Shanghai: Megametropole und Naturausflug (nur 12 Stunden Busfahrt entfernt!)

13 12 2015

Liebe Alle,

 

ich hab ja so ein schlechtes Gewissen, dass ich mir bei der Aktualisierung des Blogs so viel Zeit lasse. Ich muss jedoch auch feststellen, dass es zunehmend mühsamer wird, die Zeit für detaillierte Blogeinträge zu finden. Da ich das Schreiben nicht ganz aufgeben möchte, muss ich mich auf eine Kompromisslösung einigen: Ich werde die Einträge in Zukunft deutlich knapper halten und nur noch die Ereignisse beschreiben, aber keine Details schildern. Ich werde nach meiner Rückkehr 1-2 Bilder-Erzählabende veranstalten, wo jeder herzlich eingeladen ist, teilzunehmen. Dort könnt ihr mir dann auch Löcher in den Bauch fragen und die ganze Geschichte von Anfang bis Ende erfahren.

Skyline von Shanghai

Skyline von Shanghai

Shanghai ist im Großen und Ganzen schon deutlich sympathischer als Peking. Der Gesamteindruck wurde durch das wärmere Wetter, den größeren Anteil an Nicht-Chinesen und das beeindruckende Stadtbild geprägt. Die Skyline ist einfach umwerfend und das Schöne: Man kann einfach an der Promenade entlang spazieren, ohne Eintritt zu zahlen – ganz kostenlos! Als Budgetreisender ist das natürlich ein absoluter Pluspunkt. Das Hostel war auch eine Aufwertung im Gegensatz zur Unterkunft in Peking, die im Prinzip nur Betten angeboten hat. Im Hostel in Shanghai ging es gesellig zu, ich konnte mich jedoch auf Grund der Tatsache, dass ich mir erstmals ein Einzelzimmer leistete, auch zurückziehen. In meinem Kingsizebett hatte ich den ersten wirklich erholsamen Schlaf auf meiner Reise. Couchsurfing und gesellige Hosteldorms haben alle ihre Vorzüge – erholsamer Schlaf gehört da sicherlich nicht dazu.

 

So verbrachte ich die ersten zwei Abende mit der Erkundung der Stadt. Am ersten Abend durfte ich an einem regelmäßigen Couchsurfingmeeting teilnehmen, was sich als glückliche Fügung herausstellte: Denn dort erfuhr ich, dass für das kommende Wochenende ein Ausflug zu den sog. Yellow Mountains geplant ist. Dabei handelt es sich um ein Wandergebiet in einer atemberaubenden Kulisse, welches zu den Highlights in China gehört. Die Möglichkeit musste ich natürlich wahrnehmen und so ging es in einer größeren Reisegruppe für 3 Tage und 2 Nächte raus aus Shanghai, rein in die (von Chinesen überfüllte) Natur. Am selben Abend bot sich mir jedoch noch die Möglichkeit, Salsa tanzen zu gehen: Mit ein paar Leuten aus der Couchsurfing-Community ging es in eine Rooftop-Bar, wo wir kostenlosen Eintritt bekamen und Salsa tanzen konnten. Highlight war eine Tänzerin, die sich vor dem Hintergrund der Skyline lasziv an einer Stange verrenkte – was für ein Start in dieser Riesenstadt!

Tanz im Rotlicht

Tanz im Rotlicht

 

Die Reisegruppe zu den Yellow Mountains setzte sich überwiegend aus Deutschen zusammen, ja sogar 2 Darmstädter traf ich dort – wie klein die Welt doch ist. Nach Übernachtung im Hotel ging es am nächsten Tag eigentlich nur bergauf: Tausende von Treppenstufen stiegen wir über Stunden hinauf und wurden leistungsmäßig an unsere Grenzen gebracht. Das war schon ganz schön anstrengend.

Auf halbem Wege zum Gipfel

Auf halbem Wege zum Gipfel

Aber je höher man stieg, desto mehr ahnte man, wie sehr man am Ende für seine Strapatzen belohnt wird. Der erste Tag endete bei geselligem Beisammensein im Hostel auf dem Berg. Der zweite Tag toppte dann alles, was ich bisher auf meine Reise zu sehen bekam: Fantasievolle, schroffe Berggipfel, die aus Wolkenfeldern emporragten, enge Wege, die sich an der Felswand hochschlängelten und atemberaubende Aussichten auf weitere Gebirgszüge.

Über den Wolken...

Über den Wolken…

...muss die Freiheit wohl grenzenlos sein!

…muss die Freiheit wohl grenzenlos sein!

Manchmal hatte man das Gefühl, man schwebt über den Wolken – absolut einmalig. So war der Ausflug sein Geld und seine Mühe mehr als Wert. Zufrieden ging es zurück nach Shanghai, wo ich meinen Aufenthalt mit einem Besuch in Shanghais größtem Wolkenkratzer ausklingen ließ. Somit bildete das Kapitel Shanghai eine gelungene Abwechslung zwischen Megametropole und wundervoller Natur. China fing langsam an, mir zu gefallen…

Shangai von oben

Shangai von oben

Auf dem Skywalk im Oriental Peral Tower

Auf dem Skywalk im Oriental Peral Tower



Nepper, Schlepper, Bauernfänger: Tag 3 und 4 in Peking

11 12 2015

18.10. – 19.10.

Irgendwo in Peking

Irgendwo in Peking

Die Tage drei und vier lassen sich aufgrund ihrer geringeren Ereignisdichte gut in einem Kapitel zusammenfassen. Am dritten Tag machten sich Peter, ich und eine unglaublich verpeilte Franzosin auf den Weg, den Tempel des Himmels in Peking zu besuchen. Verglichen mit der Monumentalität der Mauer, oder auch der verbotenen Stadt, welche ich für den nächsten Tag eingeplant hatte, war dieser jedoch weitaus weniger spektakulär. Ein Besuch war er dennoch wert und der Weg dorthin bescherte mir eine weitere empfehlenswerte Geschichte:
Als wir das Hostel verließen, überlegten wir, ob wir uns ein Taxi oder eine Rikscha teilen wollten, oder ob wir den Weg zu Fuss zurücklegen wollte. Eine Rikscha schien uns als die beste Alternative und wir schätzen den Preis auf ca. 20, 25 Yuan vom Hostel zum Tempel des Himmels. Da wir zunächst keine Rikscha fanden begannen wir den Weg zu Fuss zurück zu legen. Nach einer guten halben Stunde Fussmarsch fanden wir dann eine Rikscha, dessen Fahrer uns bereiltwillig aufnehmen wollte. Der Preis? 50 Yuan! Neee, das ist viel zu viel, wir sind ja schon die Hälfte gelaufen. Immerhin zeigte er sich verhandlungswillig, weswegen wir ihn auf 30 Yuan runterhandeln konnten (was aber eigentlich immer noch viel zu viel war). So saßen wir dann zu dritt in seiner Rikscha und schon ging das Gekeuche los: dass wir doch so schwer wären. Wir hatten jedoch wenig Mitleid mit ihm, hatte er sich es doch selbst ausgesucht, uns zu fahren. Nach ca. 10 Minuten war der Tempel dann bereits in Sichtweite, aber immer noch gut 500 m entfernt. Ca. 200 m vor dem Tempel stoppte der Rikschafahrer dann unvermittelt und meinte, dass wir ja nun da wären. Etwas vor den Kopf gestoßen entgegneten wir ihm, dass wir aber bis direkt an den Eingang des Tempels gefahren werden wollten und dass wir dafür schließlich zahlen würden. Maulend fuhr uns der Fahrer also noch weiter und ließ uns dann an der gegenüberliegenden Straßenseite zum Eingang hinaus. Dort angekommen kam es dann zum Akt des Bezahlens. Ich wollte für uns alle zahlen, gab dem Mann 50 Yuan und erwartete 20 Yuan als Wechselgeld. Was dann geschah war ein weiterer Höhepunkt, chinesischer Verhandlungsstrategien: Er sagte „30 Yuan!“ und zeigte auf jeden von uns. Unsere Gesichtsausdrücke müssen Bände gesprochen haben und sofort wurde die Atmosphäre hitzig: Dass wir aber 30 Yuan insgesamt vereinbart hätten und dass wir nicht mehr zahlen wollten. Vor Allem Peter wurde nun gereizt und erhob seine Stimme. Kleinlaut gab der Mann nach und gab mir 10 Yuan Wechselgeld. Hallo? Da fehlen 10 Yuan?? Nun wurden wir aggressiv: „NO, YOU GIVE US 20 YUAN!! SOFORT!“ Hasserfüllt schaut uns der Mann an und gab uns schlussendlich, was uns zustand. Zu diesem Zeitpunkt war das Bild der Chinesen komplett bei mir zerstört. Ich war so wütend auf diese Menschen und musste aufpassen, nicht alle Chinesen als unverschämte Nepper zu verurteilen.

Chinesen beim Verkau...chrm beim Sport treiben

Chinesen beim Verkau…chrm beim Sport treiben

Der Tempel an sich war sehr hübsch anzuschauen, war aber auch wieder hoffnungslos mit Touristen überfüllt. Dafür war an diesem Tag das Wetter deutlich besser. Im dazugehörigen Park konnte man noch einige Chinesen bei Alltagsaktivitäten wie dem gemeinsamen Tanz, beim Musizieren auf geigenähnlichen Instrumenten, die eher wie Katzenjammer klangen. Beachtlich waren auch einige ältere Herrschaften, die ein Spielgerät kickten, was wie ein Reissäckchen mit Federn aussahen. Neugierig wollten wir da natürlich mitspielen und was geschah? Anstatt uns einfach mitspielen zu lassen wollten sie, dass wir das Säckchen dann kaufen. Man wird scheinbar zu jeder passenden und unpassenden Situation zur Kasse gebeten…

Kostenlos zuhören

Kostenlos zuhören

Der Tempel war ansonsten nett, aber wenig spektakulär. Hier können einige Bilder für mich sprechen. Peter und ich trennten uns dann und der Tag endete für mich mit einer, wie sich später herausstellte, weniger gut verdaulichen Pekingente.

Peace!

Peace!

Der Himmelstempel

Der Himmelstempel

 

Für meinen vierten und letzten Tag plante ich den Besuch der verbotenen Stadt. Da das Wetter heute wieder relativ schlecht war (wenig Smog, dafür Regen), war die Stadt wohl relativ leer. Auf den Bildern kann man jedoch gut erkennen, was „leer“ in chinesischen Verhältnissen bedeutet. Wenigstens war es ein Leichtes, sich ruhige Orte auszusuchen, da sich die Chinesen immer in größeren geführten Gruppen bewegen und zudem einer vorraussehbaren Route folgen. Es war sehr amüsant anzuschauen: Sobald man vereinzelte Menschen sah, konnte man zu nahezu 100 Prozent davon ausgehen, dass es Ausländer waren. Chinesen bewegen sich minimal zu zweit, oder zu dritt, wobei es sich dabei dann meist um jüngere Menschen, oder jüngere Pärchen handelt.

Die Chinesen...

Die Chinesen…

Da ich mangels einer Führung und eines detaillierten Reiseführers nicht alzu viel über die Stadt erfuhr, muss ich historisch interessierte Leser an etwaige Quellen im Internet verweisen. Hier nur eine kurze Beschreibung: Die verbotene Stadt heißt deswegen so, weil es für die normalen Bürger der damaligen Zeit, als diese gebaut wurde, verboten war, sie zu betreten (so einfach, so gut). Die Bezeichnung „Stadt“ ist dabei wahrlich nicht übertrieben, kann man doch stundenlang zwischen den Gebäuden umherwandern, man entdeckt immer wieder etwas Neues.

...die Ausländer...

…die Ausländer…

Die einzelnen Hallen habe alle Namen und eine unterschiedliche Rangordnung, welche man an der Anzahl von kleinen Figuren erkennen konnte, die die Ecken der Dächer zierten. Dabei gibt es China nur ein einziges Gebäude, welches 10 dieser Figuren aufweist, nämlich das Hauptgebäude der verbotenen Stadt. Ansonsten konnte man noch jeweils ein Gebäude mit 8 bzw. 9 Figuren sehen, während die meisten 3-6 Figuren aufwiesen. Ich hielt mich ca. 4 Stunden in der Stadt auf und verließ Peking am Abend in Richtung Shanghai.

...und ich!

…und ich!

 



Die Leitermafia auf der chinesischen Mauer: Peking Tag 2

5 12 2015

17.10.

 

Höchste Smogstufe in Peking

Höchste Smogstufe in Peking

Früh morgens um halb 7 machten wir uns auf den Weg Richtung chinesische Mauer. Da diese sehr lang ist, kann der eifrige Tourist zwischen unterschiedlichen Teilstücken wählen, die er besuchen möchte. Von Peking aus sind die Mauerteile bei Badaling, Mu tjan Yu und einem dritten Ort, dessen Name mir nicht mehr einfällt besuchbar. Es ist allgemein bekannt, dass ersteres Teilstück sehr touristisch ist, da es am einfachsten von Peking erreichbar ist. Deswegen entschieden wir uns für das zweite Teilstück, da man dort auch die Möglichkeit hat, neben der Great Wall die sog. Wild Wall zu besteigen. Dabei handelt es sich um einen dem Verfall und der Natur überlassenen Teilstück der Mauer, welches sich ca. 8 Km an das Teilstück bei Mu tjan Yu anschließt. Wild Wall klang in unseren Ohren sehr abenteuerlich und verheißungsvoll und wir sollten diesbzgl. nicht enttäuscht werden.

Doch zunächst mussten wir uns erst einmal den Weg zum offiziellen Teil der Mauer bei Mu tjan Yu bahnen. Dies gelang aufgrund von Peters Vorarbeit relativ problemlos. Wir erwischten einen frühen Bus, der uns in den Ort nahe der Mauer brachte. Von dort benötigten wir ein Taxi, welches auch recht schnell gefunden wurde.

Propagandavideos im Bus zur Mauer

Propagandavideos im Bus zur Mauer

Der arme Chinese, der im Taxi saß und eigentlich damit rechnete, gleich vom Taxifahrer an seinen Wunschort gebracht zu werden, wurde ob unserer größeren Zahlkraft einfach wieder rausgeschmissen. Dann ging es für umgerechnet 3,50 Euro pro Nase eine halbe Stunde durch die Bergwelt entlang der Mauer. Wer sich jedoch nun idyllische Ausblicke und unberührte Natur vorstellt, den muss ich leider eines besseren belehren: An diesem Tag war für den Großraum Peking die höchste Smogstufe ausgerufen worden. Alles lag in einer dicken Suppe aus Smog. Die Sichtweite betrug vielleicht 200m. Keine guten Vorraussetzungen für den Besuch der großen Mauer. Wir ließen uns jedoch nicht entmutigen.

An der Talstation der Mauer angekommen bezahlten wir den Eintritt und das Ticket für einen weiteren Bus, der uns zur Gondel, bzw. zum Treppenstieg hoch zur Mauer brachte. Sportlich wie wir waren, liefen wir natürlich die Treppenstufen hinauf, was uns einen guten Vorgeschmack auf die noch folgenden Strapazen gab. Einigen Touristen, die bei der Hälfte des ca. 45 minütigen Aufstiegs keuchend und am Ende ihrer Kräfte strandeten, haben dadurch bereits ihr ganzes Pulver verschossen. Da der Weg auf der Mauer nicht weniger anstrengend war, prophezeite ich ihnen im Nachhinein einen sehr kurzen Ausflug zur Mauer…

 

Oben angekommen durchdringt einen zunächst ein wahnsinniges Gefühl der Erhabenheit. Wow, du stehst auf der chinesischen Mauer. DIE chinesische Mauer! Wieder so ein Bewusstseinsschub. Es war jedoch leider erwartungsgemäß neblig und die nebenstehenden Bergketten versanken in der Smogsuppe. Dies war etwas schade, dennoch war der Eindruck dadurch nur minimal geschmälert: Hierbei handelt es sich um ein Meisterstück menschlicher Architektur. Das musste man bereits nach einer halben Stunde Fussmarsch zugeben. Diese Mauer geht einfach immer weiter. Die hört nicht einfach auf. Da wir viel vorhatten, marschierten wir im Stechschritt durch die Massen an Touristen. Von denen gab es mit fortschreitender Distanz zum Ausgangspunkt immer weniger und auch die Treppenstiege wurden länger und steiler. Es fiel jedoch auf, dass die Chinesen erstaunlich fit sind. Selbst ältere Herrschaften meisterten die teils beschwerlichen Treppenstiege. Dass diese nicht nur physisch, sondern auch geistlich jung geblieben sind, erkennt man immer wieder daran, wie gerne sie sich mit Selfiestick und schöner Aussicht zu einem gelungenen Selfie positionieren.DSCN3593 DSCN3591

So ging es für uns für gute zwei Stunden auf und ab, bis plötzlich der begehbare Teil der Mauer scheinbar zu Ende war. „No trespassing!“ und „The Wall ends here“ war auf Schildern zu lesen. Allerdings war auch niemand da, der darauf aufpasste, dass sich alle brav daran halten. Die Schilder ignorierend, wandelte sich das Bild der chinesischen Mauer ein paar Meter später drastisch: War die Mauer vorher noch fein herausgeputzt, mit Treppenstufen versehen und einigermaßen bequem begehbar, war das Bild nun von wildem Bewuchs und Zerfall geprägt. Ein wohliges Kribbeln stellte sich ein, hatte man doch das Gefühl, einem richtigen Abenteuer entgegen zu marschieren. Die Atmosphäre war nun auch ganz anders. So bewegte man sich zuvor einigermaßen anonym durch die Touristenmassen. Nun traf man alle 50 m auf entgegenkommende Abenteuer, die stets freundlich mit „Nihao!“ grüßten.

The Wild Wall

The Wild Wall

Bevor es ernst wurde, checkten wir zunächst unsere Wasservorräte. Obwohl es nicht sonderlich heiß war, vl. 25 Grad und man die Sonne kaum sehen konnte, gestaltete sich die Wanderung als schweißtreibende Angelegenheit und man bekam trotzdem das Gefühl, einer nicht unbeachtlichen Menge an UV Strahlung ausgesetzt zu sein. Dies spiegelte sich auch im zur Neige gehenden Wasservorrat wieder, welchen wir gedachteten aufzufüllen. Bevor der wilde Teil der Mauer begann, fanden wir zur Linken eine smarte Verkäuferin, die ihren Stand dadurch bewarb, dass er der letzte Stand für die nächsten 10 Km war, der Wasser anbot. Da muss man natürlich die Gunst der Stunde nutzen und sich kräftig eindecken. Die etwas überteuerten Preise konnte wir durch Mengenrabatte ausgleichen. Dann hab ich mir noch mein Longsleave über den Kopf gebunden und los gings.

 

Zunächst stapfte man noch relativ eben über Stock und Stein. Man schlängelte sich durch das Bewuchs und die Aufgabe bestand darin, nicht über eine der vielen Wurzeln zu stolpern, die aus dem Gestein gebrochen waren. Die Mauer glich nun eher einer großen zusammenhängenden Ruine und die Türme, die man in regelmäßigen Abständen auch schon auf dem präparierten Teil der Mauer passierte glichen nun eher größeren Schutthaufen, die man manchmal passieren, aber manchmal auch um- bzw. beklettern musste. Nach einer guten Stunde wurde es bereits deutlich beschwerlicher denn man musste nun dieselben steilen Auf- und Abstiege meistern, die beim präparierten Teil der Mauer mit Treppenstufen versehen waren. Dies konnte teilweise nur auf allen Vieren gelingen. Bilder können hier auch wieder nur einen groben Eindruck vermitteln.

"Hinaufkrabbeln"

„Hinaufkrabbeln“

 

Eine der Schlüsselszenen und m.E. bestes Beispiel für einen Teil der chinesischen Mentalität sollte sich im Folgenden begeben: Nachdem wir einen Turm passierten, staute es sich am Ausgang desselbigen. Wir reihten uns in eine Schlange ein, und wurden langsam in Richtung Ausgang gedrückt. Als wir näher kamen erkannten wir das Problem. Die Treppe, die vom Turm runter auf die Mauer führte war komplett weggebrochen und man musste irgendwie die 2,5m bewältigen, um entweder vom Turm runter auf die Mauer, oder von unten hoch an den Eingang des Turms zu gelangen. Dazu hatte man zwei Optionen: Entweder ließ man sich von oben herabfallen, oder kletterte mit vereinten Kräften und Räuberleiter nach oben. Oder: Man nutzte die Leiter die eine vermeintlich freundliche Chinesin dort positioniert hat. Diesen Eindruck von ihr hatte man jedoch nur solange, bis sie einem entgegenraunte, doch gefälligst 5 Yuan für das Benutzen der Leiter zu zahlen. Hier wurde also ein Problem erkannt und für die Lösung des Problems Geld verlangt. 5 Yuan sind zwar umgerechnet nur ca. 80 ct. Aber es geht ums Prinzip: Es ist schwer vorstellbar, dass man irgendwo zur Kasse gebeten wird, um eine Barriere zu überwinden. Noch nicht mal die Chinesen waren bereit, dieses Geld zu zahlen, weswegen es sich auch dementsprechend staute. Diese Dame war Teil einer Gruppe von Leuten, denen wir auf dem wilden Teil der Mauer noch einige Male begegnen sollte, weswegen ich dies Gruppe die „Leitermafia“ nannte. Nutzte man die Leiter nicht, wurde man dann noch mit einem hasserfüllten Blick sondergleichen versehen. Einfach unglaublich.

Der Leitermafia entgehen

Der Leitermafia entgehen

 

Da es deutlich einfacher war, hinabzusteigen, stellte es für uns kein großes Problem dar, diese Barriere zu bewältigen (und für Peter mit seinen 1,95m schon gar nicht). Im Folgenden wurden die Hindernisse dann auch immer größer, steiler und schwieriger zu bewältigen. An einer Stelle ging es bspw. einen sehr steilen Pfad entlang größerer Felsen hinab, welcher nur mit natürlichen Stufen versehen war. Hier musste man schon richtig klettern und, wer hätte es geahnt, am Ende gab es wieder eine Leiter. Auch hier wollte man natürlich nicht zahlen, weswegen es sich auch hier wieder staute. Aber es ist irgendwie auch unterhaltsam, wenn jeder so auf seiner Stufe steht, immer wieder eine Stufe nach unten klettert, zwischendurch entgegenkommende Wanderer passieren lässt. Das gemeinsame Durchstehen dieses Abenteuers hatte etwas Verbindendes. Kletterfähigkeiten wurden im Folgenden immer wieder auf die Probe gestellt, man hatte jedoch nie das Gefühl, dass es irgendwo ernsthaft gefährlich werden könnte, oder dass manche Passagen kurz davor waren einzustürzen. Alles wirkte fest. Nur manchmal musste man lose aufeinander gestapelte Steine beklettern, was sich manchmal als etwas wackelig gestaltete.

Die Leitermafia verursacht Stau

Die Leitermafia verursacht Stau

Andre Wahl 2015 an der chinesischen Mauer

Andre Wahl 2015 an der chinesischen Mauer

Gegen Ende trafen wir dann auf ein Pärchen aus Brasilien, die uns entgegen kamen und, nachdem sie von uns erfuhren, dass wir bereits 4 Stunden auf dem wilden Teil der Mauer klettern und man danach noch ca. 2 Std benötigte, um bis zum Ausstieg aus der Mauer zu kommen (dort wo unsere Wanderung began), sich entschieden umzukehren und die letzte Stunde mit uns gemeinsam zurück zu laufen. Peter und ich hatten es etwas eilig, da es bereits Nachmittag war und wir nicht wussten, wann der letzte Bus zurück nach Peking fuhren. Vor Allem ich wurde langsam nervös, da ich keine Lust hatte, die Nacht irgendwo einem Dorf zu verbringen (sofern es nicht unbedingt nötig war). Die Brasilianer hielten uns jedoch immer wieder auf, weil sie Pausen benötigten und Selfies machen wollten. Irgendwann erreichten wir dann jedoch den Ausstieg aus dem wilden Teil der Mauer.

Peter

Peter

Man konnte zu beiden Seiten absteigen, was wie immer über die Leiter der Leitermafia geschehen sollte. Auch hierfür war ich mir zu schade, weswegen ich eine improvisierte Treppe 5 m weiter hinten nahm. Das war, wie sich herausstellte ein Fehler, denn der Leitermafiosi kam danach wild auf mich zu geeilt und wollte mir für das Benutzen der Treppe 5 Yuan abknöpfen. Mist, reingefallen. Als ich ihn zunächst nicht verstand, wurde er richtig wütend und packte mich am Arm. Mich zusammenreißend und Ruhe bewahrend knallte ich ihm die 5 Yuan vor den Latz und wartete, bis die anderen sich ihren kostenlosen Weg hinab von der Mauer bahnten. Peter fand einen gut passierbaren Weg, weswegen es ihm auch viele Chinesen nachtaten und dem Geschäft des Leitermafiosis sicherlich nicht gut tat. Nun folgte ein ca. einstündiger Abstieg hinab ins Tal. Dann kamen wir in einem Dorf an, wo einige Busse standen und auf ihre Kunden warteten. Für uns schien jedoch auf den ersten Blick kein Bus benutzbar zu sein. Auf Nachfragen hin versuchten uns die Chinesen im Dorf klar zu machen, dass die öffentlichen Busse auf der anderen Seite der Mauer abfahren und dass wir hier auf der falschen Seite wären. Noch rechtzeitig auf die andere Seite zu kommen, war jedoch unmöglich. Wir mussten also improvisieren. Prinzipiell brauchten wir nur jemanden, der uns in das Dorf nahe der Mauer brachte, damit wir von dort den Bus nach Peking zurück nehmen konnten. Dafür quatschten wir einen Dorfbewohner an, ob er uns nicht dorthinbringen könnte. Er signalisierte uns, dass es sich dabei um eine eineinhalbstündige Fahrt handelte, weswegen er 500 Yuan haben wollte (ca. 80 Euro, also 20 Euro pro Kopf). Wir handelten ihn auf 300 Yuan runter und wurden dann von ihm gefahren. So endete dieser Tag mit einiger Aufregung aber auch einem wundervollen Erlebnis. Leider wurde das Gesamtbild dann noch etwas dadurch getrübt, dass das Geld, was ich von den beiden Brasilianern bekam, Falschgeld war. Dies merkte ich jedoch erst, als ich bereits wieder in Peking war und mein Essen im Restaurant zahlen wollte. Man konnte deutlich spüren, dass die Banknoten nicht echt waren, da sie sich wie Papier anfühlten. Somit hatte ich ca. 22 Euro an Falschgeld bei mir, was ich im Laufe der Chinareise auch nicht wieder loswerden konnte. Da Falschgeld in China sehr üblich ist betrachtete ich die Scheine als schwarzen Peter, den man versuchte, an jemanden zu übertragen. Wie gesagt, gelang mir das nicht mehr und die Scheine befinden sich jetzt immer noch in meinem Portmonnaie. So habe ich wenigstens ein Andenken an diesen Trip.

Zwei Abschiedsbilder von der Mauer

Zwei Abschiedsbilder von der Mauer

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Der erste Tag in Peking.

5 12 2015

 

     

    16.10.

     

    Das Kapitel China beginnt mit der Ankunft in Peking. Nein, eigentlich beginnt es bereits mit der 24 stündigen Zugfahrt von Ulan Bator aus. Bereits während dieser Zugfahrt konnte man die ersten Eigenheiten der chinesischen Kultur kennenlernen.

    Ich war Teil einer größeren westlichen Reisegruppe, bestehend aus einigen Kanadiern, Holländern, Engländern und ich als Deutscher. Wir kannten uns alle aus dem Hostel in UB und vereinbarten, eine große Transsib-Party zu fahren – mit reichlich Vodka, so wie sich das gehört. Tags zuvor hatten also ALLE reichlich Vodka gekauft, sodass wir für ca. 8 Personen 6 Flaschen Vodka hatten – na dann Prost. Einen weiteren interessanten Twist bekam die Alkoholsituation, als uns bewusst wurde, dass gegen Abend die Passkontrollen an der chinesischen Grenze stattfinden werden. Da etwaiger Alkohol in den Zügen nicht erlaubt ist, musste unser Vorrat also vorher schon verbraucht werden.

    Dies sahen wir natürlich nicht als Problem, sondern als Herausforderung und so schwankte das Stimmungsbarometer im Laufe der Zugfahrt von ruhig, über heiter, ausgelassen, völlig überdreht bis hin zu totaler Müdigkeit am frühen Abend. Die Kanadier waren zwischen drin so betrunken, dass sie laut durch die Gänge gepoltert sind, sehr zum Leidwesen der anderen Gäste. Als dann die Passkontrollen stattfanden war bereits wieder Ruhe eingekehrt, die restlichen Alkoholreste in unserem Abteil verstecke ich in der hintersten Ecke. Dann kam der Auftritt der Grenzkontrolleurinnen. Die beiden Kanadier in meinem Abteil schliefen und wurden äußerst unsanft von der Kontrolleurin geweckt. Reisepässe wurden eingesammelt uns wurden Papiere zum Ausfüllen da gelassen. Nach getaner Arbeit schlief der eine Kanadier wieder ein, seine Freundin blieb wach. Währenddessen konnte man ein interessantes Schauspiel beobachten, nämlich der Radwechsel der Waggons. So wurde ein Waggon nach dem anderen hochgehoben, schwebte für ca. eine halbe Std. in der Luft während dessen es unter uns unglaublich gepoltert hat. Dann wurde der Waggon wieder heruntergelassen und fertig war das neue Fahrgestell. Als dann nach gut eineinhalb Stunden die Kontrolleurin wieder unser Abteil betrat, gab sie uns die Pässe wieder – nicht ohne den armen Kanadier wieder unsanft zu wecken. Es hat selbstverständlich nicht gereicht den Pass einfach seiner Freundin zu geben, er musste mit einem Klaps auf die Füße geweckt werden. Aha, Chinesen sind schon mal nicht von der sanftesten Sorte.

    Insgesamt dauerte die Prozedur ander mongolisch-chinesischen Grenze fast 6 Stunden, erst dann setzte sich der Zug Richtung Peking in Bewegung.

    Am Grenzbahnhof Zarmen-Ude

    Am Grenzbahnhof Zarmen-Ude

     

    Am Bahnhof angekommen zersprengte die Gruppe schnell in ihre Einzelteile und ich sah mich allein auf dem Bahnhof. Ich sah mich nun folgender Situation ausgesetzt:

    Ich hatte zwar die Adresse meines Hostels, hatte aber versäumt, wo das in Peking ist. Dass man die Distanzen in Peking nicht mal eben zu Fuss zurück legt, offenbart ein Blick auf den Maßstab der Karte von Peking in meinem Reiseführer. Ein Zentimeter auf der Karte war ein Kilometer in echt.
    Ich wusste, dass das Hostel 10 m Fussweg von der verbotetenen Stadt entfernt ist. Wie man dorthin kam wusste ich jedoch auch nicht, geschweige denn wie man von dorthin zum Hostel kommt. Mein Plan, sich einfach von dort aus urchzufragen wurde schnell vernichtet, als mir bewusst wurde, dass Chinesen mit Adressen in unserer lateinischen Schrift gar nichts anfangen können (und oftmals können sie noch nicht mal ihre eigene Schrift entziffern).

    Auf dem Bahnhofsvorplatz war es zudem unendlich laut und wuselig, alle schauten mich an, als hätte ich drei Augen und Mütter ließen ihre Kinder einfach so mitten auf dem Platz auf den Boden kacken. Willkommen in China!

    Ich blieb erfolgreich ruhig und versuchte mich zunächst nach der Ubahn durchzufragen. „Aha, ich müsse die Straße überqueren und dann dort drüber hinunter. Wo komm ich denn darüber? Hier ist ja nirgends ein Fussgängerübergang geschweige denn so etwas wie eine Ampel oder ein Zebrastreifen. Die ganze Straße ist eingezäunt… – Ah dahinten, in 300 m Entfernung ist eine Brücke über die Straße.“ So sammelte ich erste Erfahrungen mit den Distanzen in China. Die Devise „so nah und doch so fern“ gilt in Peking an jeder Straßenecke, es dauert Ewigkeiten bis man selbst kleinste Distanzen zurückgelegt hat, denn man findet überall Zäune und Barrieren, die die Walkability der Stadt immens einschränken.

    In der Ubahn angekommen war ich insofern erleichtert, als dass die Ubahnstationen alle auch in lateinischen Lettern dargestellt sind. Den ticketkauf ließ ich mir von erfahrenen Touristen erklären und schon sah ich mich in einer hoffnungslos überfüllten Ubahn wieder, mit Chinesen die mich mal neugierig, mal freudig und mal total überrascht musterten. Erste Handys wurden gezückt um heimlich Fotos von mir zu machen.

    An der verbotenen Stadt angekommen, steuerte ich auf eine Gruppe junger Leute zu, in der Hoffnung, dass diese in der Lage waren, die Adresse entziffern zu können. Mit vereinter Kraft war es ihnen möglich die Adresse zu entziffern und zeigten mir den Weg auf ihrer chinesischen Google Maps Variante „Baidu Maps“, wo ich hin muss. Den Weg schnell abfotografiert machte ich mich los. 20 Minuten später war ich dann auch angekommen und das Hostel begrüßte mich mit einer gewissen Anonymität und wenig Wohlfühlatmosphäre.

     

    Später leihte ich mir ein Fahrrad und zog mit einer To Do Liste los. Darin enthalten war das Besorgen von Bargeld, einer Simkarte, Flipflops und neuen Akkus für das Handy.

    Chinatown in Chinatown

    Chinatown in Chinatown

    Ersteres ging problemlos um die Ecke, eine Simkarte zu finden war schon etwas komplizierter, da es China mehrere Anbieter fand. Im Internet ist zu lesen, dass China Unicom den besten Empfang hat und zudem problemlos mit Samsunggeräten kompatibel ist. In einem Samsungshop wurde ich fündig, wo mir dann eine 500 MB Karte, welche für einen Monat gültig war für umgerechnet stolze 40 Euro verkauft wurde. Da musste ich erstmal schlucken und lernte, dass China in gewissen Dingen ganz schön teuer sein kann. Zum Vergleich: In Russland bekam ich 3 GB für umgerechnet 6 Euro. Dies war ein erster Vorgeschmack darauf, wie kompliziert der Internetgebrauch in China war. Kurz darauf bestätigte sich das, worüber mich viele schon vorgewarnt hatten: Google funktioniert nicht – auch nicht Google Maps. Wie sehr man an dessen Service gewohnt ist, merkt man, wenn man es nicht mehr zur Verfügung hatte. Mal schnell Informationen einholen war ebenso wenig möglich wie die Wegfindung auf der Karte. Ich hatte zwar Offlinekarten, die aber mehr oder weniger nutzlos waren, wenn man weder die Straßenschilder lesen konnte, noch ein GPS Signal empfing…das wurde in der Mongolei schon immer schlechter und schien in China komplett zu versagen.

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    Zwei Rockstars und das Publikum

    Ich beschloss, meine To Do Liste fürs erste ruhen zu lassen und bog in eine vielversprechende Seitenstraße ab, welche voll von roten Papplaternchen und Touristen war. Zudem gab es jede Menge exotische Streetfood. Wie wäre es bspw. mit Seepferdchen-Spießen, oder noch lebendige Skorpione? Oder Wachteln samt Eier? Insekten aller Art durften natürlich auch nicht fehlen und ein Stand beeindruckte mich besonders: Dort wurden Taranteln und Schlangen am Spieß angeboten. Das musste ich probieren. Dabei lernte ich nicht nur, dass diese Tiere frittiert fast nach nichts schmecken, sondern auch eine der wichtigsten Regeln, wenn man in China überleben möchte: Frage stets nach dem Preis, BEVOR du isst. Nachdem die nette Dame sich freundlicherweise anbot, von mir Fotos zu machen zückte ich meinen Geldbeutel und fragte nach dem Preis. „Eighty“ und zeigte dabei auf die Taranteln und die Schlangen. Nach kurzerer Rechnerei schlief mir das Gesicht ein: 80 Yuan für beide zusammen?! Das sind umgerechnet über 11 Euro! Ich versuchte der Dame klarzumachen, dass das nicht sein könnte und dass ich glaube, dass sich mich versucht auszutricksen. Die freundliche Dame war nun nicht mehr so freundlich und zeigte energisch auf das Menuschild oberhalb des Standes. Dort war alles in chinesisch verzeichnet, die Zahlen waren jedoch arabisch und zwei Gerichte kosteten scheinbar 80 Yuan. Dennoch wähnte ich mich als Opfer eines Betruges und dachte mir, dass der blöde Tourist, nachdem er ohne den Preis zu verhandeln konsumiert hat, nun automatisch auf das teuerste Gericht auf der Karte verwiesen wird. Ich hielt einen chinesischen Passanten an und fragte, ob es stimmt, dass Snake und Spider 80 Yuan kosteten. Die Dame wurde langsam sehr aufgebracht. Der Mann brauchte eine Weile bis er die Schrift seiner Muttersprache identifizieren konnte und machte dann eine zustimmende Geste. Es half nix – um nicht noch mehr Ärger zu verursachen, griff ich brummelig in die Brieftasche und gab der Dame ihre 80 Yuan. Das war jedoch noch nicht alles: „Eighty each!“ ….“22 Euro für diese Scheiße??!!“ Hysterisch verwies sie mich nochmals auf das Menuschild. Ich schleuderte ihr das Geld entgegen und verdrückte mich in der Menge. Der Appetit nach all den Leckereien war mir nun gehörig vergangen und ich schwang mich auf mein Fahrrad um mich beim Radfahren abzureagieren.

    Da war die Welt noch in Ordnung

    Da war die Welt noch in Ordnung

    Ich radelte Richtung verbotene Stadt und dort lernte ich die ruhige Seite Pekings kennen: Entlang der Mauer der verbotenen Stadt führte ein großer, mit Wasser gefüllter Graben, an dessen Seiten dezent beleuchtete Wege entlang führten. Auf Parkbänken saßen verliebte Pärchen, oder auch vereinzelte Leute auf der Suche nach etwas Ruhe. Dort entlang zu fahren war äußerst angenehm. Es war mild, jedoch nicht zu kalt und mysteriös, jedoch nicht bedrohlich. Während ich immer wieder anhielt, um Fotos zu schießen konnte ich einige interessante Konversationen innerhalb meiner Whattsapp Gruppen in der Heimat verfolgen. Daraus ergab sich eine interessante Mischung aus Fremden und Vertrautem (bitteschön, Müller!). Ich konnte sogar bis vor das Haupttor der verbotenen Stadt fahren und fand mich dort fast komplett alleine. Hier mussten tagsüber wohl tausende von Menschen sein…

    Entlang der verbotenen Mauer

    Entlang der verbotenen Mauer

    Zurück am Hostel klang der Abend mit einer netten Bekanntschaft aus. Ich traf Peter, einen Deutschen aus Leipzig, der für den morgigen Tag den Besuch der chinesischen Mauer geplant hatte. Da seine Planung sehr vielversprechend und durchdacht klang, schloss ich mich ihm an und wir vereinbarten 6:30 Uhr als Treffpunkt für die Abreise. Schnell ging es ins Bett um fit für den morgigen Tag zu sein…

    (L)MAO

    (L)MAO