Prastitje, pashalsta! Impressionen aus Moskau

21 09 2015

Priwjet aus Moskau! Nun eigentlich bin ich mittlerweile in Nizhnij Nowgorod und ich bin vorher einfach nicht dazu gekommen, den Beitrag über Moskau zu schreiben. Aber hier ist er nun:

Zunächst mal allgemein gefasst: Moskau ist der Wahnsinn. Eine Stadt, der jegliche Größenbeschreibungen in keinster Weise gerecht werden. Eine Stadt, der zu jeder die Gigantomanie des russischen Kommunismusses anzumerken ist. Die Dimensionen sind schlichtweg gewaltig. Egal wo man hinschaut, irgendwo ragt ein gigantisches Gebäude zwischen anderen großen Gebäuden hervor. Es gibt so viele riesige, palastartige Gebäude, dass mein Host Eugene sie gar nicht mal alle kennt, oder teilweise noch nie gesehen hat, oder sie nicht bemerkt hat…und das obwohl jedes einzelne von ihnen in jeder mittelgroßen Stadt in Deutschland DAS absolute Highlight wäre. Über Allem steht allerdings das Moskauer Stadtzentrum mit Kreml, roter Platz und Basilius Kathedrale (und dem ganzen Drumherum).

Das erste Mal erblickte ich das Moskauer Stadtzentrum, als Eugene mich am Abend des ersten Tages auf Sightseeing Tour mit dem Auto bei Nacht mitnahm.DSCsdfN3157 Die Hauptverkehrsstraße führt mitten durchs Zentrum und den Kreml mit seinen roten Türmen und den roten Sternen darauf das erste Mal zu sehen war ein sehr erhabener Moment. Bei aller Monumentalität vergisst man dann gern mal den Mund vor lauter Staunen wieder zu zu machen. Eugene hatte jedenfalls sichtlich Spaß daran, mir ein Superlativ nach dem anderen aufzukredenzen.

Die Lomonossow Universität bei Nacht

Die Lomonossow Universität bei Nacht

Nach der Spritztour durch das Zentrum machten wir einen weiteren Abstecher zur Lomonossow Universität, Russlands größter Universität. Auch hier ist der Größenwahnsinn des Stalinismusses spürbar. Ca 40000 Studenten finden hier Platz und einige von ihnen leben sogar in diesem Turm. Das müssen Studentenparties der besonderen Sorte sein…

Kleiner André, große Uni

Kleiner André, große Uni

Am zweiten Tag war ich erstmal etwas auf mich alleine gestellt. Eugene hatte verschiedene Dinge zu tun und außerdem weniger Lust, mich durch die Touristenattraktionen zu führen. Also packte ich mir Verpflegung und russisches Wörterbuch ein und machte mich selbst auf die Socken, um all die Attraktionen nun mit Ruhe auf mich wirken zu lassen. Auf dem roten Platz angekommen habe ich es gleich erstmal geschafft, mein Zehnerticket für die Ubahn zu verlieren. Ich Depp. Die nächste Ernüchterung folgte sogleich, denn der rote Platz wurde grade mit sehr viel Sorgfalt zugebaut – und zwar mit jede Menge Stahlgerüsten, Stahltribünen und Kameratürmen:

Blick auf den zugebauten roten Platz

Blick auf den zugebauten roten Platz

Auf dem roten Platz wurde im Rahmen des 1000. Tages vor Beginn der Fussballweltmeisterschaft 2018 ein Promotionsturnier von Nachwuchsfussballern veranstaltet. Dieser besagte Tag sollte 2 Tage später, am Freitag stattfinden, während Mittwoch schon die Vorbereitungen dazu auf Hochtouren liefen. Leider hat diese Angelegenheit die epische Atmosphäre des roten Platzes deutlich getrübt und es war kaum möglich, Fotos zu machen, auf denen sich nicht irgendein störendes Element geschlichen hat. Ich versuchte die Bauarbeiten also so gut es geht zu ignorieren und stapfte rüber zur Basilius Kathedrale. Und einmal mehr ist es schwierig, die Schönheit dieses Bauwerkes in Worte zu fassen. Ein Gebäude, welches direkt dem Schlaraffenland entspringen könnte, dessen Türme wie aus Zucker gegossen aussehen. Man muss es selbst gesehen haben.

Die Baslilius Kathedrale

Die Baslilius Kathedrale

Übrigens hier die dringende Empfehlung, einmal Urlaub in Moskau und weiteren ausgesuchten Zielen in Russland zu machen. Das ist alles gar nicht so schwer, wie man vl. befürchtet. Das russische Visum gibt es für 80 Euro im Visumcenter im Öderweg in Frankfurt. Bei Fragen könnt ihr euch gern an mich wenden. Moskau ist nämlich nicht nur wunderschön, sondern auch super sauber und die Menschen sind sehr freundlich. Angst zu haben braucht man da auch nicht. Man kann davon ausgehen, dass der Durchschnittsmoskovit mit deutlich mehr Geld in Taschen rumläuft, als wir Touris, so dass sich potentielle Taschendiebe, sollten sie überhaupt in der Lage sein, bei dem Polizeiaufgebot unentdeckt zu bleiben sich lieber einen Moskovit aussuchen als unsereins. Auch St. Petersburg und andere Städte wie Kazan sind unbedingt einen Besuch wert. Zu guter letzt sind Russen sehr gastfreundliche, hilfsbereite Menschen, die zwar sparsam mit ihren Lächeln sind, aber immer hilfsbereit sind, wenn es nötig ist.

Weiter ging es durch das Kaufhaus GUM, ein weiteres Highlight der moskauer Innenstadt. Dort reihen sich in typischer russischer Architektur teure Einkaufsläden und man fühlt etwas den Glanz seiner Blütezeit Ende des 19 Jh. Witzigerweise liefen dort fast alle Menschen mit kleinen Eiskugeln in Waffeln umher. Als ich den Stand ausfindig machen konnte, wo all das Eis herkam, musste ich ebenfalls probieren und bekam typisches russisches Eis für nichtmal einen Euro. Nette Erfahrung!

Im 1. Stock des Kaufhauses GUM

Im 1. Stock des Kaufhauses GUM

Weiter ging es dann noch durch einige Parkanlagen, an der Kremlmauer entlang und dann weiter westwärts zu alten Fussgängerzone Arbat. Sie erinnert ein wenig an die Ramblas in Barcelona, mit vielen Geschäften und Leuten die die Straße entlang flanieren und Künstler, die wahlweise schöne Portraits anfertigen, oder auch Karikaturen 😉

Das letzte Highlight des Tages war dann noch eine spontane Fahrt auf der Moskwa. Eine wild umherrufende Dame hat mich neugierig gemacht und ich ging zu dem Stand, an dem sie scheinbar etwas verkaufte. Da sah ich, dass sie Werbung für die letzte Bootstour des Tages machte. Eine einstündige Bootstour auf der Moskwa für umgerechnet 5 Euro erwies sich mir als sehr erschwinglich. Es hat sich gelohnt, vom Wasser aus hatte man einen fantastischen Blick auf den Kreml.

Fahrt auf der Moskwa

Fahrt auf der Moskwa

Am dritten Tag gingen Eugene und ich durch den Gorki Park spazieren und verbrachten eine nette Zeit bei schönsten Wetterbedingungen. Generell hatte ich sehr viel Glück mit dem Wetter. Während meines ganzen Aufenthaltes hat es nicht einmal geregnet und die Temperaturen waren höher als im Sommer: Mittags bis zu 25 Grad!  Eugene und ich wurden dann noch Zeuge eines kuriosen Musikvideodrehs, bei dem eine Band dabei gefilm wurde, wie sie zu Musik aus Lautsprechern wild herumzappelte. Die drapierten Instrumente waren nat. nicht an Strom angeschlossen und dazu tanzten Tänzer in wilden Kostümen, ein Jongleur jonglierte auf einem Einrad, ein Feuerspucker trieb sein Unwesen und noch viele andere skurille Gestalten, die durch die Kamera tanzten. Das ganze wurde dann noch hipster-like von einer Drohne gefilmt – Swaghetti Yolonese!

Der Anfang einer skurrilen Szene

Der Anfang einer skurrilen Szene

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Im Gorki Park

Posen im Gorki Park

Für den vierten Tag nahm ich mir vor, das Stadtzentrum abermals zu besuchen, diesmal allerdings unter fachkundiger Führung. Dazu bot sich die Moskau-Free-Tour an, deren Tourguide Irina uns die Highlights nochmal auf sympathische Art und Weise nahebrachte. Allerdings musste auch sie einiges improvisieren, da eben nun Freitag war – der 1000. Tag vor der Weltmeisterschaft. Es war überhaupt nur ein Weg auf den roten Platz geöffnet, der nur unter polizeilicher Kontrolle zugängig war. Taschen wurden wie am Flughaften gescannt und überall war laute Elektropopmusik. Stimmungsmäßig hat das also leider so gar nicht gepasst, aber man kann sich nunmal eben nicht alles aussuchen. Den Nachmittag verbrachte ich noch mit Sammian aus Syrien und Thommas aus Holland.

Im Inneren des Kremls

Im Inneren des Kremls

Wir aßen zusammen Mittag und Sammian hatte uns viel über die aktuelle Flüchtligungsproblematik und den IS zu erzählen. Er selbst lebt zur Zeit in Saudi Arabien und macht Urlaub in Russland. Mit Thommas besuchte ich dann noch den Kreml, dessen Architektur wie erwartet beeindruckend ist.

Unterschiedliche Bauweisen

Unterschiedliche Bauweisen

Highlight war das Ersteigen des „Iwan der Dritte-Glockenturms“ von wo aus man einen fantastischen BLick über Moskau hat!

Blick vom Kreml auf Moskau

Blick vom Kreml auf Moskau

Am selben Abend stand dann Party an. Eugene vereinbarte ein Treffen mit seinen Freunden bei denen es Lamm zum Abendessen gab. Ich war überwältigt von deren Gastfreundschaft und habe mich seltsam heimelig bei denen gefühlt. Die Atmosphäre war wie an einem typischen Abend mit meinen Freunden. Dazu gab es Bier und ein Spiel namens Dix it…welches wir in Deutschland ebenfalls einige Male gespielt haben.

Eugene und ich

Eugene und ich

Zusammen mit Andrej gingen Eugene und ich dann noch in die Innenstadt, um ein paar ausgewählte Clubs zu besuchen. Leider waren wir insgesamt etwas spät dran, so dass wir meist nur noch die Ausläufer der Parties mitbekamen. Moskauer Partynächte gehen jedoch sehr lang, sodass wir nach vielen neuen Bekanntschaften, einigen Vodkashots und 3 verschiedenen Clubs gegen halb 7 morgens zu hause waren…Wie gut dass am nächsten Tag nichts geplant war und wir gründlich ausschlafen konnten.

Eugenes Freunde

Eugenes Freunde

Der letzte Tag war dann weniger spektakulär. Ich gönnte mir ein wenig Heimat, indem ich das Spiel Darmstadt gegen Bayern per Livestream verfolgte und ansonsten nur im Bett döste. Abends führte mich Eugene in ein georgisches Restaurant, dessen kulinarische Spezialitäten in Moskau weit verbreitet sind. Dort gab es tortellini-artige Teigtaschen gefüllt mit Fleisch und viiiel Koriander…vl. etwas zu viel Koriander, aber dennoch sehr lecker!

Am nächsten Morgen ging es dann auf zur transsibirischen Eisenbahn…die eigentliche Reise sollte nun also beginnen…

Der letzte Absatz gebührt Eugene: Ich habe selten so viel Gastfreundschaft entgegengebracht bekommen wie von ihm und habe das Gefühl einen wirklichen Freund kennengelernt zu haben. Stets bemüht, mir die russische Kultur aufzuzeigen hat er keine Mühen gescheut, mir viele schöne Ecken in Moskau und die eigenwilligen russischen Esstraditionen zu zeigen. Vielen Dank für alles, du bist herzlich eingeladen, nach Darmstadt, zu kommen damit ich dir einmal das gute alte Südhessen zeige!

Die Moskauer Metro am Tag der Abreise

Die Moskauer Metro am Tag der Abreise…Doswedanja!



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2 Antworten zu “Prastitje, pashalsta! Impressionen aus Moskau”

  • Vanessa sagt:

    Hey André,
    Das klingt ja echt super bis jetzt! Du machst mich ganz schön neidisch und ich bekomm hie echt Fernseh 🙁 Haha aber Ich muss sagen, das Spiel gegen Bayern und vor allem gegen Bremen, trösten mich ein wenig 😉 Ich frei mich schon auf weitere Berichte von dir 😉 Und mach dir keinen Stress wenn die Regelmäßigkeit mal nicht mehr so klappt, ist leider so und übelnehmen kann man’s dir auch nicht 😉 Hast bestimmt eh schon so viel um die Ohren :))

  • Vanessa sagt:

    PS: Der Titel deines Blogs gefällt mir ausgesprochen gut 😛

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