Abseits der Wow-Effekte: Der Reisealltag

8 11 2015

Hongkong, der 9.11.2015

Hallo ihr Lieben,

Erstmal möchte ich mich entschuldigen, dass die Berichte mit solcher Verzögerung erscheinen. Dies hat verschiedene Gründe. Einerseits kann man sich natürlich nur selten die Zeit nehmen, solch detaillierte Berichte über die Vorkommnisse zu verfassen. Andererseits bin ich aber auch von einem stabilen Wlan abhängig, was vor Allem in China sehr problematisch war. Wenn man 5 Minuten warten muss, um ein Bild von 300 kb Größe hochzuladen, verliert man schnell die Geduld. Einen Bericht ohne Bilder zu veröffentlichen ist jedoch auch wie Frühstück ohne Kaffee. Darüber hinaus hatte ich die letzte Woche mit einem defekten Netbook zu kämpfen. Dass es jetzt plötzlich wieder geht ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass der Reisealltag eben nicht nur aus Action und wundervollen Erlebnissen besteht, sondern, wie im Leben daheim, auch mühsam sein kann. Diese Thematik möchte ich einmal näher ausführen.

Wer einen Blog führt, um seine Erlebnisse den Lieben daheim zu schildern, tut sich manchmal schwer damit, auszuwählen, was man erzählt und wie man es erzählt. Für den Leser mag es nicht unbedingt spannend sein, zu erfahren, dass die Kreditkarte nicht funktioniert, oder dass der Rucksack ein Loch hat. Deswegen neigt man dazu, solche Dinge eben nicht zu erwähnen. Da sie den Alltag jedoch genauso bestimmen wie all die schönen Momente, sollte dafür ebenfalls Platz sein.

  1. Dinge funktionieren nicht immer so, wie sie funktionieren sollen

Während der Reise hatte ich bereits häufig mit Ausrüstung und Situationen zu kämpfen, die nicht so liefen, wie das geplant war. In Russland hatte ich bspw. das Problem, dass erst eine meiner Kreditkarten, dann zwei und letztlich auch meine Girokarte nicht funktionierten und ich teilweise Schwierigkeiten bekam, an Geld heranzukommen. Für das Geldabheben benutze ich bspw. die Kreditkarte der DKB Bank, mit der man weltweit kostenlos Bargeld abheben kann. In Russland habe ich es bspw. nicht geschafft, auch nur einmal mit der Karte Geld abzuheben. Ich musste dazu immer auf meine anderen Karten ausweichen, was dann zusätzliche Gebühren verursachte. Manchmal passierte es dann, dass eine Bank meine zweite Kreditkarte, die der Consorsbank, nicht akzeptierte und Maestrokarten (also Girokarten) erst recht nicht. Dann musste ich bspw. eine andere Bank aufsuchen, die entweder erstere, oder zweitere akzeptieren. Auf der Baikalinsel Olchon wäre mir beinahe das Bargeld ausgegangen, da ich im Supermarkt nicht mit meinen Kreditkarten zahlen konnte und auf der gesamten Insel keine Bankautomaten vorhanden waren. Es war etwas Glück nötig, dass ich die Situation lösen konnte, mehr dazu im entsprechenden Beitrag. Um dann das Problem mit der DKB zu lösen, musste ich also dort anrufen. Wie ruft man in Deutschland an, ohne sich in finanziell in den Ruin zu treiben? Ich erfuhr, dass man über Skype relativ kostengünstig telefonieren kann und entschied mich, Guthaben drauf zu laden. Das hat jedoch mit allen drei Karten nicht funktioniert und ich befürchtete nun, dass keine der Karten (mehr) funktioniert. Zuvor musste ich schon die Funktionalität der Consorskarte anzweifeln, da das bis dahin immer zuverlässige Kaufen von Zugfahrkarten der Transsib auch nicht mehr geklappt hat. Till musste das Guthaben dann für mich zahlen. Ein Anruf bei der DKB ergab, dass meine Karte gesperrt wurde, weil ich wohl ausversehen dreimal hintereinander die PIN falsch eingegeben hab. Man stelle sich nun einmal vor in einem fremden Land zu sein und kein Geld abheben zu können. Bzw. eigentlich ist es nicht so sehr diese Tatsache, sondern eher, dass man laufend einen Schlag auf den Nacken bekommt. All die Dinge, die man sich während der Reisevorbereitung überlegt hat, gingen schief. Das kann sehr demotivierend sein. Mittlerweile ist alles stabil, aber zu dem Zeitpunkt war das unglaublich frustrierend.

Diese Episode soll exemplarisch für viele andere Dinge stehen, die nicht so wie geplant liefen. Bspw. habe ich seit der Mongolei mit einem mäßig funktionstüchtigen GPS zu kämpfen. Während andere ein stabiles GPS Signal empfangen, setzt meines öfter mal aus, oder ist nicht vorhanden. Wenn man reist, wäre das jedoch hilfreich. Das Internet meines Netbooks verursachte letzte Woche Probleme. Es führte zu regelmäßigen Abstürzen, ich fürchtete um meine Daten und Bilder. Ein defekter PC ist schon zu Hause ein Problem. Aber auf der Reise will und muss man sich um andere Dinge kümmern. Heute konnte ich bspw. über eine Stunde lang keine Flugtickets buchen, weil die Anzeige der Website des Anbieters so fehlerhaft war, dass ich andauernd Fehlermeldungen bekam. Die Liste ließe sich deutlich weiter führen. Natürlich kommt da noch hinzu, dass man Wege nicht findet, Züge verpasst oder sonstige Dinge nicht nach Plan verlaufen.

2.   Reisen ist anstrengend

Die Flut an Erlebnissen kann schon manchmal sehr überwältigend sein. Wenn man zu Hause einen ereignisreichen Tag hat, fällt man abends gerne mal ins Bett oder freut sich auf einen gemütlichen Abend vorm Fernseher im Sofa. Sowas gibt es für mich praktisch nicht. Die Nächte, die ich seit Beginn der Reise als erholsam bezeichnen kann, lassen sich fast an einer Hand abzählen. Ob eine Nacht erholsam ist, hängt davon ab, wie lange man schläft und wie ruhig man schläft, da einhergehend auch der Schlafcomfort. Die meisten meiner Nächte habe ich bisher in Hostels und darin in sog. Dorms verbracht. Das sind Mehrbettzimmer, die man sich mit fremden Menschen teilt. Weiterhin habe ich viele Nächte im Zug verbracht, einige Nächte in Privathaushalten und und von allen Nächten 6 Nächte, wo ich ein eigenes, komfortables Bett in einem eigenen Zimmer hatte. Diese Nächte waren wirklich erholsam. Ansonsten hat man regelmäßigen mit schnarchenden oder lauten Menschen, zu kleinen, oder unbequemen Betten, oder sonstigen Widrigkeiten zu kämpfen, die den Schlaf eben nicht so erholsam machen, wie das traute Bett daheim. Irgendwann summieren sich jedoch die Nächte, die weniger erholsam waren, was sich wiederum auf Fitness und Wachheit tagsüber auswirkt. Der Akku entleert sich also immer weiter, was man jedoch nur selten merkt, da man oft unter Adrenalin und (An)Spannung steht. Versteht mich nicht falsch, das klingt nun alles sehr negativ. IdR. reichen schon 1-2 erholsame Nächte aus, um eine Woche weniger erholsame Nächte zu kompensieren. Und das wirkt sich auch nur gering auf die Lebensqualität während der Reise aus. Aber es ist ein Faktor, den ich vor der Reise so nicht erwartet habe.

Abgesehen von der Regeneration im Schlaf bedarf es jedoch auch immer wieder Tage, die frei von größeren Erlebnissen sind. Dazu gehört, dass man u.U. Prioritäten setzen muss, welche Attraktionen man mitnimmt und was eben zu viel wird. Die weltberühmte Terracotta Armee in Xian habe ich aus diesem Grund liegen gelassen, da ich tags zuvor eine anstrengende Wanderung unternahm und den Tag danach zur Regeneration benötigte, um frisch gestärkt meinem nächsten Reiseziel entgegenzutreten. Es tut dann auch gut, einfach im Hostelbett zu liegen, Bundesliga zu schauen und die Action im Aufenthaltsraum des Hostels zu ignorieren.

3. Alleine reisen

Ein Faktor, den ich vor der Reise so gar nicht einkalkuliert habe, ist die Tatsache, dass Alleinereisen öfter auch mal mit Heimweh und Einsamkeit verbunden ist. Dabei fehlen vor Allem die Vertrauten Menschen von zu Hause, was auch durch regelmäßige Bekanntschaften während der Reise nicht kompensiert werden kann. So wirklich alleine ist man während der Reise nie, vorausgesetzt man spricht seine Mitmenschen an, ist kommunikativ und offen. Aber all diese Bekanntschaften sind nicht so erfüllend, wie die Freunde und Familie daheim. So kommt es vor, dass man sich trotz Gesellschaft einsam fühlt. Das hätte ich vorher nicht erwartet, zeigt jedoch auch, wie bedeutsam Familie und Freunde sind. Bisher habe ich nur wenige Reisende kennengelernt, die alleine unterwegs sind. Meistens habe ich mich in bestehende Gruppen eingegliedert, wozu auch immer eine gewisse Überwindung gehört.

4. Organisation während der Reise

Einen nicht unerheblicher Teil der Reisezeit verbringt man mit der Organisation des weiteren Reiseverlaufs. Dazu gehört Transport, Unterkunft und ab und zu kurzfristige Terminänderungen, oder Reiseroutenänderungen. „Bleibe ich in China, oder nutze ich die Gelegenheit und fliege ich in das nahegelegene Myanmar? Wenn letzteres, brauche ich ein Visum? Wie wirkt sich das auf meinen zukünftigen Reiseverlauf aus? Hab ich dann noch gute Möglichkeiten nach Hongkong zu gehen? Wenn nein, habe ich jemals noch mal die Gelegenheit, dorthin zu kommen? Reisen ist also immer auch das Abwägen von Möglichkeiten und das Treffen von Entscheidungen. Oftmals sind Entscheidungen dann relativ spontan, was bspw. die Suche nach Couchsurfinghosts relativ schwer macht. In so kurzer Zeit findet man idR. keine Hosts, die einen Schlafplatz anbieten können. Abgesehen davon muss man ca 10-20 Leute anschreiben, von denen widerum 2-3 positive Rückmeldungen kommen. Das alles kostet Zeit. Wenn man dann von seinen Zimmergenossen zur Kneipentour aufgefordert wird, ist es nicht immer leicht, aus organisatorischen Gründen abzusagen. Flüge und Hostels müssen darüber hinaus auch gebucht werden. Die Organisation wird noch komplizierter, wenn die Technik nicht funktioniert, siehe Punkt eins.

5. Dinge gehen kaputt, bzw. verschleißen

Dass so eine Reise auch eine Belastung für die Ausrüstung darstellt, muss ich langsam immer deutlicher erfahren. So musste ich bereits jeweils ein Loch in meinem Rucksack und ein Loch in meiner Hose flicken. Einen Nachmittag habe ich dann mit Nadel und Faden verbracht. Beides hält mittlerweile aber der nächste Moment kommt bestimmt, in dem man wieder den Mac Giver gibt.

5. Leben aus dem Rucksack

Zu guter Letzt noch ein Punkt, der vl. unangenehm klingen mag, an den man sich aber schnell gewöhnt: Im Rucksack befindet sich alles, was man besitzt. Kleidung, Elektrogeräte, Wertsachen, Ausrüstung. Man kann seine Habseligkeiten noch so systematisch packen, Unordnung kommt immer wieder vor und dann sucht man Dinge. Der gesuchte Gegenstand ist dann natürlich fast immer ganz unten. Man gewöhnt sich jedoch daran. Man entwickelt gewisse Strategien, versucht die Gegenstände immer in die selben Fächer zu packen. Darüber hinaus besitzt man dann eben keinen Kleiderschrank, oder Schreibtisch. Das Leben ist deutlich einfacher, jedoch deswegen nicht unbedingt schlechter.

 

Die genannten Punkte sollten keineswegs zu negativ klingen. Beschönigen möchte ich jedoch auch nichts. Letztlich macht man auf Reisen immer Erfahrungen. Man lernt Länder, Menschen und sich selbst kennen. Es ist deshalb immer lehrreich, jedoch nicht immer angenehm. Am Anfang viel es mir schwer dies zu akzeptieren, nun gelingt mir das jedoch Stück für Stück immer besser.

Liebe Grüße aus Hongkong, morgen geht es nach Vietnam

 

euer André

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Die Visa-Krise: Bangen in Ulan Bator

8 11 2015

12.10. – 15.10.

 

Ich entschied, den Rest meiner Zeit im selben Hostel zu verbringen, indem ich auch vor der Rundreise einquartiert war. Die nächste Aufgabe bestand nun darin, das Visum für China zu ergattern und zwar in 3 Tagen, was prinzipiell problemlos möglich war. Der Plan sah vor, montags und dienstags die nötigen Besorgungen dafür zu erledigen, mittwochs zur chinesischen Botschaft zu gehen, das Visum per Rush-Antrag zu beantragen und donnerstags den Zug nach Peking zu nehmen. Ein enger Zeitplan, der zu schaffen sein sollte, wenn alles nach Plan lief. Den Sonntagabend verbrachte ich jedoch erst einmal damit, das Länderspiel Deutschland gegen Georgien zu sehen. Das Finale der Euro-Qualifikation stand bevor und nachdem Deutschland gegen Irland verlor, wollte ich mir das Spiel nicht entgehen lassen und blieb bis 5 Uhr morgens wach um das Spiel bis zu Ende zu sehen. Müde kroch ich in mein Bett um am nächsten Tag damit zu beginnen, folgende To-do Liste abzuhaken:

 

– Einreisenachweis in Form eines echten Zugtickets nach Peking

– Ausreisenachweis in Form eines gefälschten Flugtickets zurück nach Deutschland

– Buchungsbestätigungen sämtlicher Unterkünfte während meines Aufenthaltes in China

– Nachweis über meine Auslandskrankenversicherung

– Informationen über mein Kontoguthaben

– Dollar abheben, da man das Visum in Dollar bezahlt

– Passfoto bereithalten

 

Diese To-do Liste ist das Ergebnis langem Recherchens und Nachfragen bei Leuten, die das Visum ebenfalls beantragen wollen, oder bereits beantragt haben. Dabei stellte jeder Punkt (abgesehen vom Passfoto) eine eigene kleine Herausforderung dar. Im Internet las ich von einer Firma, die bei den Visaangelegenheiten behilflich sein soll und dass viele Reisende damit gute Erfahrungen gemacht haben. Also stand ich um 9 Uhr morgens zur Öffnungszeit vor der Tür der Firma, doch niemand öffnete. Als ich die Nummer anrief, die auf der Tür angegeben war und mich erkundigte, warum niemand da ist, entgegnete man mir, dass man bald da wäre, sich nur etwas verspätet hätte. Ah, so läuft das also in Ulan Bator. Ich fragte, ob sie mir bei der Beantragung des Visums behilflich sein könnten. Ich bekam eine positive Antwort, es käme jedoch vor Allem auf die Einladung aus China an, welche nur diese Firma organisieren könne. Ob sie mir denn auch bei der Buchung von Unterkünften behilflich sein könnten. Ja, sie würden mir ein gutes Hotel buchen. Kostenpunkt? 80 Euro pro Nacht. Nein, danke! Geldmacherei riechend, habe ich mich erstmal bei Charyssa, welche ihr Visum bereits besitzt, erkundigt, ob diese Einladung überhaupt notwendig wäre. Sei sie nicht. Somit war die Masche der Firma klar. Schade, dass Reisende nicht selbstständig genug sind und auf die Masche mit dem teuren Hotel hereinfallen.

Mein erster Punkt konnte direkt um die Ecke abgehakt werden: Das Reisebüro „Airmarket“ stellt gefälschte Flugreservierungen aus. Das las ich im Weltreiseforum und wurde mir von anderen Hostelbewohnern bestätigt. Also versuchte ich mein Glück und sagte der Dame am Schalter, dass ich gerne eine Reservierung für mein Chinavisum hätte. Sie fragte mich scheinbar zunächst, ob ich ein Flugticket nach China möchte. Dies hab ich falsch verstanden und gab ihr mein angebliches Rückreisedatum. 23.10. an. Normalerweise hätte sie mir die Bestätigung über den Flug nun ausgedruckt, jedoch musste sie mir beichten, dass ihr Drucker nicht funktionieren würde, weswegen sie mir die Buchungsbestätigung an meine Mailadresse schicken würde. Nachdem ich ihr diese gab, sendete sie eine Mail mit einem Link, den ich öffnen sollte, um die Buchungsbestätigung einsehen zu können und diese dann extern drucken zu lassen. Glücklich ob dieses Erfolgs verließ ich das Reisebüro und versuchte die Buchung zu öffnen. Das hat schon gleichmal nicht geklappt. Beim Versuch, die Bestätigung zu öffnen, wurde mir eine Fehlermeldung angezeigt. Also lief ich die 200 m zurück zum Reisebüro um die freundliche Dame zu fragen, ob etwas nicht geklappt hat. Diese schickte mir etwas verwirrt die selbe Bestätigung noch einmal und diesmal konnte ich sie tatsächlich öffnen. Wunderbar – Bayrte! (Auf Wiedersehen!). Wieder 200 m gelaufen jedoch die nächste Unstimmigkeit. Ich bemerkte nun, dass die gute Dame mir den Hinflug auf den 23.10. legte. Somit war die Buchung also wieder nutzlos, weswegen ich abermals zurücklaufen musste. Als ich das Reisebüro das dritte Mal betrat sah mich die Dame bereits mit einer Mischung aus Ärger und Sorge an. Einem „Was-denn-nun-schon-wieder“-Blick entgegnete ich, dass ich für diesen Termin den Rückreisetermin haben wollte, nämlich nach Frankfurt, Deutschland. Achso…Wundersamerweise ging auf einmal ihr Drucker wieder, sodass wir diesmal die Buchungsbestätigung Korrektur lesen konnten. Alles stimmt, prima! Ich hatte also nun eine gefälschte Buchungsbestätigung in der Hand. Da es scheinbar Gang und Gebe war, damit die chinesischen Behörden auszutricksen, fragte ich mich bereits, ob die Chance besteht, dass sie vielleicht bei mir nicht mehr darauf hineinfallen würden…aber das war nun mein Plan und ich musste es einfach ausprobieren.

Der nächste Schritt war, ein Zugticket für den Donnerstagzug nach Peking zu ergattern. Vorher wollte ich jedoch ins Hostel um einerseits den Nachweis über meine Krankenversicherung und andererseits den Guthabenstandes meines Kontos auszudrucken. Beides hatte ich bereits tags zuvor organisiert. Für ersteres musste ich extra den ADAC anschreiben, der mir glücklicherweise noch am selben Abend die Bestätigung per Mail zukommen ließ. An der Rezeption konnte ich beides problemlos ausdrucken. Darüber hinaus ließ ich mir „Bahnhof“ auf mongolisch aufschreiben und die zu erwartenden Kosten, damit ich beides dem Taxifahrer unter die Nase halten konnte. Auf der sicheren Seite, nicht über den Tisch gezogen zu werden, brachte mich der Taxifahrer zum Bahnhof, wo ich problemlos das Zugticket ergattern konnte. Auf dem Rückweg wollte ich bei der Bank vorbei, um Dollar für die Bezahlung des Visums zu ergattern. Am Schalter entgegnete mir die Dame, dass ich zunächst Tungrik am Geldautomaten abheben sollte, um diese dann bei ihr in Dollar umzutauschen. Gesagt, getan. Leider passierte mir im Folgenden etwas, was sehr typisch für mich ist. Noch während ich meine Visakarte im Automaten stecken hatte, fiel mir ein, den Wechselkurs auszuchecken, damit ich weiß, wie viel Tungrik ich benötigen würde. Geduldig wartete der Automat, doch irgendwann wurde es ihm zu viel und er spuckte meine Geldkarte wieder aus. Weiterhin schaute ich seelenruhig nach dem Wechselkurs und nach ca. 1 Minute passierte das, was nun mal passiert, wenn man seine Geldkarte nicht aus dem Schlitz herauszieht: Sie wird eingezogen. Tja und da stand ich auf einmal wie der Ochs vorm Berg. Meine wichtigste Geldkarte war gerade von einem Bankautomaten eingezogen, weil ich nicht bedacht habe, dass die Karte irgendwann eingezogen wird, wenn man sie nicht herauszieht. Ruhebewahrend habe ich die Bank wieder betreten und habe dem Angestellten versucht zu erklären, dass meine Karte eingezogen wurde. Da sein englisch verhältnismäßig gut war, war die Verständigung gut und er verstand mein Problem auf Anhieb. Alles in allem kostete mich diese Dummheit eine Stunde, die ich sinnlos in der Bank mit Warten verbrachte, weil dann erstmal Kopien meines Reisepasses gemacht werden mussten, ich einige Formulare ausfüllen mussten und auch einfach noch andere Kunden betreut werden wollten. Am Ende bekam ich meine Karte vom Chef persönlich ausgehändigt, mit dem Hinweis, diese für die nächsten 24 Stunden nicht benutzen zu dürfen, da sie sonst abermals eingezogen werden würde. Ich entschließ mich dazu, meinen Kopf nicht gegen die nächste Wand zu schlagen sondern stattdessen mit meiner zweiten Visakarte Tungrik abzuheben und diese dann in Dollar umzutauschen. Das hat dann auch geklappt. Danach begab ich mich ins Hostel, um dort Unterkunftsbuchungen vorzunehmen.

In der Regel ist es für das Chinavisum notwendig, alle Unterkünfte im Voraus buchen zu müssten und die Nachweise dafür den Behörden vorzuweisen. Da dies für einen Individualreisenden jedoch grober Unfug ist, da man keinen ganzen Monat im Voraus planen möchte, gibt es auch bei der Unterkunftsbuchung einen kleinen, aber feinen Trick: Man bucht Unterkünfte bei Booking.com und storniert diese einfach wieder, nachdem man sie in der chinesischen Botschaft vorgezeigt hat. Ich dachte mir, dass eine Woche Peking realistisch klingen würde. Falls jemand Fragen stellen würde, könnte ich erklären, dass ich nach meiner Reise mit der Transsib nun noch eine Woche Peking besuchen wollte. Das passende Rückflugticket besaß ich bereits, jetzt brauchte ich nur noch passende Unterkünfte. Ich entschloss mich 2 Unterkünfte herauszusuchen, um es etwas komplizierter für die Herrschaften machen sollte, meine Reise nachzuvollziehen. Ich buchte 4 Nächte in einem billigen Hostel und 2 Nächte in einem gehobenen Hotel. Ich wollte eben ganz zum Schluss noch etwas Luxus haben. Beides konnte ich bis Mittwoch Abend stornieren, was genug Zeit war, um die Reservierungen vorher in der Botschaft zu zeigen.

Da ich nun nichts mehr machen konnte, entschied ich mich, als Belohnung für die Strapazen zum Friseur zu gehen. In der Nähe des Hostels war ein Friseur, der vielversprechend aussah. Nachdem wir den Preis vereinbart hatten fragte mich der junge Friseur, wie ich die Frisur gerne hätte. Ich zeigte auf ein Model an der Wand und machte ihm dadurch klar, dass ich sie gerne so hätte: Seiten sehr kurz, die Mitte lang, stylisch eben. Was im Folgenden geschah lässt jede Friseurerfahrung in Deutschland wie Stümperei aussehen. Ich bekam für umgerechnet 4 Euro eine Frisur, mit der ich mich fühlte, als müsste ich danach auf den Catwalk. Einer halben Stunde Schneiden folgte eine halbe Stunde Stylen. Der Bub holte alles aus meinen Haaren heraus, föhnte, sprayte und stellte meine Haare zu einem Kunstwerk auf. Dazu gabs noch eine Barttrimmung. Wahnsinn. Als ich danach fertig war fühlte ich mich wie neugeboren. Mit dem Haarschnitt wollte ich es mir nicht nehmen lassen und etwas durch die Stadt zu flanieren. Ich wollte wissen, ob nur ich die Frisur so steil fand, oder ob das auch andere so sahen. Und tatsächlich: Man schaute mich an. Leute sprachen mich mit „Hey whatzup man!“ an. Vor unserem Hostel meinte man zu mir „Dude you have a fancy Haircut!“ Es war köstlich. Auf dem zentralen Platz hatte ich plötzlich eine Traube von pubertierenden Schülern um mich herum, alle wollten ein Foto. Ich bin mir nicht sicher ob es letztlich an der Frisur lag, oder einfach an meiner Ausstrahlung aber dieser Abend war wirklich etwas ganz besonderes…Zufrieden legte ich mich schlafen.

VIP und Fans ;)

VIP und Fans 😉

Am nächsten Tag machte ich die Bekanntschaft mit einigen anderen Hostelbewohnern, die teilweise ebenfalls mit dem Donnerstagszug nach Peking fuhren, andererseits ebenfalls am Mi in die chinesische Botschaft mussten, um ihr Visum zu beantragen. Da ich bereits alles organisiert hatte war der Tag eher ruhiger und ich holte etwas Schlaf nach. Abends ging es mit einigen Hostelbewohnern in einen Jazzclub. Ein Gitarrist spielte eine Mischung aus Gassenhauern und Jazzstandards. Die Atmosphäre war westlich, nett.

Es folgte der Tag der Wahrheit. Der Tag an dem sich herausstellen sollte, ob alles so klappt, wie ich es geplant hatte.

 

Am nächsten Morgen wollte ich bereits eineinhalb Stunden vor offizieller Öffnungszeit bei der Botschaft sein. Brian war bereits am Montag bei der Botschaft und war 15 Min nach offizieller Öffnung da und musste ca. 8 Std warten, bis er dran kam. Das wollte ich mir ersparen. Ein irisches Pärchen im Gepäck machten wir uns gemeinsam auf den Weg zur Botschaft. Selbst eineinhalb Std vor Öffnung war bereits eine 30 m lange Schlange vorhanden. Früh aufzustehen hat sich jedoch gelohnt, wir kamen bereits um 10:30 dran. Zuvor hatten wir noch den Hauptantrag ausgefüllt, ein vier Seiten langes Monster von einem Antrag. Die Chinesen wollen alles ganz genau wissen: Informationen über den Lebenslauf, Bildungsgrad, Universitätsname und –Anschrift, Eltern und Bevollmächtigte, Familienverhältnisse und genaue Reisebeabsichtigungen in China. Was man an welchem Tag eben plant zu tun. Wer noch daran gezweifelt hat, dass ein Aufenthalt in China kompliziert wird, sollte spätestens beim Ausfüllen dieses Antrages Zweifel bekommen. Der Moment der Wahrheit näherte sich. Bei Aylisch und Chris ging alles gut. Nun war ich dran. Die Dame fragte mich, ob ich wüsste, was alles für die Beantragung benötigt wird. Ich bejahte und sie forderte sämtliche Unterlagen ein, die ich besaß. Während sie alles sorgfältig studierte schien alles gut zu gehen, doch dann:

„Germans are not allowed to have a Rush-Visa. You have to come back at Monday  to pick up a regular Visa”. Stille. Mir ist das Gesicht eingeschlafen. Sollte nun tatsächlich alles umsonst gewesen sein? Habe ich mein Zugticket umsonst gekauft und das Geld in den Sand gesetzt? Musste ich mir tatsächlich ein neues Zugticket kaufen? Musste ich meinen Aufenthalt in dieser stickenden und lärmenden Stadt verlängern und auch noch dafür zahlen?

Ich wollte nicht aufgeben. Dass würde aber in meinem Reiseführer stehen, dass das ginge. Und überhaupt, wo steht bitte, dass Deutsche kein Rush-Visa bekommen dürfen. Und was sei das eigentlich für ein Unfug. Immerhin, man merkte der Dame an, dass sie mit sich kämpfte. Da könne man leider nichts tun, das seien nun mal die Vorschriften. Und man könnte das im Internet lesen. Aber in meinem Reiseführer steht davon nix, da steht, dass Deusche das haben können. Es ginge aber nicht, es tue ihr Leid. Ich versuchte auf die Tränendrüse zu drücken und ihr klar zu machen, dass ich jetzt 2 Monate mit der transsibirischen Eisenbahn unterwegs war und dies nun das Ende meines Urlaubs komplett zerstören würde. Die (gefälschten) Buchungen wären umsonst und mein Zugticket könnte ich auch nicht mehr nutzen. Und ich würde soviel Zeit in Peking verlieren.

Die Dame schnaufte. Dann sagte sie erst etwas, was ich nicht verstand, dann etwas was ich sehr wohl verstand: Ich sollte später um 4 wiederkommen, mein Visum nehmen und verschwinden. Sie stellte mir eine Bestätigung für nächste Woche Montag aus und wiederholte nochmals, dass ich später um 4 kommen sollte. Vollkommen aufgewühlt und noch nicht hundertprozentig sicher, ob ich nun bekommen habe, was ich wollte, oder ob ich die Dame nur komplett falsch verstanden habe, verließ ich die Botschaft und erzählte den beiden Iren, was passierte. In der Bank gegenüber der Botschaft bezahlten wir unsere Visaaufträge. Müde und abgeschlagen ging ich zurück ins Hostel und wartete bis es 4 wurde, um mich abermals unter großer Anspannung auf den Weg zur Botschaft zu machen. Was, wenn ich das Visum nicht bekommen würde? Würde ich bis Montag in Ulan Bator bleiben wollen? 5 Tage länger in diesem dreckigen Moloch von einer Stadt? Nein! Das wollte ich nicht. Ich beschloss, sollte es mit dem Visum für China heute nichts mehr werden, China einfach zu überspringen und mich stattdessen in einen Flieger nach Vietnam zu setzen. Dementsprechend hing also nun der weitere Reiseverlauf davon ab, was die Dame nun mit meinem Reisepass angestellt hat. Am Schalter war diesmal eine andere Dame, die Dame von vorhin konnte ich im Hintergrund arbeiten sehen. Ich händigte ihr meine Auftragsbestätigung aus. Aber mein Visum sei doch erst am Montag fertig. Die Dame von vorhin schaltete sich daraufhin ein und erklärte der Dame an meinem Schalter etwas auf mongolisch. Darauf verschwand sie im Nebenraum und brachte meinen Reisepass. Darin: ein fertiges chinesisches Visum! Ich konnte es kaum fassen und musste mich schwer zusammenreißen, meine Freude nicht herauszuschreien. Ich zahlte die Extragebühr für das Visum und wollte der Dame von vorhin noch ein kleines Trinkgeld als Dankeschön dalassen, aber die Sachbearbeiterin lehnte verlegen ab. An meinem guten Willen solls also nicht gelegen haben. Wahnsinn. Was für eine Aufregung. Ich war fix und fertig. Die Beantragung dieses Visums war mit dermaßen viel Spannung verbunden, dass ich an dem Abend nicht mehr fiel unternahm, sondern früh ins Bett wollte.

De Maiziere in UB. Die Autos im Vordergrund künden den großen Besuch an.

De Maiziere in UB. Die Autos im Vordergrund kündigen den großen Besuch an.

Am nächsten morgen ging es zum Bahnhof von wo aus der Zug nach Peking starten sollte. 2einhalb Wochen Mongolei liegen hinter mir und waren dann auch genug. Ich freute mich auf China und wärmere Gegenden. Dabei wusste ich noch gar nicht, worauf ich mich da eigentlich eingelassen haben….die Chinesen…



Die Rundtour Tag 8 und die Rückfahrt in die Zivilisation

8 11 2015

10.10. + 11.10.

 

Auf dem Weg ins Gebirge schraubte sich das Auto immer weiter hinauf, bis Brians Höhenmeter irgendwann 2400 m anzeigte. Als wir einmal kurz Pinkelpause machten, wollte ich einen nahegelegenen Hügel erklimmen und wie so oft bin ich losgespurtet, um nicht alzu viel Zeit für die Besteigung zu brauchen. Nach einigen Metern kam ich jedoch schwer ins Keuchen, bis mir einfiel, dass wir uns in einer gewissen Höhe befanden, in der man nicht mehr eben mal so einen Hügel hinaufspurtet. Mein Körper rächte sich mit einem nervigen Husten, der sich für den Rest des Tages hielt. Die kurze hohe Belastung war einfach etwas zu viel. Man wird eben auch nicht jünger.

Kostspieliger Ausblick

Kostspieliger Ausblick

Das Mittagessen nahmen wir am Startpunkt der letzten Wanderung zu uns. Nebst betrieben Nomaden einige Stände mit Souvenirs, wo ich mir ein schönes Armbändchen kaufte. Danach sollte es mit Rucksack und genug Wasser durch das Gebirge gehen und die nächsten Stunden bescherten uns noch einmal ein wundervolles Erlebnis in der Mongolei. Wir wanderten durch enge Canyonschluchten, stets entlang eines Bächleins, der sich seinen Weg durch das Gebirge hinab bahnte. Dabei legten wir ca. 10 Km zurück und stiegen auf 1800 m hinab. Schneefetzen belegten, dass es hier vor kurzem noch richtig geschneit hatte. Wir hatten jedoch schönstes Sonnenwetter, wie immer bisher auf meiner Reise. Die Schlucht wurde auch Geierschlucht genannt. Ein Blick nach oben verriet woher die Schlucht ihren Namen bekam. Geier kreisten in ca. 500 m Höhe über den Klippen. Hielt man die Augen offen, konnte man immer wieder  Geierneste erkennen. Auf dem Boden wiederum bekam man immer wieder ganz andere Gefährten zu Gesicht, welche wohl als Nahrung für die Geier und Adler in der Schlucht dienten: Kleine Nagetiere, welche wie eine Mischung aus Meerschweinchen und Maus und äußerst putzig aussahen. Sie leben in kleinen Höhlen und verstecken sich erst, wenn man ihnen zu nahe kommt.

Unser Tourguide Alma

Unser Tourguide Alma

Der Bach war an einigen Stellen immer wieder vereist und hin und wieder säumten bizarr anmutende Eisformationen das Ufer des Baches. Manchmal musste man etwas aufpassen, denn Das Gelände war schwer zu begehen und teilweise vereist, so dass Gefahr bestand, auszurutschen. Meistens ging Alma mit sehr sicherem Schritt voran und wenn man ihr folgte, konnte man nicht viel falsch machen. Suchte man jedoch selbstständig nach Wegen durch das Gelände, kam es immer wieder vor, dass man umkehren musste, da es einfach nicht weiter ging: Entweder war der Bach unpassierbar, oder das Eis so glatt, dass man sich unweigerlich auf die Nase legen würde…DSCN3459

Nach ca. 7 Km weideten Kühe im Tal. So wanderten wir also zwischen friedlichen Kühen. Nichts konnte sie aus der Ruhe bringen, nicht mal ein Kuhsound auf meinem Handy…

Chilly cows

Chilly cows

 

Nach ca. 4 Stunden erreichten wir das Ende der Schlucht. Wir hatten nun die Wahl, ob wir in der nahegelegenen Stadt übernachten wollen, oder uns ein letztes Mal mit Zelt in die Wildnis verschlagen möchten. Wir entschieden uns für letzteres und verbrachten eine letzte Nachr draußen in der Kälte. Zuvor gab es noch ein warmes Abendessen, Bier und Kartenspiele. Zufrieden legten wir uns ein letztes Mal schlafen. Abgesehen von der ersten Nacht im Zelt konnten wir uns immer 2 Zelte zu dritt teilen, da Alma und Nyemma nach wie vor im Auto schliefen. Charyssa war die Glückliche, die ein Zelt für sich alleine hatte.

Eisschnecke

Eisschnecke

 

Der letzte Tag stand ganz im Zeichen der Rückfahrt nach Ulan Bator. Diese kostete uns ca 7 Stunden. Gegen Abend erreichten wir Ulan Bator. Glücklich, wieder in der Zivilisation zu sein, verabschiedeten wir uns. Danke Alma und Nyemma für diese wundervolle Erfahrung!

In der Mongolei gibt es immer etwas zu staunen!

In der Mongolei gibt es immer etwas zu staunen!

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Fast den Trip im wahrsten Sinne des Wortes zusammen: Cool!

Fast den Trip im wahrsten Sinne des Wortes zusammen: Cool!



Die Rundtour Tag 7

6 11 2015

9.10.

 

Am nächsten Tag wurde abermals Strecke zurückgelegt. Wir wollten unser letztes Ziel der Tour erreichen. Die Ausläufer des Altai-Gebirges, welches in Russland südlich von Nowosibirsk beginnt und sich bis in den Süden der Mongolei zieht. Die Überlegung war, dort die Nacht zu verbringen und am nächsten Morgen ca. 10 Km durch das Gebirge zu wandern. Alma hatte uns während des Mittagessens doch nahegelegt, vielleicht nicht im Gebirge zu übernachten, sondern davor. Da wir uns dort auf ca. 2400 m Höhe befinden würden, würde es nachts bitterkalt werden mit Temperaturen unter -10 Grad. Das wollten wir dann doch nicht, war doch die Nacht an der Düne mit ca. -8 Grad untere Schmerzgrenze. Für solche Temperaturen waren wir einfach nicht richtig vorbereitet. Meinen Pulli hatte ich bspw. in Ulan Bator auf einem Markt gekauft. Darüber hinaus konnte ich glücklich sein, dass ich sowohl Schal, als auch Handschuhe zuvor geschenkt bekommen habe. Ohne diese wäre die Tour sicherlich um einiges beschwerlicher geworden.DSCN3440

Das Mittagessen nahmen wir in einer wunderschönen und beeindruckenden Schlucht zu uns. Zuvor konnten wir die Schlucht noch erkunden gehen. Ich nutze die Zeit und erprobte meine Kletterkünste. Der Stein lud zum Klettern ein und in ca. 1 m Höhe über den Boden versuchte ich mich an der Wand entlang zu hangeln. Weiterhin gab die Schlucht ein markantes Echo wieder, sodass ich mich aufmachte, ein paar Lieder durch die Weite der Schlucht zu schmettern. Obwohl mich Alma und Nyemma nicht sehen konnten, hörten sie meinen Gesang, da er von den Wänden hunderte von Meter durch die Schlucht getragen wurde. Eine schöne Erfahrung.

Die Lunch-Schlucht

Die Lunch-Schlucht

Abends hielten wir in Sichtweite zu unserem Ziel. Auf einem leichten Hügel hatten wir einen phänomenalen Blick über ein nahegelegenes Dorf. Und siehe da: Wir hatten Internetempfang. So konnte ich die Nacht über mit zu Hause Kontakt halten und News über die Bundesliga lesen…und das mitten in der Gobiwüste…

Vorher machten wir noch ein warmes, gemütliches Lagerfeuer. In geselliger Runde, mit viel Chips und Alkohol sangen wir, zeigten uns gegenseitig Musik und erzählten aus unserem Leben. Nyemma hat eine wundervolle Stimme und gab uns Ständchen aus seinem breiten Repertoire an mongolischen Volksliedern.

 

 

 

 



Die Rundtour Tag 6

6 11 2015

8.10.

 

Tag 6 begann mit einem Frühstuck am Fuss der Dünen. Dort wurde uns die Frage gestellt, ob wir vielleicht lieber wieder zurück zum Camp reiten wollten und nicht über die Dünen. Das Wetter sei unbeständig und sollten wir uns dazu entscheiden, die Dünen zu nehmen, dann könnte es sein, dass wir in einen Sandsturm geraten. Da wir uns nicht wirklich für die Dünen aussprachen, ging es nach dem Frühstück also wieder zurück zum Camp. Da der letzte Tag und die Nacht relativ anstrengend war, wollten wir dort so bald wie möglich ankommen um uns ausruhen zu können. Doch irgendwie beschlich mich ein etwas ungutes Gefühl. Ich fing an, mich zu fragen, warum wir die Dünen nicht überquert haben. Gleichzeitig ärgerte ich mich, dass wir das nun nicht mehr unternehmen würden und dass das jetzt einfach so entschieden wurde. Darüber hinaus ritten wir nicht auf direktem Weg zum Camp sondern nahmen einen uns etwas unergründlichen Umweg. Alles in allem war die Stimmung nicht die Beste und ich war mir zunächst nicht sicher, ob nur ich den Eindruck hatte, dass hier etwas nicht stimmte. Ich hab mich geärgert und ich fragte mich, ob das Recht ist, was gerade passierte.

Auf dem Kamel

Auf dem Kamel

Als wir nach gut 4 Stunden am Camp ankamen (auf dem Hinweg waren es ca. 2 Stunden) besprach ich meine Gedanken mit Charyssa, die ebenfalls etwas enttäuscht war. Wir vermuteten, dass es entweder nie geplant war, die Dünen zu überqueren, oder Alma schlichtweg keine Lust dazu hatte. Das Wetter sah blendend aus, keine Wolke trübte den klaren Himmel. Außerdem gab uns Alma auf die Frage, warum wir so einen großen Umweg nahmen keine klare Antwort. Irgendwas passte da einfach nicht. Das Problem war jedoch, dass wir nicht darauf bestanden haben, die Dünen zu überqueren. Vielleicht hätten wir es dann doch gemacht.

Die Crew auf Kamelen

Die Crew auf Kamelen

So hinterließ dieser Tag einen etwas faden Beigeschmack in der ansonsten fabelhaften Tour. Auch unverfängliches, beiläufiges Nachfragen, warum wir nun die Route genommen haben, die wir genommen haben, konnte keine klaren Antworten geben. Vielleicht waren die Kamele auch nicht für das Überqueren der Dünen geeignet und es musste eine Ausrede gefunden werden. So oder so wäre uns eine klare Aussage deutlich lieber gewesen, als die verschwommenen. Unklaren Aussagen. Allerdings trübte dieser Tag den Eindruck über die gesamte Tour nur unmerklich. Auch Alma war eine super aufgeschlossene, nette und hilfsbereite Tourleiterin. Der Tag endete ansonsten ohne weitere Ereignisse.

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Die Rundtour Tag 5

6 11 2015

 

7.10.

Guten morgen, Gobi!

Guten morgen, Gobi!

Unsere Jurte

Unsere Jurte

Endlich war der ersehnte Tag angebrochen, an dem wir mit Kamelen über die Sanddünen reiten sollten! Doch bis es endlich soweit war, sollte es noch dauern. Etwas zu lang für unseren Geschmack. Außerdem war es kalt, wahrscheinlich der bisher kälteste Tag der Reise. So standen wir draußen und warteten mit mehrfach-geschichteter Kleidung darauf, dass es los ging. So bestand meine Oberkörperbekleidung bspw. aus einem Unterhemd, einem Tshirt, einem dünnen langärmligen Shirt, einem dicken Pulli, einer Jacke und einem Schal. Trotz dem ich jeder Zwiebel eine harte Konkurrenz war, war mir immer noch kalt. Endlich ging es dann aber los und wir durften die Kamele besteigen. Auch hier galt bspw. wie bei den Pferden, die Kamele von links zu besteigen, weil diese das so gewohnt sind. Ein Besteigen von rechts würde die Kamele verängstigen. Außerdem wurden wir dazu angehalten, nichts fallen zu lassen, da dies zu unkontrollierbaren Panikattacken seitens der Kamele führen könnte. Also alles festmachen und sich vom Kamel in luftige Höhen heben lassen.

Ab gehts!

Ab gehts!

Prinzipiell reitet es sich relativ gemütlich auf Kamelen. Mit der Zeit schmerzen die Oberschenkel, weil sie konstant in einem etwas ungünstigen Winkel gespreizt sind. Da man jedoch nicht jede Stunde Pause einlegen möchte und die Kamele relativ langsam und gemächlich unterwegs sind, musste man es lange auf den Kamelen aushalten. Das größte Problem während der ersten beiden Stunden war jedoch die Kälte. Es war bitterkalt und der Wind zog selbst durch die gefühlten 10 Lagen an Kleidung. Darüber hinaus war die Sonneneinstrahlung jedoch relativ kräftig an dem Tag, was trotz Sonnencreme zu roten Nasenspitzen führte. Konversationen gab es praktisch keine, denn jeder war damit beschäftigt, all den Widrigkeiten zu trotzen. Wir liefen westwärts mit den Sanddünen zu unserer Linken. Diese wurden immer höher und jeder von uns Touristen fragte sich, wie die Kamele eigentlich diese Sanddünen bewältigen sollten. Begleitet wurden wir von Alma und einem jungen Burschen, der auf dem Leitkamel vorrausreitete. Dabei hatte immer einer von uns das Kamel des jeweils nächsten in seiner Hand an der Leine.

Kamel dreht uns lieber den Rücken zu

Kamel dreht uns lieber den Rücken zu

Nach einem ca. zweistündigen Ritt erklärte Alma uns, dass wir unser Lager erreicht hätten und die Dünen erst am nächsten Tag überqueren würden. Heute sei es zu spät. Nun gut. Während Alma und der junge Bursche die Zelte aufbauten, in denen wir heute nächtigen sollten, durften wir die Dünen erklimmen. Alma warnte uns noch, dass dies recht anstrengend sein, doch davon sollten wir uns natürlich nicht abhalten lassen. Es stellte sich als genau so anstrengend heraus, wie uns gewarnt wurde. Teilweise über 45 Grad steil waren die Sanddünen und das Versinken im Sand machte ein Vorankommen kaum möglich. Immer wieder konnte man Sandplatten entdecken, bei denen der Sand etwas fester war, vermutlich durch Feuchtigkeit zusammengehalten. Darauf war das Vorankommen deutlich leichter, weswegen jeder versuchte, seine Schritte auf diese Sandplatten zu verlagern. Eine gute Kondition zahlte sich aus, denn immer wenn man dachte, man hat die höchste Düne erreicht, tat sich dahinter die nächsthöhere Düne auf.

Auf dem Weg hoch auf die Dühnen

Auf dem Weg hoch auf die Dühnen

Mein Ehrgeiz war soweit gepackt, dass ich die höchste Düne in der Umgebung erreichen wollte, welche sich ca. 200 m vom Boden erhebte. Da wir uns bereits in ca. 1800 m Höhe befanden, war es kein leichtes Unterfangen, die 2000 m Marke zu knacken. Seltsame Kombination aus Wüstensand, bitterer Kälte und relativer Höhe. Stark keuchend erreichte ich irgendwann die höchste Düne und hatte einen fantastischen Ausblick über den ca. 200 Km langen und 12 Km breiten Dünenstreifen. Auch hier konnte man wieder bis zum Horizont schauen, was teilweise äußerst ungewohnt anmutete. Computerspiel affine Menschen verstehen u.U. was ich damit meine, wenn ich sage, dass es teilweise aussah, als würde die Grafik aufhören…Die Berge verschwanden teilweise einfach in der Weite der Entfernung…

Schattenspiele

Schattenspiele

Die Kulisse

Die Kulisse

Bild von Charyssa; Der Punkt rechts oben bin ich

Bild von Charyssa; Der Punkt rechts oben bin ich

Wollte man die Dünen hinabklettern konnte man einfach herunterrennen. Das war sehr lustig. Wahlweise konnte man sich auch einfach nach vorne in den Sand werfen, oder hinunterpurzeln, vorausgesetzt, man war danach bereit, sich von dem angesammelten Sand zu befreien. Unten angekommen nahmen wir dankend Tee und Kekse entgegen. Der Sport hat die Kälte vertrieben doch langsam kroch sie wieder in uns hoch. Die Sonne war nun am Untergehen und wir richteten uns in unserem Zelt ein. Da wir nur zwei Zelte für 5 Personen und Proviant hatten, mussten wir drei Touris in einem Zelt schlafen. Das war äußerst…sagen wir mal kuschelig. Immerhin mussten wir aber dann durch die Körperwärme nicht mehr frieren. Während die anderen bereits schliefen, gönnte ich mir etwas Luxus. Mitten in der Gobi schaute ich einen Film auf meinem Handy….

Dick eingepackt auf der Düne

Dick eingepackt auf der Düne

Dick eingepackt zurück am Zelt...die sportliche Betätigung hat ein aufgewärmt...trotzdem war es kalt

„Beduine“



Die Rundtour Tag 4

6 11 2015

6.10.2015

Blick auf unser Camp

Blick auf unser Camp

Auch Tag 4 stand ganz im Zeichen der Distanzbewältigung. Bevor wir uns jedoch aufmachten, um Kilometer zurückzulegen, legten wir einen kurzen Stop bei den sogenannten Flaming Cliffs ein. Dabei handelt es sich um einen kleinen Canyon nicht weit von unserem letzten Camp entfernt. Ihren Namen bekamen sie durch den roten Sandstein, der bei Sonnenuntergang vermutlich noch mal imposanter wirkt. So wirklich beeindruckt haben uns die Cliffs jedoch nicht so wirklich, so dass diese im Vergleich zu den anderen Erlebnissen eher als Randnotiz in Erinnerung blieben. Die Mongolei hat einfach so viel zu bieten, dass ein kleiner Canyon da einfach nicht mithalten kann.

großer Canyon, kleiner André

großer Canyon, kleiner André

Gegen Abend sollten wir die Sanddünen der Gobiwüste erreichen, doch bis dahin war es ein langer, eher ereignisloser Weg. Unsere Route führte uns durch viele schöne Gegenden, in denen sich die Gobi von ihrer abwechslungsreichen Seite zeigte. Gähnende Leere wechselte sich mit farbenfrohen Wiesen und Bergen ab. Schafe, Ziegen, Pferde und Kamele säumten den Weg. Zwischendurch bekamen wir noch die Gelegenheit, uns das erste und einzige Mal auf unserer 9tägigen Tour zu duschen. In einem Dorf durften wir für umgerechnet 30 Cent eine öffentliche Dusche nutzen. Das war sehr angenehm, ist man als verwöhnter Westeuropäer doch die alltägliche Dusche so sehr gewohnt…

Am Wegrand

Am Wegrand

Zum Mittagessen machten wir Halt bei Bekannten der Hostelbesitzerin, welche uns gut bekochten. Dort konnten wir außerdem die Gelegenheit nutzen, unsere Eletrogeräte wie Netbook oder Handy aufzuladen. Strom ist in der Wüste eine kostbare Ressource und obwohl wir relativ gut gestaffelt waren mit diversen Akkus und Aufladegeräten, mussten wir den Batterieverbrauch immer wieder im Auge behalten. Das Solarpanel, was ich von meinen Freunden zum Abschied geschenkt bekommen habe stellte sich hier als wertvolles Luxusgut heraus, von welchem ich einige Male Gebrauch machen konnte. Leider war die Sonneneinstrahlung nicht stark genug, um das Gerät über einen sinnvollen Zeitraum merklich aufzuladen. Ich hoffe, dass sich das in südlichen Gefilden noch ändern wird. Generell war der Internetzugang in der Gobiwüste erstaunlich gut. Jedes Dorf was über eine Zusammenrottung von Häusern hinausgeht, hat seine eigene Antenne. Sobald sich am Horizont also so etwas wie ein Dorf auftat, konnte man bereits schauen, ob man Internetempfang hatte – vorrausgesetzt, man hat eine mongolische Simkarte so wie Charyssa und ich. Brian konnte uns dann immer nur neidisch zusehen, wie wir Routen per GPS zeichneten, oder einfach nur Kontakt mit zu Hause aufnehmen konnten.

Mittagessen im Dorf

Mittagessen im Dorf

Vor dem Mittagessen machte ich dann noch die nette Bekanntschaft mit der Tochter der Hauseigentümern, ein aufgewecktes 9 jähriges Mädchen. Wir knobelten, spielten Schere, Stein, Papier und ich brachte ihr bei, wie man ein aus einem Papier ein Schiffchen faltet. Ganz ohne Sprache. So einfach kann Verständigung sein.DSCN3354

 

Gegen Abend erreichten wir einen Gebirgszug, hinter dem sich die Sanddünen befinden sollten. Mit großer Spannung erwarteten wir diese, während wir durch eine mysteriös anmutende Abendstimmung fuhren. Die Spannung wurde immer größer und plötzlich tat sich uns ein großes Tal auf, welches uns zusammen mit dem Sonnenuntergang einen spektakulären Anblick gewährte. Hinein in die blutrote Sonne ging es zu unserem Camp, von wo aus morgen die Kamele gesattelt werden sollten…

Nach dem Gebirgszug tat sich uns ein fantastischer Anblick auf

Nach dem Gebirgszug tat sich uns ein fantastischer Anblick auf

Die untergehende Sonne in der Gobiwüste

Die untergehende Sonne in der Gobiwüste

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Ein Feuerball senkt sich zur Erde



Die Rundtour Tag 3

3 11 2015

5.10.

Der nächste Tag sollte uns einen wundervollen Einblick in das Leben unserer Gastfamilie geben. Noch während wir frühstückten, entschied sich die Familie, zur Feier des Tages ein Schaf zu schlachten und uns ein typisches mongolisches BBQ zuzubereiten. Dieses besteht vornehmlich aus den Innereien des Schafes: All dem, was man bei uns gar nicht, oder nur auf Anfrage beim Bauern bekommt. Dazu gehören sämtliche Organe wie Herz, Leber, Darm und andere Teile des Schafes. Da wir Touris zunächst einmal nicht wussten, was uns noch erwartet, waren wir natürlich erstmal sehr gespannt und halfen beim Fang des Schafes. Als hätte die Herde erahnt, dass es gleich eines Tiere erwischen wird, wurde sie bei unserer Ankunft sehr unruhig und wir mussten die Herde geschickt umstellen, damit sie nicht in eine bestimmte Richtung fliehen konnte und eingekesselt wurde. Es dauerte ca. 15 Minuten, bis das Schaf erfolgreich eingefangen wurde.

Beim Schaffangen

Beim Schaffangen

Nur mit viel Widerwillen ließ es sich an seinen Exekutierplatz bringen, wo es mit einem Schnitt in den Bauch äußerst sanft und schnell getötet wurde. Der Nomade entnahm das noch schlagende Herz aus dem Tier, wonach es in Sekundenschnelle alle Gegenwehr einstellte und in den Schafshimmel entglitt. Danach wurde es sehr gekonnt gehäutet und entweidet, die Frauen bereiteten derweil den Grill vor. Die Innereien wurden, nachdem sie abgewaschen wurden, in einen großen Kochtopf gegeben und dort mit Gewürzen gebraten.

Totes Schaf mit Kind im Hintergrund

Totes Schaf mit Kind im Hintergrund

Diese Prozedur dauerte ein wenig und wir durften beim nächsten Spektakel mithelfen: Die Ziegen sollten in den Käfig getrieben werden, um sie dort zu melken. Dies war ein großer Spaß für groß und klein. Die Nachbarsfamilie ist mittlerweile eingetroffen und deren jüngste Tochter war ungefähr im selben Alter wie der Kleine aus unser Familie. So machten wir Touris, zwei Erwachsene Nomaden und die zwei Kleinen uns daran, die Ziegen einzutreiben. Es war ein wundervolles Durcheinander und es war äußerst unterhaltsam, die Ziegen einzutreiben. Überall blökte und mähte es, die Ziegen waren natürlich überhaupt nicht einverstanden. Als die Ziegen dann im Käfig waren, wurden sie in perfekter Symmetrie aneinandergebunden, Kopf an Kopf. Die Kinder hielten die Ziegen mit Stöcken davon ab, auszubrechen und wir zerrten die Ziegen an ihren Hörnern zu den Nomaden, damit diese sie in Reih und Glied zusammen binden konnten. Bemerkenswert war dabei, dass die kleinen Kinder schon genau wussten, was sie zu tun hatten und das mit vielleicht 2 Jahren. Sie waren bereits kleine Profis. Als die Ziegen dann einmal angeseilt waren, wurden sie sehr ruhig und ließen sich bereitwillig melken.

Die Ziegen müssen in den Käfig

Die Ziegen müssen in den Käfig

Kleine Profis

Kleine Profis

Perfekte Symmetrie

Perfekte Symmetrie

Trotz des morgendlichen Sportes waren wir immer noch sehr satt vom Frühstück, doch der Tisch war bereits für die nächste Mahlzeit gedeckt und das folgende Mahl sollte uns einiges an Überwindung kosten. Nicht nur, dass wir gar keinen Hunger hatten, sondern auch der ungewöhnliche Inhalt unserer Teller verlangte uns einiges ab. So wurde uns immer wieder Darm aufgetischt, der besonders reichhaltig an Vitaminen sein soll. Überhaupt gehören die Innereien des Tieres zu den besten und nahrhaftesten Teilen des Tieres. Natürlich wussten wir dies sehr zu schätzen und fühlten uns geehrt. Auf der anderen Seite musste ich aber auch aufpassen, mich nicht zu übergeben. So viel Fett und ungewohntes Fleisch war für meinen Bauch etwas zu viel und dieser beschwerte sich den Rest des Tages noch ziemlich lautstark.

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Munteres Treiben beim BBQ

Nach der Verabschiedung machten wir uns auf, um das Zentrum der Gobiwüste zu erreichen. Alma warnte uns vor, dass wir eine mehrstündige Fahrt vor uns hatten. Doch mit vielen Gesprächen, guten Büchern und guter Musik ließ sich die Fahrt sehr gut aushalten. Auch eine Reifenpanne sollte uns nicht weiter stören, denn Nyemma ersetzte das kaputte Rad innerhalb von 10 Minuten durch ein Ersatzrad. Es wurde klar, dass mongolische Tourenfahrer nicht nur das Land besonders gut kennen, sondern auch hervorragende Mechaniker sind.

Nyemma beim Reifenwechsel

Nyemma beim Reifenwechsel

Ein wenig später hielten wir an einem Brunnen. Wir brauchten Wasser zum Kochen und bei der Gelegenheit hielten wir uns auch an eines der ungeschriebenen Gesetze der Wüste: Tieren, die an Brunnen warten, gibt man zu trinken. So füllten wir den Wassertrog mit ausreichend Wasser für die anwesenden Pferde.

André beim Pferdetränken

André beim Pferdetränken

Während des nächsten Teilstückes bin ich eingeschlafen. Als ich wieder aufwachte konnte ich meinen Augen nicht trauen: wir fuhren über eine Ebene die so weit und flach war, dass man in alle vier Himmelsrichtungen bis zum Horizont schauen konnte! Dies war ein einmaliger Anblick, der mich dazu veranlasste, unseren Fahrer und einen Halt zu bitten und diese Atmosphäre zu genießen. Es wirkte total unwirklich, überall nichts außer Ebene und Horizont zu sehen. Eine Stromleitung die an der Straße ebenfalls bis zum Horizont reichte komplettierte die Szenerie. Bilder können hier abermals nur andeuten, wie sich dieses Setting anfühlte.

Unendliche Weite

Unendliche Weite

Bryan am meditieren (bzw. posen)

Bryan am meditieren (bzw. posen)

 

Abends erreichten wir unser Ziel. Diesmal handelte es sich nicht um eine unbekannte Familie, sondern um ein Jurtencamp, dass von verschiedenen Touren angesteuert wird. Beim Abendessen lernten wir ein nettes holländisch-tschechisches Pärchen kennen. Da er 2,02 m groß war und sie ca. 1,65m war es lustig, sie beide zusammen zu sehen. Der Abend verlief sehr ruhig und etwas komfortabler als die Nächste davor, denn wir hatten zur Abwechslung richtige Betten.

 

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Die Rundtour Tag 2

3 11 2015

4.10.

Hund und Herde

Hund und Herde

Am morgen des 2. Tages wachten wir zusammen mit der Familie gegen 7 Uhr auf. Da es nun recht wuselig in der Jurte war, war man gezwungen ebenfalls aufzustehen, was aber nach 10 Stunden Schlaf nicht alzu schwer viel. Nach dem Frühstuck machten wir uns auf den Weg zu einem heiligen Berg der Mongolen. Ziel war es, den Berg zu Fuss zu erkunden und dort Mittag zu essen. Wir hatten dort die Möglichkeit, soweit unsere Kraft und unser Mut uns trug, den Berg zu erklimmen. Auf meine Frage hin, warum man den Berg besteigen dürfe, obwohl er doch eigentlich heilig ist, bekam ich nur als Antwort, dass man diesen Berg besteigen darf. Andere Berge, die auch heilig sind, darf man nicht besteigen. Es gibt also heilige Berge und noch heiligere Berge in der Mongolei.

Der heilige Berg

Der heilige Berg

Nachdem wir am Berg ankamen, gab und Alma eine Stunde Zeit, uns auszutoben, dann würde es Essen geben. Der Berg stellte sich als wahrer Spielplatz heraus. Von unten gar nicht so hoch ausschauend merkte man nach gut einer Viertelstunde Kletterei, dass man schon ganz schön hoch war, im Vergleich zum Gipfel aber nur unwesentlich höher war als vom Boden aus. Natürlich entfachte dies meinen Ehrgeiz, zu schauen, wie hoch ich in dieser Zeit kam. Das Gelände war recht einfach zu beklettern, da es relativ flach nach oben ging und der Boden äußerst griffig war. Nach einer guten Halben Stunde habe ich ca. die Hälfte des Weges nach oben geschafft und beschloss nicht weiter nach oben zu klettern, da ich mich beim folgenden Weg nicht mehr sicher fühlte und die Zeit eben auch fortgeschritten war. Stattdessen machte ich lieber ein paar Selfies und genoss die atemberaubende Aussicht.

Auf dem Weg nach unten ereignete sich eine besondere Begegnung. Ich lief zwischen zwei Felswänden entlang und als ich die nächste Biegung nach rechts nahm, standen mir plötzlich zwei wilde Ziegen gegenüber! Doch zunächst einmal….Werbung!

Auf demBerg

Auf demBerg

Nomade

Nomade

Ich betrachtete Ziegen und sie betrachteten mich. Jede Bewegung wurde sofort registriert. Ich versuchte so reglos wie möglich zu sein und wartete, ob sich die Ziegen vielleicht einfach davon bewegen. Diesen Gefallen taten sie mir jedoch nicht. Im Grunde genommen wollte ich also dorthin wo sie standen und sie wollten dorthin wo ich stand. Der Klügere gibt nach, weswegen ich mich umdrehte und mir einen anderen Weg suchte. Darüber waren die Ziegen wohl auch recht glücklich, die Situation war dadurch dann auch gelöst. Mit leicht schlotternden Beinen konnte ich den Rest des Berges hinabsteigen und nahm mein Essen und eine Tasse Kaffee dankend entgegen…

Bloß keinen Ärger machen...

Bloß keinen Ärger machen…

 

Nach einigen Stunden Fahrt steuerten wir die Familie für die 2. Nacht an. Wieder waren dies unseren Verantwortlichen vollkommen unbekannte Menschen, doch diesmal sollten wir mehr Glück haben, denn bereits die erste Familie konnte uns aufnehmen. Deren Gastfreundschaft zeigte sich auch sofort, denn wir bekamen frische Dumplings mit Lammfleisch zubereitet. Dazu Pferdemilch, Milchtee und Milchvodka. Bei letzterem wurde uns die dazugehörige Prozedur beigebracht: Man tippe mit dem Ringfinger in den Vodka und mache eine Schnippbewegung in den Himmel: Das erste Mal für den Himmel, das zweite Mal für Mutter Erde, das dritte Mal für das Volk, dann tippe man sich für die eigene Gesundheit an die Stirn und zum Schluss trinkt man, aber bitte alles auf einmal.

Angekommen bei der 2. Familie

Angekommen bei der 2. Familie

An dieser Stelle seien einmal einige Bräuche der mongolischen Nomaden erklärt, zumindest die, die wir kennengelernt haben. Es scheint, als ob jede Familie ihre eigenen Sitten und Gesetze pflegt, denn von anderen Touristen haben wir teilweise ganz andere Bräuche gehört.

 

Eine Jurte ist bspw. immer in einen Familienbereich und einen Gästebereich aufgeteilt. Die informelle Grenze stellt dabei immer die Mitte des Zeltes dar. Meist saßen die Familienmitglieder auf der einen Seite und wir auf der anderen Seite, wobei das aber auch durchaus mal eher lockerer gesehen wurde. Vor allem die Kinder kamen oft zu uns rüber und haben sich da nicht dran gehalten. Die Jurte wird in der Mitte von zwei Holzpfählen getragen. Diese symbolisieren die Einheit zwischen Mann und Frau, den beiden Hausherren der Jurte. Dazwischen darf niemand stehen, da dies als Unglück angesehen wird, genauso wie auch im wahren Leben nichts zwischen dem Ehepaar stehen darf. Man musste also stets aufpassen, nicht zwischen die beiden Pfosten zu geraten. Weiterhin steht auf der Seite gegenüber der Tür immer ein kleiner Bhuddaschrein. Man habe immer darauf zu achten, nie die Füße in Richtung des Schreines zu strecken, da dieser als rein und die Füße als unrein gelten. Deswegen mit den Füßen immer zur Tür sitzen/schlafen.

Weiterhin sollte man nicht innerhalb der Jurte pfeifen. Dies kann schlechtes Wetter herauf beschwören, was natürlich niemand möchte.

Letztlich sollte man nur wenn es gar nicht anders geht, dargereichtes Essen und/oder Trinken ablehnen. Bspw. ist es traditionellen Nomaden fremd, Vegetarier zu sein, weswegen eigentlich alle Vegetarier, die ich in der Mongolei traf, für die Zeit, die sie bei den Nomaden verbrachten, auch Fleisch aßen. Meiner Meinung nach brauch man dabei auch kein schlechtes Gewissen haben. Ich gehe davon aus, dass es kaum eine bessere Möglichkeit gibt, Nutztiere zu halten als die Art und Weise, wie es die Nomaden tun. Ihre Tiere bewegen sich in großen Herden und haben, sofern sie eben nicht gerade von ihren Besitzern benötigt werden, die Freiheit sich dorthin zu bewegen, wo sie hinmöchten. Deswegen muss auch ein Familienmitglied immer besonders früh aufstehen, um zumindest zu schauen, wohin sich die Herde über nach hinbewegt hat und diese, falls sie sich bspw. nah an einer großen Straße befinden, wieder zurückzutreiben. Fährt man durch die Mongolei, sieht man unzählige Tierherden. Ein Anblick, der einen mit Glück erfüllt.

Zurück zu den mongolischen Bräuchen. Man versuche also, stets das angebotene Essen und trinken zu konsumieren. Als Mann sollte man bspw. auch kein Fleischfett zurücklassen, denn als echter Mann isst man nun mal auch das Fett. In Anbetracht dessen, dass die Männer jeden Tag bis zu 12 Stunden arbeiten, ist das auch gar nicht so verkehrt.

Nach dem Abendessen saßen wir gemütlich um den Fernseher, den es lief „Mongolia´s got Talent“. Ohne die Sprüche von Dieter Bohlen war dies sogar ganz unterhaltsam. Man stelle sich einmal vor: Man sitze mit einer traditionellen mongolischen Familie in ihrer Jurte irgendwo im nirgendwo und schaue zusammen Mongolia´s got Talent…absurd und wunderschön zugleich…

Abendstimmung

Abendstimmung