti Yolonese!

    Der Anfang einer skurrilen Szene

    Der Anfang einer skurrilen Szene

    DSCN33sdf21

    Im Gorki Park

    Posen im Gorki Park

    Für den vierten Tag nahm ich mir vor, das Stadtzentrum abermals zu besuchen, diesmal allerdings unter fachkundiger Führung. Dazu bot sich die Moskau-Free-Tour an, deren Tourguide Irina uns die Highlights nochmal auf sympathische Art und Weise nahebrachte. Allerdings musste auch sie einiges improvisieren, da eben nun Freitag war – der 1000. Tag vor der Weltmeisterschaft. Es war überhaupt nur ein Weg auf den roten Platz geöffnet, der nur unter polizeilicher Kontrolle zugängig war. Taschen wurden wie am Flughaften gescannt und überall war laute Elektropopmusik. Stimmungsmäßig hat das also leider so gar nicht gepasst, aber man kann sich nunmal eben nicht alles aussuchen. Den Nachmittag verbrachte ich noch mit Sammian aus Syrien und Thommas aus Holland.

    Im Inneren des Kremls

    Im Inneren des Kremls

    Wir aßen zusammen Mittag und Sammian hatte uns viel über die aktuelle Flüchtligungsproblematik und den IS zu erzählen. Er selbst lebt zur Zeit in Saudi Arabien und macht Urlaub in Russland. Mit Thommas besuchte ich dann noch den Kreml, dessen Architektur wie erwartet beeindruckend ist.

    Unterschiedliche Bauweisen

    Unterschiedliche Bauweisen

    Highlight war das Ersteigen des „Iwan der Dritte-Glockenturms“ von wo aus man einen fantastischen BLick über Moskau hat!

    Blick vom Kreml auf Moskau

    Blick vom Kreml auf Moskau

    Am selben Abend stand dann Party an. Eugene vereinbarte ein Treffen mit seinen Freunden bei denen es Lamm zum Abendessen gab. Ich war überwältigt von deren Gastfreundschaft und habe mich seltsam heimelig bei denen gefühlt. Die Atmosphäre war wie an einem typischen Abend mit meinen Freunden. Dazu gab es Bier und ein Spiel namens Dix it…welches wir in Deutschland ebenfalls einige Male gespielt haben.

    Eugene und ich

    Eugene und ich

    Zusammen mit Andrej gingen Eugene und ich dann noch in die Innenstadt, um ein paar ausgewählte Clubs zu besuchen. Leider waren wir insgesamt etwas spät dran, so dass wir meist nur noch die Ausläufer der Parties mitbekamen. Moskauer Partynächte gehen jedoch sehr lang, sodass wir nach vielen neuen Bekanntschaften, einigen Vodkashots und 3 verschiedenen Clubs gegen halb 7 morgens zu hause waren…Wie gut dass am nächsten Tag nichts geplant war und wir gründlich ausschlafen konnten.

    Eugenes Freunde

    Eugenes Freunde

    Der letzte Tag war dann weniger spektakulär. Ich gönnte mir ein wenig Heimat, indem ich das Spiel Darmstadt gegen Bayern per Livestream verfolgte und ansonsten nur im Bett döste. Abends führte mich Eugene in ein georgisches Restaurant, dessen kulinarische Spezialitäten in Moskau weit verbreitet sind. Dort gab es tortellini-artige Teigtaschen gefüllt mit Fleisch und viiiel Koriander…vl. etwas zu viel Koriander, aber dennoch sehr lecker!

    Am nächsten Morgen ging es dann auf zur transsibirischen Eisenbahn…die eigentliche Reise sollte nun also beginnen…

    Der letzte Absatz gebührt Eugene: Ich habe selten so viel Gastfreundschaft entgegengebracht bekommen wie von ihm und habe das Gefühl einen wirklichen Freund kennengelernt zu haben. Stets bemüht, mir die russische Kultur aufzuzeigen hat er keine Mühen gescheut, mir viele schöne Ecken in Moskau und die eigenwilligen russischen Esstraditionen zu zeigen. Vielen Dank für alles, du bist herzlich eingeladen, nach Darmstadt, zu kommen damit ich dir einmal das gute alte Südhessen zeige!

    Die Moskauer Metro am Tag der Abreise

    Die Moskauer Metro am Tag der Abreise…Doswedanja!