Shanghai: Megametropole und Naturausflug (nur 12 Stunden Busfahrt entfernt!)

13 12 2015

Liebe Alle,

 

ich hab ja so ein schlechtes Gewissen, dass ich mir bei der Aktualisierung des Blogs so viel Zeit lasse. Ich muss jedoch auch feststellen, dass es zunehmend mühsamer wird, die Zeit für detaillierte Blogeinträge zu finden. Da ich das Schreiben nicht ganz aufgeben möchte, muss ich mich auf eine Kompromisslösung einigen: Ich werde die Einträge in Zukunft deutlich knapper halten und nur noch die Ereignisse beschreiben, aber keine Details schildern. Ich werde nach meiner Rückkehr 1-2 Bilder-Erzählabende veranstalten, wo jeder herzlich eingeladen ist, teilzunehmen. Dort könnt ihr mir dann auch Löcher in den Bauch fragen und die ganze Geschichte von Anfang bis Ende erfahren.

Skyline von Shanghai

Skyline von Shanghai

Shanghai ist im Großen und Ganzen schon deutlich sympathischer als Peking. Der Gesamteindruck wurde durch das wärmere Wetter, den größeren Anteil an Nicht-Chinesen und das beeindruckende Stadtbild geprägt. Die Skyline ist einfach umwerfend und das Schöne: Man kann einfach an der Promenade entlang spazieren, ohne Eintritt zu zahlen – ganz kostenlos! Als Budgetreisender ist das natürlich ein absoluter Pluspunkt. Das Hostel war auch eine Aufwertung im Gegensatz zur Unterkunft in Peking, die im Prinzip nur Betten angeboten hat. Im Hostel in Shanghai ging es gesellig zu, ich konnte mich jedoch auf Grund der Tatsache, dass ich mir erstmals ein Einzelzimmer leistete, auch zurückziehen. In meinem Kingsizebett hatte ich den ersten wirklich erholsamen Schlaf auf meiner Reise. Couchsurfing und gesellige Hosteldorms haben alle ihre Vorzüge – erholsamer Schlaf gehört da sicherlich nicht dazu.

 

So verbrachte ich die ersten zwei Abende mit der Erkundung der Stadt. Am ersten Abend durfte ich an einem regelmäßigen Couchsurfingmeeting teilnehmen, was sich als glückliche Fügung herausstellte: Denn dort erfuhr ich, dass für das kommende Wochenende ein Ausflug zu den sog. Yellow Mountains geplant ist. Dabei handelt es sich um ein Wandergebiet in einer atemberaubenden Kulisse, welches zu den Highlights in China gehört. Die Möglichkeit musste ich natürlich wahrnehmen und so ging es in einer größeren Reisegruppe für 3 Tage und 2 Nächte raus aus Shanghai, rein in die (von Chinesen überfüllte) Natur. Am selben Abend bot sich mir jedoch noch die Möglichkeit, Salsa tanzen zu gehen: Mit ein paar Leuten aus der Couchsurfing-Community ging es in eine Rooftop-Bar, wo wir kostenlosen Eintritt bekamen und Salsa tanzen konnten. Highlight war eine Tänzerin, die sich vor dem Hintergrund der Skyline lasziv an einer Stange verrenkte – was für ein Start in dieser Riesenstadt!

Tanz im Rotlicht

Tanz im Rotlicht

 

Die Reisegruppe zu den Yellow Mountains setzte sich überwiegend aus Deutschen zusammen, ja sogar 2 Darmstädter traf ich dort – wie klein die Welt doch ist. Nach Übernachtung im Hotel ging es am nächsten Tag eigentlich nur bergauf: Tausende von Treppenstufen stiegen wir über Stunden hinauf und wurden leistungsmäßig an unsere Grenzen gebracht. Das war schon ganz schön anstrengend.

Auf halbem Wege zum Gipfel

Auf halbem Wege zum Gipfel

Aber je höher man stieg, desto mehr ahnte man, wie sehr man am Ende für seine Strapatzen belohnt wird. Der erste Tag endete bei geselligem Beisammensein im Hostel auf dem Berg. Der zweite Tag toppte dann alles, was ich bisher auf meine Reise zu sehen bekam: Fantasievolle, schroffe Berggipfel, die aus Wolkenfeldern emporragten, enge Wege, die sich an der Felswand hochschlängelten und atemberaubende Aussichten auf weitere Gebirgszüge.

Über den Wolken...

Über den Wolken…

...muss die Freiheit wohl grenzenlos sein!

…muss die Freiheit wohl grenzenlos sein!

Manchmal hatte man das Gefühl, man schwebt über den Wolken – absolut einmalig. So war der Ausflug sein Geld und seine Mühe mehr als Wert. Zufrieden ging es zurück nach Shanghai, wo ich meinen Aufenthalt mit einem Besuch in Shanghais größtem Wolkenkratzer ausklingen ließ. Somit bildete das Kapitel Shanghai eine gelungene Abwechslung zwischen Megametropole und wundervoller Natur. China fing langsam an, mir zu gefallen…

Shangai von oben

Shangai von oben

Auf dem Skywalk im Oriental Peral Tower

Auf dem Skywalk im Oriental Peral Tower



Nepper, Schlepper, Bauernfänger: Tag 3 und 4 in Peking

11 12 2015

18.10. – 19.10.

Irgendwo in Peking

Irgendwo in Peking

Die Tage drei und vier lassen sich aufgrund ihrer geringeren Ereignisdichte gut in einem Kapitel zusammenfassen. Am dritten Tag machten sich Peter, ich und eine unglaublich verpeilte Franzosin auf den Weg, den Tempel des Himmels in Peking zu besuchen. Verglichen mit der Monumentalität der Mauer, oder auch der verbotenen Stadt, welche ich für den nächsten Tag eingeplant hatte, war dieser jedoch weitaus weniger spektakulär. Ein Besuch war er dennoch wert und der Weg dorthin bescherte mir eine weitere empfehlenswerte Geschichte:
Als wir das Hostel verließen, überlegten wir, ob wir uns ein Taxi oder eine Rikscha teilen wollten, oder ob wir den Weg zu Fuss zurücklegen wollte. Eine Rikscha schien uns als die beste Alternative und wir schätzen den Preis auf ca. 20, 25 Yuan vom Hostel zum Tempel des Himmels. Da wir zunächst keine Rikscha fanden begannen wir den Weg zu Fuss zurück zu legen. Nach einer guten halben Stunde Fussmarsch fanden wir dann eine Rikscha, dessen Fahrer uns bereiltwillig aufnehmen wollte. Der Preis? 50 Yuan! Neee, das ist viel zu viel, wir sind ja schon die Hälfte gelaufen. Immerhin zeigte er sich verhandlungswillig, weswegen wir ihn auf 30 Yuan runterhandeln konnten (was aber eigentlich immer noch viel zu viel war). So saßen wir dann zu dritt in seiner Rikscha und schon ging das Gekeuche los: dass wir doch so schwer wären. Wir hatten jedoch wenig Mitleid mit ihm, hatte er sich es doch selbst ausgesucht, uns zu fahren. Nach ca. 10 Minuten war der Tempel dann bereits in Sichtweite, aber immer noch gut 500 m entfernt. Ca. 200 m vor dem Tempel stoppte der Rikschafahrer dann unvermittelt und meinte, dass wir ja nun da wären. Etwas vor den Kopf gestoßen entgegneten wir ihm, dass wir aber bis direkt an den Eingang des Tempels gefahren werden wollten und dass wir dafür schließlich zahlen würden. Maulend fuhr uns der Fahrer also noch weiter und ließ uns dann an der gegenüberliegenden Straßenseite zum Eingang hinaus. Dort angekommen kam es dann zum Akt des Bezahlens. Ich wollte für uns alle zahlen, gab dem Mann 50 Yuan und erwartete 20 Yuan als Wechselgeld. Was dann geschah war ein weiterer Höhepunkt, chinesischer Verhandlungsstrategien: Er sagte „30 Yuan!“ und zeigte auf jeden von uns. Unsere Gesichtsausdrücke müssen Bände gesprochen haben und sofort wurde die Atmosphäre hitzig: Dass wir aber 30 Yuan insgesamt vereinbart hätten und dass wir nicht mehr zahlen wollten. Vor Allem Peter wurde nun gereizt und erhob seine Stimme. Kleinlaut gab der Mann nach und gab mir 10 Yuan Wechselgeld. Hallo? Da fehlen 10 Yuan?? Nun wurden wir aggressiv: „NO, YOU GIVE US 20 YUAN!! SOFORT!“ Hasserfüllt schaut uns der Mann an und gab uns schlussendlich, was uns zustand. Zu diesem Zeitpunkt war das Bild der Chinesen komplett bei mir zerstört. Ich war so wütend auf diese Menschen und musste aufpassen, nicht alle Chinesen als unverschämte Nepper zu verurteilen.

Chinesen beim Verkau...chrm beim Sport treiben

Chinesen beim Verkau…chrm beim Sport treiben

Der Tempel an sich war sehr hübsch anzuschauen, war aber auch wieder hoffnungslos mit Touristen überfüllt. Dafür war an diesem Tag das Wetter deutlich besser. Im dazugehörigen Park konnte man noch einige Chinesen bei Alltagsaktivitäten wie dem gemeinsamen Tanz, beim Musizieren auf geigenähnlichen Instrumenten, die eher wie Katzenjammer klangen. Beachtlich waren auch einige ältere Herrschaften, die ein Spielgerät kickten, was wie ein Reissäckchen mit Federn aussahen. Neugierig wollten wir da natürlich mitspielen und was geschah? Anstatt uns einfach mitspielen zu lassen wollten sie, dass wir das Säckchen dann kaufen. Man wird scheinbar zu jeder passenden und unpassenden Situation zur Kasse gebeten…

Kostenlos zuhören

Kostenlos zuhören

Der Tempel war ansonsten nett, aber wenig spektakulär. Hier können einige Bilder für mich sprechen. Peter und ich trennten uns dann und der Tag endete für mich mit einer, wie sich später herausstellte, weniger gut verdaulichen Pekingente.

Peace!

Peace!

Der Himmelstempel

Der Himmelstempel

 

Für meinen vierten und letzten Tag plante ich den Besuch der verbotenen Stadt. Da das Wetter heute wieder relativ schlecht war (wenig Smog, dafür Regen), war die Stadt wohl relativ leer. Auf den Bildern kann man jedoch gut erkennen, was „leer“ in chinesischen Verhältnissen bedeutet. Wenigstens war es ein Leichtes, sich ruhige Orte auszusuchen, da sich die Chinesen immer in größeren geführten Gruppen bewegen und zudem einer vorraussehbaren Route folgen. Es war sehr amüsant anzuschauen: Sobald man vereinzelte Menschen sah, konnte man zu nahezu 100 Prozent davon ausgehen, dass es Ausländer waren. Chinesen bewegen sich minimal zu zweit, oder zu dritt, wobei es sich dabei dann meist um jüngere Menschen, oder jüngere Pärchen handelt.

Die Chinesen...

Die Chinesen…

Da ich mangels einer Führung und eines detaillierten Reiseführers nicht alzu viel über die Stadt erfuhr, muss ich historisch interessierte Leser an etwaige Quellen im Internet verweisen. Hier nur eine kurze Beschreibung: Die verbotene Stadt heißt deswegen so, weil es für die normalen Bürger der damaligen Zeit, als diese gebaut wurde, verboten war, sie zu betreten (so einfach, so gut). Die Bezeichnung „Stadt“ ist dabei wahrlich nicht übertrieben, kann man doch stundenlang zwischen den Gebäuden umherwandern, man entdeckt immer wieder etwas Neues.

...die Ausländer...

…die Ausländer…

Die einzelnen Hallen habe alle Namen und eine unterschiedliche Rangordnung, welche man an der Anzahl von kleinen Figuren erkennen konnte, die die Ecken der Dächer zierten. Dabei gibt es China nur ein einziges Gebäude, welches 10 dieser Figuren aufweist, nämlich das Hauptgebäude der verbotenen Stadt. Ansonsten konnte man noch jeweils ein Gebäude mit 8 bzw. 9 Figuren sehen, während die meisten 3-6 Figuren aufwiesen. Ich hielt mich ca. 4 Stunden in der Stadt auf und verließ Peking am Abend in Richtung Shanghai.

...und ich!

…und ich!

 



Die Leitermafia auf der chinesischen Mauer: Peking Tag 2

5 12 2015

17.10.

 

Höchste Smogstufe in Peking

Höchste Smogstufe in Peking

Früh morgens um halb 7 machten wir uns auf den Weg Richtung chinesische Mauer. Da diese sehr lang ist, kann der eifrige Tourist zwischen unterschiedlichen Teilstücken wählen, die er besuchen möchte. Von Peking aus sind die Mauerteile bei Badaling, Mu tjan Yu und einem dritten Ort, dessen Name mir nicht mehr einfällt besuchbar. Es ist allgemein bekannt, dass ersteres Teilstück sehr touristisch ist, da es am einfachsten von Peking erreichbar ist. Deswegen entschieden wir uns für das zweite Teilstück, da man dort auch die Möglichkeit hat, neben der Great Wall die sog. Wild Wall zu besteigen. Dabei handelt es sich um einen dem Verfall und der Natur überlassenen Teilstück der Mauer, welches sich ca. 8 Km an das Teilstück bei Mu tjan Yu anschließt. Wild Wall klang in unseren Ohren sehr abenteuerlich und verheißungsvoll und wir sollten diesbzgl. nicht enttäuscht werden.

Doch zunächst mussten wir uns erst einmal den Weg zum offiziellen Teil der Mauer bei Mu tjan Yu bahnen. Dies gelang aufgrund von Peters Vorarbeit relativ problemlos. Wir erwischten einen frühen Bus, der uns in den Ort nahe der Mauer brachte. Von dort benötigten wir ein Taxi, welches auch recht schnell gefunden wurde.

Propagandavideos im Bus zur Mauer

Propagandavideos im Bus zur Mauer

Der arme Chinese, der im Taxi saß und eigentlich damit rechnete, gleich vom Taxifahrer an seinen Wunschort gebracht zu werden, wurde ob unserer größeren Zahlkraft einfach wieder rausgeschmissen. Dann ging es für umgerechnet 3,50 Euro pro Nase eine halbe Stunde durch die Bergwelt entlang der Mauer. Wer sich jedoch nun idyllische Ausblicke und unberührte Natur vorstellt, den muss ich leider eines besseren belehren: An diesem Tag war für den Großraum Peking die höchste Smogstufe ausgerufen worden. Alles lag in einer dicken Suppe aus Smog. Die Sichtweite betrug vielleicht 200m. Keine guten Vorraussetzungen für den Besuch der großen Mauer. Wir ließen uns jedoch nicht entmutigen.

An der Talstation der Mauer angekommen bezahlten wir den Eintritt und das Ticket für einen weiteren Bus, der uns zur Gondel, bzw. zum Treppenstieg hoch zur Mauer brachte. Sportlich wie wir waren, liefen wir natürlich die Treppenstufen hinauf, was uns einen guten Vorgeschmack auf die noch folgenden Strapazen gab. Einigen Touristen, die bei der Hälfte des ca. 45 minütigen Aufstiegs keuchend und am Ende ihrer Kräfte strandeten, haben dadurch bereits ihr ganzes Pulver verschossen. Da der Weg auf der Mauer nicht weniger anstrengend war, prophezeite ich ihnen im Nachhinein einen sehr kurzen Ausflug zur Mauer…

 

Oben angekommen durchdringt einen zunächst ein wahnsinniges Gefühl der Erhabenheit. Wow, du stehst auf der chinesischen Mauer. DIE chinesische Mauer! Wieder so ein Bewusstseinsschub. Es war jedoch leider erwartungsgemäß neblig und die nebenstehenden Bergketten versanken in der Smogsuppe. Dies war etwas schade, dennoch war der Eindruck dadurch nur minimal geschmälert: Hierbei handelt es sich um ein Meisterstück menschlicher Architektur. Das musste man bereits nach einer halben Stunde Fussmarsch zugeben. Diese Mauer geht einfach immer weiter. Die hört nicht einfach auf. Da wir viel vorhatten, marschierten wir im Stechschritt durch die Massen an Touristen. Von denen gab es mit fortschreitender Distanz zum Ausgangspunkt immer weniger und auch die Treppenstiege wurden länger und steiler. Es fiel jedoch auf, dass die Chinesen erstaunlich fit sind. Selbst ältere Herrschaften meisterten die teils beschwerlichen Treppenstiege. Dass diese nicht nur physisch, sondern auch geistlich jung geblieben sind, erkennt man immer wieder daran, wie gerne sie sich mit Selfiestick und schöner Aussicht zu einem gelungenen Selfie positionieren.DSCN3593 DSCN3591

So ging es für uns für gute zwei Stunden auf und ab, bis plötzlich der begehbare Teil der Mauer scheinbar zu Ende war. „No trespassing!“ und „The Wall ends here“ war auf Schildern zu lesen. Allerdings war auch niemand da, der darauf aufpasste, dass sich alle brav daran halten. Die Schilder ignorierend, wandelte sich das Bild der chinesischen Mauer ein paar Meter später drastisch: War die Mauer vorher noch fein herausgeputzt, mit Treppenstufen versehen und einigermaßen bequem begehbar, war das Bild nun von wildem Bewuchs und Zerfall geprägt. Ein wohliges Kribbeln stellte sich ein, hatte man doch das Gefühl, einem richtigen Abenteuer entgegen zu marschieren. Die Atmosphäre war nun auch ganz anders. So bewegte man sich zuvor einigermaßen anonym durch die Touristenmassen. Nun traf man alle 50 m auf entgegenkommende Abenteuer, die stets freundlich mit „Nihao!“ grüßten.

The Wild Wall

The Wild Wall

Bevor es ernst wurde, checkten wir zunächst unsere Wasservorräte. Obwohl es nicht sonderlich heiß war, vl. 25 Grad und man die Sonne kaum sehen konnte, gestaltete sich die Wanderung als schweißtreibende Angelegenheit und man bekam trotzdem das Gefühl, einer nicht unbeachtlichen Menge an UV Strahlung ausgesetzt zu sein. Dies spiegelte sich auch im zur Neige gehenden Wasservorrat wieder, welchen wir gedachteten aufzufüllen. Bevor der wilde Teil der Mauer begann, fanden wir zur Linken eine smarte Verkäuferin, die ihren Stand dadurch bewarb, dass er der letzte Stand für die nächsten 10 Km war, der Wasser anbot. Da muss man natürlich die Gunst der Stunde nutzen und sich kräftig eindecken. Die etwas überteuerten Preise konnte wir durch Mengenrabatte ausgleichen. Dann hab ich mir noch mein Longsleave über den Kopf gebunden und los gings.

 

Zunächst stapfte man noch relativ eben über Stock und Stein. Man schlängelte sich durch das Bewuchs und die Aufgabe bestand darin, nicht über eine der vielen Wurzeln zu stolpern, die aus dem Gestein gebrochen waren. Die Mauer glich nun eher einer großen zusammenhängenden Ruine und die Türme, die man in regelmäßigen Abständen auch schon auf dem präparierten Teil der Mauer passierte glichen nun eher größeren Schutthaufen, die man manchmal passieren, aber manchmal auch um- bzw. beklettern musste. Nach einer guten Stunde wurde es bereits deutlich beschwerlicher denn man musste nun dieselben steilen Auf- und Abstiege meistern, die beim präparierten Teil der Mauer mit Treppenstufen versehen waren. Dies konnte teilweise nur auf allen Vieren gelingen. Bilder können hier auch wieder nur einen groben Eindruck vermitteln.

"Hinaufkrabbeln"

„Hinaufkrabbeln“

 

Eine der Schlüsselszenen und m.E. bestes Beispiel für einen Teil der chinesischen Mentalität sollte sich im Folgenden begeben: Nachdem wir einen Turm passierten, staute es sich am Ausgang desselbigen. Wir reihten uns in eine Schlange ein, und wurden langsam in Richtung Ausgang gedrückt. Als wir näher kamen erkannten wir das Problem. Die Treppe, die vom Turm runter auf die Mauer führte war komplett weggebrochen und man musste irgendwie die 2,5m bewältigen, um entweder vom Turm runter auf die Mauer, oder von unten hoch an den Eingang des Turms zu gelangen. Dazu hatte man zwei Optionen: Entweder ließ man sich von oben herabfallen, oder kletterte mit vereinten Kräften und Räuberleiter nach oben. Oder: Man nutzte die Leiter die eine vermeintlich freundliche Chinesin dort positioniert hat. Diesen Eindruck von ihr hatte man jedoch nur solange, bis sie einem entgegenraunte, doch gefälligst 5 Yuan für das Benutzen der Leiter zu zahlen. Hier wurde also ein Problem erkannt und für die Lösung des Problems Geld verlangt. 5 Yuan sind zwar umgerechnet nur ca. 80 ct. Aber es geht ums Prinzip: Es ist schwer vorstellbar, dass man irgendwo zur Kasse gebeten wird, um eine Barriere zu überwinden. Noch nicht mal die Chinesen waren bereit, dieses Geld zu zahlen, weswegen es sich auch dementsprechend staute. Diese Dame war Teil einer Gruppe von Leuten, denen wir auf dem wilden Teil der Mauer noch einige Male begegnen sollte, weswegen ich dies Gruppe die „Leitermafia“ nannte. Nutzte man die Leiter nicht, wurde man dann noch mit einem hasserfüllten Blick sondergleichen versehen. Einfach unglaublich.

Der Leitermafia entgehen

Der Leitermafia entgehen

 

Da es deutlich einfacher war, hinabzusteigen, stellte es für uns kein großes Problem dar, diese Barriere zu bewältigen (und für Peter mit seinen 1,95m schon gar nicht). Im Folgenden wurden die Hindernisse dann auch immer größer, steiler und schwieriger zu bewältigen. An einer Stelle ging es bspw. einen sehr steilen Pfad entlang größerer Felsen hinab, welcher nur mit natürlichen Stufen versehen war. Hier musste man schon richtig klettern und, wer hätte es geahnt, am Ende gab es wieder eine Leiter. Auch hier wollte man natürlich nicht zahlen, weswegen es sich auch hier wieder staute. Aber es ist irgendwie auch unterhaltsam, wenn jeder so auf seiner Stufe steht, immer wieder eine Stufe nach unten klettert, zwischendurch entgegenkommende Wanderer passieren lässt. Das gemeinsame Durchstehen dieses Abenteuers hatte etwas Verbindendes. Kletterfähigkeiten wurden im Folgenden immer wieder auf die Probe gestellt, man hatte jedoch nie das Gefühl, dass es irgendwo ernsthaft gefährlich werden könnte, oder dass manche Passagen kurz davor waren einzustürzen. Alles wirkte fest. Nur manchmal musste man lose aufeinander gestapelte Steine beklettern, was sich manchmal als etwas wackelig gestaltete.

Die Leitermafia verursacht Stau

Die Leitermafia verursacht Stau

Andre Wahl 2015 an der chinesischen Mauer

Andre Wahl 2015 an der chinesischen Mauer

Gegen Ende trafen wir dann auf ein Pärchen aus Brasilien, die uns entgegen kamen und, nachdem sie von uns erfuhren, dass wir bereits 4 Stunden auf dem wilden Teil der Mauer klettern und man danach noch ca. 2 Std benötigte, um bis zum Ausstieg aus der Mauer zu kommen (dort wo unsere Wanderung began), sich entschieden umzukehren und die letzte Stunde mit uns gemeinsam zurück zu laufen. Peter und ich hatten es etwas eilig, da es bereits Nachmittag war und wir nicht wussten, wann der letzte Bus zurück nach Peking fuhren. Vor Allem ich wurde langsam nervös, da ich keine Lust hatte, die Nacht irgendwo einem Dorf zu verbringen (sofern es nicht unbedingt nötig war). Die Brasilianer hielten uns jedoch immer wieder auf, weil sie Pausen benötigten und Selfies machen wollten. Irgendwann erreichten wir dann jedoch den Ausstieg aus dem wilden Teil der Mauer.

Peter

Peter

Man konnte zu beiden Seiten absteigen, was wie immer über die Leiter der Leitermafia geschehen sollte. Auch hierfür war ich mir zu schade, weswegen ich eine improvisierte Treppe 5 m weiter hinten nahm. Das war, wie sich herausstellte ein Fehler, denn der Leitermafiosi kam danach wild auf mich zu geeilt und wollte mir für das Benutzen der Treppe 5 Yuan abknöpfen. Mist, reingefallen. Als ich ihn zunächst nicht verstand, wurde er richtig wütend und packte mich am Arm. Mich zusammenreißend und Ruhe bewahrend knallte ich ihm die 5 Yuan vor den Latz und wartete, bis die anderen sich ihren kostenlosen Weg hinab von der Mauer bahnten. Peter fand einen gut passierbaren Weg, weswegen es ihm auch viele Chinesen nachtaten und dem Geschäft des Leitermafiosis sicherlich nicht gut tat. Nun folgte ein ca. einstündiger Abstieg hinab ins Tal. Dann kamen wir in einem Dorf an, wo einige Busse standen und auf ihre Kunden warteten. Für uns schien jedoch auf den ersten Blick kein Bus benutzbar zu sein. Auf Nachfragen hin versuchten uns die Chinesen im Dorf klar zu machen, dass die öffentlichen Busse auf der anderen Seite der Mauer abfahren und dass wir hier auf der falschen Seite wären. Noch rechtzeitig auf die andere Seite zu kommen, war jedoch unmöglich. Wir mussten also improvisieren. Prinzipiell brauchten wir nur jemanden, der uns in das Dorf nahe der Mauer brachte, damit wir von dort den Bus nach Peking zurück nehmen konnten. Dafür quatschten wir einen Dorfbewohner an, ob er uns nicht dorthinbringen könnte. Er signalisierte uns, dass es sich dabei um eine eineinhalbstündige Fahrt handelte, weswegen er 500 Yuan haben wollte (ca. 80 Euro, also 20 Euro pro Kopf). Wir handelten ihn auf 300 Yuan runter und wurden dann von ihm gefahren. So endete dieser Tag mit einiger Aufregung aber auch einem wundervollen Erlebnis. Leider wurde das Gesamtbild dann noch etwas dadurch getrübt, dass das Geld, was ich von den beiden Brasilianern bekam, Falschgeld war. Dies merkte ich jedoch erst, als ich bereits wieder in Peking war und mein Essen im Restaurant zahlen wollte. Man konnte deutlich spüren, dass die Banknoten nicht echt waren, da sie sich wie Papier anfühlten. Somit hatte ich ca. 22 Euro an Falschgeld bei mir, was ich im Laufe der Chinareise auch nicht wieder loswerden konnte. Da Falschgeld in China sehr üblich ist betrachtete ich die Scheine als schwarzen Peter, den man versuchte, an jemanden zu übertragen. Wie gesagt, gelang mir das nicht mehr und die Scheine befinden sich jetzt immer noch in meinem Portmonnaie. So habe ich wenigstens ein Andenken an diesen Trip.

Zwei Abschiedsbilder von der Mauer

Zwei Abschiedsbilder von der Mauer

DSCN3633



Der erste Tag in Peking.

5 12 2015

 

     

    16.10.

     

    Das Kapitel China beginnt mit der Ankunft in Peking. Nein, eigentlich beginnt es bereits mit der 24 stündigen Zugfahrt von Ulan Bator aus. Bereits während dieser Zugfahrt konnte man die ersten Eigenheiten der chinesischen Kultur kennenlernen.

    Ich war Teil einer größeren westlichen Reisegruppe, bestehend aus einigen Kanadiern, Holländern, Engländern und ich als Deutscher. Wir kannten uns alle aus dem Hostel in UB und vereinbarten, eine große Transsib-Party zu fahren – mit reichlich Vodka, so wie sich das gehört. Tags zuvor hatten also ALLE reichlich Vodka gekauft, sodass wir für ca. 8 Personen 6 Flaschen Vodka hatten – na dann Prost. Einen weiteren interessanten Twist bekam die Alkoholsituation, als uns bewusst wurde, dass gegen Abend die Passkontrollen an der chinesischen Grenze stattfinden werden. Da etwaiger Alkohol in den Zügen nicht erlaubt ist, musste unser Vorrat also vorher schon verbraucht werden.

    Dies sahen wir natürlich nicht als Problem, sondern als Herausforderung und so schwankte das Stimmungsbarometer im Laufe der Zugfahrt von ruhig, über heiter, ausgelassen, völlig überdreht bis hin zu totaler Müdigkeit am frühen Abend. Die Kanadier waren zwischen drin so betrunken, dass sie laut durch die Gänge gepoltert sind, sehr zum Leidwesen der anderen Gäste. Als dann die Passkontrollen stattfanden war bereits wieder Ruhe eingekehrt, die restlichen Alkoholreste in unserem Abteil verstecke ich in der hintersten Ecke. Dann kam der Auftritt der Grenzkontrolleurinnen. Die beiden Kanadier in meinem Abteil schliefen und wurden äußerst unsanft von der Kontrolleurin geweckt. Reisepässe wurden eingesammelt uns wurden Papiere zum Ausfüllen da gelassen. Nach getaner Arbeit schlief der eine Kanadier wieder ein, seine Freundin blieb wach. Währenddessen konnte man ein interessantes Schauspiel beobachten, nämlich der Radwechsel der Waggons. So wurde ein Waggon nach dem anderen hochgehoben, schwebte für ca. eine halbe Std. in der Luft während dessen es unter uns unglaublich gepoltert hat. Dann wurde der Waggon wieder heruntergelassen und fertig war das neue Fahrgestell. Als dann nach gut eineinhalb Stunden die Kontrolleurin wieder unser Abteil betrat, gab sie uns die Pässe wieder – nicht ohne den armen Kanadier wieder unsanft zu wecken. Es hat selbstverständlich nicht gereicht den Pass einfach seiner Freundin zu geben, er musste mit einem Klaps auf die Füße geweckt werden. Aha, Chinesen sind schon mal nicht von der sanftesten Sorte.

    Insgesamt dauerte die Prozedur ander mongolisch-chinesischen Grenze fast 6 Stunden, erst dann setzte sich der Zug Richtung Peking in Bewegung.

    Am Grenzbahnhof Zarmen-Ude

    Am Grenzbahnhof Zarmen-Ude

     

    Am Bahnhof angekommen zersprengte die Gruppe schnell in ihre Einzelteile und ich sah mich allein auf dem Bahnhof. Ich sah mich nun folgender Situation ausgesetzt:

    Ich hatte zwar die Adresse meines Hostels, hatte aber versäumt, wo das in Peking ist. Dass man die Distanzen in Peking nicht mal eben zu Fuss zurück legt, offenbart ein Blick auf den Maßstab der Karte von Peking in meinem Reiseführer. Ein Zentimeter auf der Karte war ein Kilometer in echt.
    Ich wusste, dass das Hostel 10 m Fussweg von der verbotetenen Stadt entfernt ist. Wie man dorthin kam wusste ich jedoch auch nicht, geschweige denn wie man von dorthin zum Hostel kommt. Mein Plan, sich einfach von dort aus urchzufragen wurde schnell vernichtet, als mir bewusst wurde, dass Chinesen mit Adressen in unserer lateinischen Schrift gar nichts anfangen können (und oftmals können sie noch nicht mal ihre eigene Schrift entziffern).

    Auf dem Bahnhofsvorplatz war es zudem unendlich laut und wuselig, alle schauten mich an, als hätte ich drei Augen und Mütter ließen ihre Kinder einfach so mitten auf dem Platz auf den Boden kacken. Willkommen in China!

    Ich blieb erfolgreich ruhig und versuchte mich zunächst nach der Ubahn durchzufragen. „Aha, ich müsse die Straße überqueren und dann dort drüber hinunter. Wo komm ich denn darüber? Hier ist ja nirgends ein Fussgängerübergang geschweige denn so etwas wie eine Ampel oder ein Zebrastreifen. Die ganze Straße ist eingezäunt… – Ah dahinten, in 300 m Entfernung ist eine Brücke über die Straße.“ So sammelte ich erste Erfahrungen mit den Distanzen in China. Die Devise „so nah und doch so fern“ gilt in Peking an jeder Straßenecke, es dauert Ewigkeiten bis man selbst kleinste Distanzen zurückgelegt hat, denn man findet überall Zäune und Barrieren, die die Walkability der Stadt immens einschränken.

    In der Ubahn angekommen war ich insofern erleichtert, als dass die Ubahnstationen alle auch in lateinischen Lettern dargestellt sind. Den ticketkauf ließ ich mir von erfahrenen Touristen erklären und schon sah ich mich in einer hoffnungslos überfüllten Ubahn wieder, mit Chinesen die mich mal neugierig, mal freudig und mal total überrascht musterten. Erste Handys wurden gezückt um heimlich Fotos von mir zu machen.

    An der verbotenen Stadt angekommen, steuerte ich auf eine Gruppe junger Leute zu, in der Hoffnung, dass diese in der Lage waren, die Adresse entziffern zu können. Mit vereinter Kraft war es ihnen möglich die Adresse zu entziffern und zeigten mir den Weg auf ihrer chinesischen Google Maps Variante „Baidu Maps“, wo ich hin muss. Den Weg schnell abfotografiert machte ich mich los. 20 Minuten später war ich dann auch angekommen und das Hostel begrüßte mich mit einer gewissen Anonymität und wenig Wohlfühlatmosphäre.

     

    Später leihte ich mir ein Fahrrad und zog mit einer To Do Liste los. Darin enthalten war das Besorgen von Bargeld, einer Simkarte, Flipflops und neuen Akkus für das Handy.

    Chinatown in Chinatown

    Chinatown in Chinatown

    Ersteres ging problemlos um die Ecke, eine Simkarte zu finden war schon etwas komplizierter, da es China mehrere Anbieter fand. Im Internet ist zu lesen, dass China Unicom den besten Empfang hat und zudem problemlos mit Samsunggeräten kompatibel ist. In einem Samsungshop wurde ich fündig, wo mir dann eine 500 MB Karte, welche für einen Monat gültig war für umgerechnet stolze 40 Euro verkauft wurde. Da musste ich erstmal schlucken und lernte, dass China in gewissen Dingen ganz schön teuer sein kann. Zum Vergleich: In Russland bekam ich 3 GB für umgerechnet 6 Euro. Dies war ein erster Vorgeschmack darauf, wie kompliziert der Internetgebrauch in China war. Kurz darauf bestätigte sich das, worüber mich viele schon vorgewarnt hatten: Google funktioniert nicht – auch nicht Google Maps. Wie sehr man an dessen Service gewohnt ist, merkt man, wenn man es nicht mehr zur Verfügung hatte. Mal schnell Informationen einholen war ebenso wenig möglich wie die Wegfindung auf der Karte. Ich hatte zwar Offlinekarten, die aber mehr oder weniger nutzlos waren, wenn man weder die Straßenschilder lesen konnte, noch ein GPS Signal empfing…das wurde in der Mongolei schon immer schlechter und schien in China komplett zu versagen.

    DSCN3513

    Zwei Rockstars und das Publikum

    Ich beschloss, meine To Do Liste fürs erste ruhen zu lassen und bog in eine vielversprechende Seitenstraße ab, welche voll von roten Papplaternchen und Touristen war. Zudem gab es jede Menge exotische Streetfood. Wie wäre es bspw. mit Seepferdchen-Spießen, oder noch lebendige Skorpione? Oder Wachteln samt Eier? Insekten aller Art durften natürlich auch nicht fehlen und ein Stand beeindruckte mich besonders: Dort wurden Taranteln und Schlangen am Spieß angeboten. Das musste ich probieren. Dabei lernte ich nicht nur, dass diese Tiere frittiert fast nach nichts schmecken, sondern auch eine der wichtigsten Regeln, wenn man in China überleben möchte: Frage stets nach dem Preis, BEVOR du isst. Nachdem die nette Dame sich freundlicherweise anbot, von mir Fotos zu machen zückte ich meinen Geldbeutel und fragte nach dem Preis. „Eighty“ und zeigte dabei auf die Taranteln und die Schlangen. Nach kurzerer Rechnerei schlief mir das Gesicht ein: 80 Yuan für beide zusammen?! Das sind umgerechnet über 11 Euro! Ich versuchte der Dame klarzumachen, dass das nicht sein könnte und dass ich glaube, dass sich mich versucht auszutricksen. Die freundliche Dame war nun nicht mehr so freundlich und zeigte energisch auf das Menuschild oberhalb des Standes. Dort war alles in chinesisch verzeichnet, die Zahlen waren jedoch arabisch und zwei Gerichte kosteten scheinbar 80 Yuan. Dennoch wähnte ich mich als Opfer eines Betruges und dachte mir, dass der blöde Tourist, nachdem er ohne den Preis zu verhandeln konsumiert hat, nun automatisch auf das teuerste Gericht auf der Karte verwiesen wird. Ich hielt einen chinesischen Passanten an und fragte, ob es stimmt, dass Snake und Spider 80 Yuan kosteten. Die Dame wurde langsam sehr aufgebracht. Der Mann brauchte eine Weile bis er die Schrift seiner Muttersprache identifizieren konnte und machte dann eine zustimmende Geste. Es half nix – um nicht noch mehr Ärger zu verursachen, griff ich brummelig in die Brieftasche und gab der Dame ihre 80 Yuan. Das war jedoch noch nicht alles: „Eighty each!“ ….“22 Euro für diese Scheiße??!!“ Hysterisch verwies sie mich nochmals auf das Menuschild. Ich schleuderte ihr das Geld entgegen und verdrückte mich in der Menge. Der Appetit nach all den Leckereien war mir nun gehörig vergangen und ich schwang mich auf mein Fahrrad um mich beim Radfahren abzureagieren.

    Da war die Welt noch in Ordnung

    Da war die Welt noch in Ordnung

    Ich radelte Richtung verbotene Stadt und dort lernte ich die ruhige Seite Pekings kennen: Entlang der Mauer der verbotenen Stadt führte ein großer, mit Wasser gefüllter Graben, an dessen Seiten dezent beleuchtete Wege entlang führten. Auf Parkbänken saßen verliebte Pärchen, oder auch vereinzelte Leute auf der Suche nach etwas Ruhe. Dort entlang zu fahren war äußerst angenehm. Es war mild, jedoch nicht zu kalt und mysteriös, jedoch nicht bedrohlich. Während ich immer wieder anhielt, um Fotos zu schießen konnte ich einige interessante Konversationen innerhalb meiner Whattsapp Gruppen in der Heimat verfolgen. Daraus ergab sich eine interessante Mischung aus Fremden und Vertrautem (bitteschön, Müller!). Ich konnte sogar bis vor das Haupttor der verbotenen Stadt fahren und fand mich dort fast komplett alleine. Hier mussten tagsüber wohl tausende von Menschen sein…

    Entlang der verbotenen Mauer

    Entlang der verbotenen Mauer

    Zurück am Hostel klang der Abend mit einer netten Bekanntschaft aus. Ich traf Peter, einen Deutschen aus Leipzig, der für den morgigen Tag den Besuch der chinesischen Mauer geplant hatte. Da seine Planung sehr vielversprechend und durchdacht klang, schloss ich mich ihm an und wir vereinbarten 6:30 Uhr als Treffpunkt für die Abreise. Schnell ging es ins Bett um fit für den morgigen Tag zu sein…

    (L)MAO

    (L)MAO



    Abseits der Wow-Effekte: Der Reisealltag

    8 11 2015

    Hongkong, der 9.11.2015

    Hallo ihr Lieben,

    Erstmal möchte ich mich entschuldigen, dass die Berichte mit solcher Verzögerung erscheinen. Dies hat verschiedene Gründe. Einerseits kann man sich natürlich nur selten die Zeit nehmen, solch detaillierte Berichte über die Vorkommnisse zu verfassen. Andererseits bin ich aber auch von einem stabilen Wlan abhängig, was vor Allem in China sehr problematisch war. Wenn man 5 Minuten warten muss, um ein Bild von 300 kb Größe hochzuladen, verliert man schnell die Geduld. Einen Bericht ohne Bilder zu veröffentlichen ist jedoch auch wie Frühstück ohne Kaffee. Darüber hinaus hatte ich die letzte Woche mit einem defekten Netbook zu kämpfen. Dass es jetzt plötzlich wieder geht ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass der Reisealltag eben nicht nur aus Action und wundervollen Erlebnissen besteht, sondern, wie im Leben daheim, auch mühsam sein kann. Diese Thematik möchte ich einmal näher ausführen.

    Wer einen Blog führt, um seine Erlebnisse den Lieben daheim zu schildern, tut sich manchmal schwer damit, auszuwählen, was man erzählt und wie man es erzählt. Für den Leser mag es nicht unbedingt spannend sein, zu erfahren, dass die Kreditkarte nicht funktioniert, oder dass der Rucksack ein Loch hat. Deswegen neigt man dazu, solche Dinge eben nicht zu erwähnen. Da sie den Alltag jedoch genauso bestimmen wie all die schönen Momente, sollte dafür ebenfalls Platz sein.

    1. Dinge funktionieren nicht immer so, wie sie funktionieren sollen

    Während der Reise hatte ich bereits häufig mit Ausrüstung und Situationen zu kämpfen, die nicht so liefen, wie das geplant war. In Russland hatte ich bspw. das Problem, dass erst eine meiner Kreditkarten, dann zwei und letztlich auch meine Girokarte nicht funktionierten und ich teilweise Schwierigkeiten bekam, an Geld heranzukommen. Für das Geldabheben benutze ich bspw. die Kreditkarte der DKB Bank, mit der man weltweit kostenlos Bargeld abheben kann. In Russland habe ich es bspw. nicht geschafft, auch nur einmal mit der Karte Geld abzuheben. Ich musste dazu immer auf meine anderen Karten ausweichen, was dann zusätzliche Gebühren verursachte. Manchmal passierte es dann, dass eine Bank meine zweite Kreditkarte, die der Consorsbank, nicht akzeptierte und Maestrokarten (also Girokarten) erst recht nicht. Dann musste ich bspw. eine andere Bank aufsuchen, die entweder erstere, oder zweitere akzeptieren. Auf der Baikalinsel Olchon wäre mir beinahe das Bargeld ausgegangen, da ich im Supermarkt nicht mit meinen Kreditkarten zahlen konnte und auf der gesamten Insel keine Bankautomaten vorhanden waren. Es war etwas Glück nötig, dass ich die Situation lösen konnte, mehr dazu im entsprechenden Beitrag. Um dann das Problem mit der DKB zu lösen, musste ich also dort anrufen. Wie ruft man in Deutschland an, ohne sich in finanziell in den Ruin zu treiben? Ich erfuhr, dass man über Skype relativ kostengünstig telefonieren kann und entschied mich, Guthaben drauf zu laden. Das hat jedoch mit allen drei Karten nicht funktioniert und ich befürchtete nun, dass keine der Karten (mehr) funktioniert. Zuvor musste ich schon die Funktionalität der Consorskarte anzweifeln, da das bis dahin immer zuverlässige Kaufen von Zugfahrkarten der Transsib auch nicht mehr geklappt hat. Till musste das Guthaben dann für mich zahlen. Ein Anruf bei der DKB ergab, dass meine Karte gesperrt wurde, weil ich wohl ausversehen dreimal hintereinander die PIN falsch eingegeben hab. Man stelle sich nun einmal vor in einem fremden Land zu sein und kein Geld abheben zu können. Bzw. eigentlich ist es nicht so sehr diese Tatsache, sondern eher, dass man laufend einen Schlag auf den Nacken bekommt. All die Dinge, die man sich während der Reisevorbereitung überlegt hat, gingen schief. Das kann sehr demotivierend sein. Mittlerweile ist alles stabil, aber zu dem Zeitpunkt war das unglaublich frustrierend.

    Diese Episode soll exemplarisch für viele andere Dinge stehen, die nicht so wie geplant liefen. Bspw. habe ich seit der Mongolei mit einem mäßig funktionstüchtigen GPS zu kämpfen. Während andere ein stabiles GPS Signal empfangen, setzt meines öfter mal aus, oder ist nicht vorhanden. Wenn man reist, wäre das jedoch hilfreich. Das Internet meines Netbooks verursachte letzte Woche Probleme. Es führte zu regelmäßigen Abstürzen, ich fürchtete um meine Daten und Bilder. Ein defekter PC ist schon zu Hause ein Problem. Aber auf der Reise will und muss man sich um andere Dinge kümmern. Heute konnte ich bspw. über eine Stunde lang keine Flugtickets buchen, weil die Anzeige der Website des Anbieters so fehlerhaft war, dass ich andauernd Fehlermeldungen bekam. Die Liste ließe sich deutlich weiter führen. Natürlich kommt da noch hinzu, dass man Wege nicht findet, Züge verpasst oder sonstige Dinge nicht nach Plan verlaufen.

    2.   Reisen ist anstrengend

    Die Flut an Erlebnissen kann schon manchmal sehr überwältigend sein. Wenn man zu Hause einen ereignisreichen Tag hat, fällt man abends gerne mal ins Bett oder freut sich auf einen gemütlichen Abend vorm Fernseher im Sofa. Sowas gibt es für mich praktisch nicht. Die Nächte, die ich seit Beginn der Reise als erholsam bezeichnen kann, lassen sich fast an einer Hand abzählen. Ob eine Nacht erholsam ist, hängt davon ab, wie lange man schläft und wie ruhig man schläft, da einhergehend auch der Schlafcomfort. Die meisten meiner Nächte habe ich bisher in Hostels und darin in sog. Dorms verbracht. Das sind Mehrbettzimmer, die man sich mit fremden Menschen teilt. Weiterhin habe ich viele Nächte im Zug verbracht, einige Nächte in Privathaushalten und und von allen Nächten 6 Nächte, wo ich ein eigenes, komfortables Bett in einem eigenen Zimmer hatte. Diese Nächte waren wirklich erholsam. Ansonsten hat man regelmäßigen mit schnarchenden oder lauten Menschen, zu kleinen, oder unbequemen Betten, oder sonstigen Widrigkeiten zu kämpfen, die den Schlaf eben nicht so erholsam machen, wie das traute Bett daheim. Irgendwann summieren sich jedoch die Nächte, die weniger erholsam waren, was sich wiederum auf Fitness und Wachheit tagsüber auswirkt. Der Akku entleert sich also immer weiter, was man jedoch nur selten merkt, da man oft unter Adrenalin und (An)Spannung steht. Versteht mich nicht falsch, das klingt nun alles sehr negativ. IdR. reichen schon 1-2 erholsame Nächte aus, um eine Woche weniger erholsame Nächte zu kompensieren. Und das wirkt sich auch nur gering auf die Lebensqualität während der Reise aus. Aber es ist ein Faktor, den ich vor der Reise so nicht erwartet habe.

    Abgesehen von der Regeneration im Schlaf bedarf es jedoch auch immer wieder Tage, die frei von größeren Erlebnissen sind. Dazu gehört, dass man u.U. Prioritäten setzen muss, welche Attraktionen man mitnimmt und was eben zu viel wird. Die weltberühmte Terracotta Armee in Xian habe ich aus diesem Grund liegen gelassen, da ich tags zuvor eine anstrengende Wanderung unternahm und den Tag danach zur Regeneration benötigte, um frisch gestärkt meinem nächsten Reiseziel entgegenzutreten. Es tut dann auch gut, einfach im Hostelbett zu liegen, Bundesliga zu schauen und die Action im Aufenthaltsraum des Hostels zu ignorieren.

    3. Alleine reisen

    Ein Faktor, den ich vor der Reise so gar nicht einkalkuliert habe, ist die Tatsache, dass Alleinereisen öfter auch mal mit Heimweh und Einsamkeit verbunden ist. Dabei fehlen vor Allem die Vertrauten Menschen von zu Hause, was auch durch regelmäßige Bekanntschaften während der Reise nicht kompensiert werden kann. So wirklich alleine ist man während der Reise nie, vorausgesetzt man spricht seine Mitmenschen an, ist kommunikativ und offen. Aber all diese Bekanntschaften sind nicht so erfüllend, wie die Freunde und Familie daheim. So kommt es vor, dass man sich trotz Gesellschaft einsam fühlt. Das hätte ich vorher nicht erwartet, zeigt jedoch auch, wie bedeutsam Familie und Freunde sind. Bisher habe ich nur wenige Reisende kennengelernt, die alleine unterwegs sind. Meistens habe ich mich in bestehende Gruppen eingegliedert, wozu auch immer eine gewisse Überwindung gehört.

    4. Organisation während der Reise

    Einen nicht unerheblicher Teil der Reisezeit verbringt man mit der Organisation des weiteren Reiseverlaufs. Dazu gehört Transport, Unterkunft und ab und zu kurzfristige Terminänderungen, oder Reiseroutenänderungen. „Bleibe ich in China, oder nutze ich die Gelegenheit und fliege ich in das nahegelegene Myanmar? Wenn letzteres, brauche ich ein Visum? Wie wirkt sich das auf meinen zukünftigen Reiseverlauf aus? Hab ich dann noch gute Möglichkeiten nach Hongkong zu gehen? Wenn nein, habe ich jemals noch mal die Gelegenheit, dorthin zu kommen? Reisen ist also immer auch das Abwägen von Möglichkeiten und das Treffen von Entscheidungen. Oftmals sind Entscheidungen dann relativ spontan, was bspw. die Suche nach Couchsurfinghosts relativ schwer macht. In so kurzer Zeit findet man idR. keine Hosts, die einen Schlafplatz anbieten können. Abgesehen davon muss man ca 10-20 Leute anschreiben, von denen widerum 2-3 positive Rückmeldungen kommen. Das alles kostet Zeit. Wenn man dann von seinen Zimmergenossen zur Kneipentour aufgefordert wird, ist es nicht immer leicht, aus organisatorischen Gründen abzusagen. Flüge und Hostels müssen darüber hinaus auch gebucht werden. Die Organisation wird noch komplizierter, wenn die Technik nicht funktioniert, siehe Punkt eins.

    5. Dinge gehen kaputt, bzw. verschleißen

    Dass so eine Reise auch eine Belastung für die Ausrüstung darstellt, muss ich langsam immer deutlicher erfahren. So musste ich bereits jeweils ein Loch in meinem Rucksack und ein Loch in meiner Hose flicken. Einen Nachmittag habe ich dann mit Nadel und Faden verbracht. Beides hält mittlerweile aber der nächste Moment kommt bestimmt, in dem man wieder den Mac Giver gibt.

    5. Leben aus dem Rucksack

    Zu guter Letzt noch ein Punkt, der vl. unangenehm klingen mag, an den man sich aber schnell gewöhnt: Im Rucksack befindet sich alles, was man besitzt. Kleidung, Elektrogeräte, Wertsachen, Ausrüstung. Man kann seine Habseligkeiten noch so systematisch packen, Unordnung kommt immer wieder vor und dann sucht man Dinge. Der gesuchte Gegenstand ist dann natürlich fast immer ganz unten. Man gewöhnt sich jedoch daran. Man entwickelt gewisse Strategien, versucht die Gegenstände immer in die selben Fächer zu packen. Darüber hinaus besitzt man dann eben keinen Kleiderschrank, oder Schreibtisch. Das Leben ist deutlich einfacher, jedoch deswegen nicht unbedingt schlechter.

     

    Die genannten Punkte sollten keineswegs zu negativ klingen. Beschönigen möchte ich jedoch auch nichts. Letztlich macht man auf Reisen immer Erfahrungen. Man lernt Länder, Menschen und sich selbst kennen. Es ist deshalb immer lehrreich, jedoch nicht immer angenehm. Am Anfang viel es mir schwer dies zu akzeptieren, nun gelingt mir das jedoch Stück für Stück immer besser.

    Liebe Grüße aus Hongkong, morgen geht es nach Vietnam

     

    euer André

    20151105_134059

     



    Die Visa-Krise: Bangen in Ulan Bator

    8 11 2015

    12.10. – 15.10.

     

    Ich entschied, den Rest meiner Zeit im selben Hostel zu verbringen, indem ich auch vor der Rundreise einquartiert war. Die nächste Aufgabe bestand nun darin, das Visum für China zu ergattern und zwar in 3 Tagen, was prinzipiell problemlos möglich war. Der Plan sah vor, montags und dienstags die nötigen Besorgungen dafür zu erledigen, mittwochs zur chinesischen Botschaft zu gehen, das Visum per Rush-Antrag zu beantragen und donnerstags den Zug nach Peking zu nehmen. Ein enger Zeitplan, der zu schaffen sein sollte, wenn alles nach Plan lief. Den Sonntagabend verbrachte ich jedoch erst einmal damit, das Länderspiel Deutschland gegen Georgien zu sehen. Das Finale der Euro-Qualifikation stand bevor und nachdem Deutschland gegen Irland verlor, wollte ich mir das Spiel nicht entgehen lassen und blieb bis 5 Uhr morgens wach um das Spiel bis zu Ende zu sehen. Müde kroch ich in mein Bett um am nächsten Tag damit zu beginnen, folgende To-do Liste abzuhaken:

     

    – Einreisenachweis in Form eines echten Zugtickets nach Peking

    – Ausreisenachweis in Form eines gefälschten Flugtickets zurück nach Deutschland

    – Buchungsbestätigungen sämtlicher Unterkünfte während meines Aufenthaltes in China

    – Nachweis über meine Auslandskrankenversicherung

    – Informationen über mein Kontoguthaben

    – Dollar abheben, da man das Visum in Dollar bezahlt

    – Passfoto bereithalten

     

    Diese To-do Liste ist das Ergebnis langem Recherchens und Nachfragen bei Leuten, die das Visum ebenfalls beantragen wollen, oder bereits beantragt haben. Dabei stellte jeder Punkt (abgesehen vom Passfoto) eine eigene kleine Herausforderung dar. Im Internet las ich von einer Firma, die bei den Visaangelegenheiten behilflich sein soll und dass viele Reisende damit gute Erfahrungen gemacht haben. Also stand ich um 9 Uhr morgens zur Öffnungszeit vor der Tür der Firma, doch niemand öffnete. Als ich die Nummer anrief, die auf der Tür angegeben war und mich erkundigte, warum niemand da ist, entgegnete man mir, dass man bald da wäre, sich nur etwas verspätet hätte. Ah, so läuft das also in Ulan Bator. Ich fragte, ob sie mir bei der Beantragung des Visums behilflich sein könnten. Ich bekam eine positive Antwort, es käme jedoch vor Allem auf die Einladung aus China an, welche nur diese Firma organisieren könne. Ob sie mir denn auch bei der Buchung von Unterkünften behilflich sein könnten. Ja, sie würden mir ein gutes Hotel buchen. Kostenpunkt? 80 Euro pro Nacht. Nein, danke! Geldmacherei riechend, habe ich mich erstmal bei Charyssa, welche ihr Visum bereits besitzt, erkundigt, ob diese Einladung überhaupt notwendig wäre. Sei sie nicht. Somit war die Masche der Firma klar. Schade, dass Reisende nicht selbstständig genug sind und auf die Masche mit dem teuren Hotel hereinfallen.

    Mein erster Punkt konnte direkt um die Ecke abgehakt werden: Das Reisebüro „Airmarket“ stellt gefälschte Flugreservierungen aus. Das las ich im Weltreiseforum und wurde mir von anderen Hostelbewohnern bestätigt. Also versuchte ich mein Glück und sagte der Dame am Schalter, dass ich gerne eine Reservierung für mein Chinavisum hätte. Sie fragte mich scheinbar zunächst, ob ich ein Flugticket nach China möchte. Dies hab ich falsch verstanden und gab ihr mein angebliches Rückreisedatum. 23.10. an. Normalerweise hätte sie mir die Bestätigung über den Flug nun ausgedruckt, jedoch musste sie mir beichten, dass ihr Drucker nicht funktionieren würde, weswegen sie mir die Buchungsbestätigung an meine Mailadresse schicken würde. Nachdem ich ihr diese gab, sendete sie eine Mail mit einem Link, den ich öffnen sollte, um die Buchungsbestätigung einsehen zu können und diese dann extern drucken zu lassen. Glücklich ob dieses Erfolgs verließ ich das Reisebüro und versuchte die Buchung zu öffnen. Das hat schon gleichmal nicht geklappt. Beim Versuch, die Bestätigung zu öffnen, wurde mir eine Fehlermeldung angezeigt. Also lief ich die 200 m zurück zum Reisebüro um die freundliche Dame zu fragen, ob etwas nicht geklappt hat. Diese schickte mir etwas verwirrt die selbe Bestätigung noch einmal und diesmal konnte ich sie tatsächlich öffnen. Wunderbar – Bayrte! (Auf Wiedersehen!). Wieder 200 m gelaufen jedoch die nächste Unstimmigkeit. Ich bemerkte nun, dass die gute Dame mir den Hinflug auf den 23.10. legte. Somit war die Buchung also wieder nutzlos, weswegen ich abermals zurücklaufen musste. Als ich das Reisebüro das dritte Mal betrat sah mich die Dame bereits mit einer Mischung aus Ärger und Sorge an. Einem „Was-denn-nun-schon-wieder“-Blick entgegnete ich, dass ich für diesen Termin den Rückreisetermin haben wollte, nämlich nach Frankfurt, Deutschland. Achso…Wundersamerweise ging auf einmal ihr Drucker wieder, sodass wir diesmal die Buchungsbestätigung Korrektur lesen konnten. Alles stimmt, prima! Ich hatte also nun eine gefälschte Buchungsbestätigung in der Hand. Da es scheinbar Gang und Gebe war, damit die chinesischen Behörden auszutricksen, fragte ich mich bereits, ob die Chance besteht, dass sie vielleicht bei mir nicht mehr darauf hineinfallen würden…aber das war nun mein Plan und ich musste es einfach ausprobieren.

    Der nächste Schritt war, ein Zugticket für den Donnerstagzug nach Peking zu ergattern. Vorher wollte ich jedoch ins Hostel um einerseits den Nachweis über meine Krankenversicherung und andererseits den Guthabenstandes meines Kontos auszudrucken. Beides hatte ich bereits tags zuvor organisiert. Für ersteres musste ich extra den ADAC anschreiben, der mir glücklicherweise noch am selben Abend die Bestätigung per Mail zukommen ließ. An der Rezeption konnte ich beides problemlos ausdrucken. Darüber hinaus ließ ich mir „Bahnhof“ auf mongolisch aufschreiben und die zu erwartenden Kosten, damit ich beides dem Taxifahrer unter die Nase halten konnte. Auf der sicheren Seite, nicht über den Tisch gezogen zu werden, brachte mich der Taxifahrer zum Bahnhof, wo ich problemlos das Zugticket ergattern konnte. Auf dem Rückweg wollte ich bei der Bank vorbei, um Dollar für die Bezahlung des Visums zu ergattern. Am Schalter entgegnete mir die Dame, dass ich zunächst Tungrik am Geldautomaten abheben sollte, um diese dann bei ihr in Dollar umzutauschen. Gesagt, getan. Leider passierte mir im Folgenden etwas, was sehr typisch für mich ist. Noch während ich meine Visakarte im Automaten stecken hatte, fiel mir ein, den Wechselkurs auszuchecken, damit ich weiß, wie viel Tungrik ich benötigen würde. Geduldig wartete der Automat, doch irgendwann wurde es ihm zu viel und er spuckte meine Geldkarte wieder aus. Weiterhin schaute ich seelenruhig nach dem Wechselkurs und nach ca. 1 Minute passierte das, was nun mal passiert, wenn man seine Geldkarte nicht aus dem Schlitz herauszieht: Sie wird eingezogen. Tja und da stand ich auf einmal wie der Ochs vorm Berg. Meine wichtigste Geldkarte war gerade von einem Bankautomaten eingezogen, weil ich nicht bedacht habe, dass die Karte irgendwann eingezogen wird, wenn man sie nicht herauszieht. Ruhebewahrend habe ich die Bank wieder betreten und habe dem Angestellten versucht zu erklären, dass meine Karte eingezogen wurde. Da sein englisch verhältnismäßig gut war, war die Verständigung gut und er verstand mein Problem auf Anhieb. Alles in allem kostete mich diese Dummheit eine Stunde, die ich sinnlos in der Bank mit Warten verbrachte, weil dann erstmal Kopien meines Reisepasses gemacht werden mussten, ich einige Formulare ausfüllen mussten und auch einfach noch andere Kunden betreut werden wollten. Am Ende bekam ich meine Karte vom Chef persönlich ausgehändigt, mit dem Hinweis, diese für die nächsten 24 Stunden nicht benutzen zu dürfen, da sie sonst abermals eingezogen werden würde. Ich entschließ mich dazu, meinen Kopf nicht gegen die nächste Wand zu schlagen sondern stattdessen mit meiner zweiten Visakarte Tungrik abzuheben und diese dann in Dollar umzutauschen. Das hat dann auch geklappt. Danach begab ich mich ins Hostel, um dort Unterkunftsbuchungen vorzunehmen.

    In der Regel ist es für das Chinavisum notwendig, alle Unterkünfte im Voraus buchen zu müssten und die Nachweise dafür den Behörden vorzuweisen. Da dies für einen Individualreisenden jedoch grober Unfug ist, da man keinen ganzen Monat im Voraus planen möchte, gibt es auch bei der Unterkunftsbuchung einen kleinen, aber feinen Trick: Man bucht Unterkünfte bei Booking.com und storniert diese einfach wieder, nachdem man sie in der chinesischen Botschaft vorgezeigt hat. Ich dachte mir, dass eine Woche Peking realistisch klingen würde. Falls jemand Fragen stellen würde, könnte ich erklären, dass ich nach meiner Reise mit der Transsib nun noch eine Woche Peking besuchen wollte. Das passende Rückflugticket besaß ich bereits, jetzt brauchte ich nur noch passende Unterkünfte. Ich entschloss mich 2 Unterkünfte herauszusuchen, um es etwas komplizierter für die Herrschaften machen sollte, meine Reise nachzuvollziehen. Ich buchte 4 Nächte in einem billigen Hostel und 2 Nächte in einem gehobenen Hotel. Ich wollte eben ganz zum Schluss noch etwas Luxus haben. Beides konnte ich bis Mittwoch Abend stornieren, was genug Zeit war, um die Reservierungen vorher in der Botschaft zu zeigen.

    Da ich nun nichts mehr machen konnte, entschied ich mich, als Belohnung für die Strapazen zum Friseur zu gehen. In der Nähe des Hostels war ein Friseur, der vielversprechend aussah. Nachdem wir den Preis vereinbart hatten fragte mich der junge Friseur, wie ich die Frisur gerne hätte. Ich zeigte auf ein Model an der Wand und machte ihm dadurch klar, dass ich sie gerne so hätte: Seiten sehr kurz, die Mitte lang, stylisch eben. Was im Folgenden geschah lässt jede Friseurerfahrung in Deutschland wie Stümperei aussehen. Ich bekam für umgerechnet 4 Euro eine Frisur, mit der ich mich fühlte, als müsste ich danach auf den Catwalk. Einer halben Stunde Schneiden folgte eine halbe Stunde Stylen. Der Bub holte alles aus meinen Haaren heraus, föhnte, sprayte und stellte meine Haare zu einem Kunstwerk auf. Dazu gabs noch eine Barttrimmung. Wahnsinn. Als ich danach fertig war fühlte ich mich wie neugeboren. Mit dem Haarschnitt wollte ich es mir nicht nehmen lassen und etwas durch die Stadt zu flanieren. Ich wollte wissen, ob nur ich die Frisur so steil fand, oder ob das auch andere so sahen. Und tatsächlich: Man schaute mich an. Leute sprachen mich mit „Hey whatzup man!“ an. Vor unserem Hostel meinte man zu mir „Dude you have a fancy Haircut!“ Es war köstlich. Auf dem zentralen Platz hatte ich plötzlich eine Traube von pubertierenden Schülern um mich herum, alle wollten ein Foto. Ich bin mir nicht sicher ob es letztlich an der Frisur lag, oder einfach an meiner Ausstrahlung aber dieser Abend war wirklich etwas ganz besonderes…Zufrieden legte ich mich schlafen.

    VIP und Fans ;)

    VIP und Fans 😉

    Am nächsten Tag machte ich die Bekanntschaft mit einigen anderen Hostelbewohnern, die teilweise ebenfalls mit dem Donnerstagszug nach Peking fuhren, andererseits ebenfalls am Mi in die chinesische Botschaft mussten, um ihr Visum zu beantragen. Da ich bereits alles organisiert hatte war der Tag eher ruhiger und ich holte etwas Schlaf nach. Abends ging es mit einigen Hostelbewohnern in einen Jazzclub. Ein Gitarrist spielte eine Mischung aus Gassenhauern und Jazzstandards. Die Atmosphäre war westlich, nett.

    Es folgte der Tag der Wahrheit. Der Tag an dem sich herausstellen sollte, ob alles so klappt, wie ich es geplant hatte.

     

    Am nächsten Morgen wollte ich bereits eineinhalb Stunden vor offizieller Öffnungszeit bei der Botschaft sein. Brian war bereits am Montag bei der Botschaft und war 15 Min nach offizieller Öffnung da und musste ca. 8 Std warten, bis er dran kam. Das wollte ich mir ersparen. Ein irisches Pärchen im Gepäck machten wir uns gemeinsam auf den Weg zur Botschaft. Selbst eineinhalb Std vor Öffnung war bereits eine 30 m lange Schlange vorhanden. Früh aufzustehen hat sich jedoch gelohnt, wir kamen bereits um 10:30 dran. Zuvor hatten wir noch den Hauptantrag ausgefüllt, ein vier Seiten langes Monster von einem Antrag. Die Chinesen wollen alles ganz genau wissen: Informationen über den Lebenslauf, Bildungsgrad, Universitätsname und –Anschrift, Eltern und Bevollmächtigte, Familienverhältnisse und genaue Reisebeabsichtigungen in China. Was man an welchem Tag eben plant zu tun. Wer noch daran gezweifelt hat, dass ein Aufenthalt in China kompliziert wird, sollte spätestens beim Ausfüllen dieses Antrages Zweifel bekommen. Der Moment der Wahrheit näherte sich. Bei Aylisch und Chris ging alles gut. Nun war ich dran. Die Dame fragte mich, ob ich wüsste, was alles für die Beantragung benötigt wird. Ich bejahte und sie forderte sämtliche Unterlagen ein, die ich besaß. Während sie alles sorgfältig studierte schien alles gut zu gehen, doch dann:

    „Germans are not allowed to have a Rush-Visa. You have to come back at Monday  to pick up a regular Visa”. Stille. Mir ist das Gesicht eingeschlafen. Sollte nun tatsächlich alles umsonst gewesen sein? Habe ich mein Zugticket umsonst gekauft und das Geld in den Sand gesetzt? Musste ich mir tatsächlich ein neues Zugticket kaufen? Musste ich meinen Aufenthalt in dieser stickenden und lärmenden Stadt verlängern und auch noch dafür zahlen?

    Ich wollte nicht aufgeben. Dass würde aber in meinem Reiseführer stehen, dass das ginge. Und überhaupt, wo steht bitte, dass Deutsche kein Rush-Visa bekommen dürfen. Und was sei das eigentlich für ein Unfug. Immerhin, man merkte der Dame an, dass sie mit sich kämpfte. Da könne man leider nichts tun, das seien nun mal die Vorschriften. Und man könnte das im Internet lesen. Aber in meinem Reiseführer steht davon nix, da steht, dass Deusche das haben können. Es ginge aber nicht, es tue ihr Leid. Ich versuchte auf die Tränendrüse zu drücken und ihr klar zu machen, dass ich jetzt 2 Monate mit der transsibirischen Eisenbahn unterwegs war und dies nun das Ende meines Urlaubs komplett zerstören würde. Die (gefälschten) Buchungen wären umsonst und mein Zugticket könnte ich auch nicht mehr nutzen. Und ich würde soviel Zeit in Peking verlieren.

    Die Dame schnaufte. Dann sagte sie erst etwas, was ich nicht verstand, dann etwas was ich sehr wohl verstand: Ich sollte später um 4 wiederkommen, mein Visum nehmen und verschwinden. Sie stellte mir eine Bestätigung für nächste Woche Montag aus und wiederholte nochmals, dass ich später um 4 kommen sollte. Vollkommen aufgewühlt und noch nicht hundertprozentig sicher, ob ich nun bekommen habe, was ich wollte, oder ob ich die Dame nur komplett falsch verstanden habe, verließ ich die Botschaft und erzählte den beiden Iren, was passierte. In der Bank gegenüber der Botschaft bezahlten wir unsere Visaaufträge. Müde und abgeschlagen ging ich zurück ins Hostel und wartete bis es 4 wurde, um mich abermals unter großer Anspannung auf den Weg zur Botschaft zu machen. Was, wenn ich das Visum nicht bekommen würde? Würde ich bis Montag in Ulan Bator bleiben wollen? 5 Tage länger in diesem dreckigen Moloch von einer Stadt? Nein! Das wollte ich nicht. Ich beschloss, sollte es mit dem Visum für China heute nichts mehr werden, China einfach zu überspringen und mich stattdessen in einen Flieger nach Vietnam zu setzen. Dementsprechend hing also nun der weitere Reiseverlauf davon ab, was die Dame nun mit meinem Reisepass angestellt hat. Am Schalter war diesmal eine andere Dame, die Dame von vorhin konnte ich im Hintergrund arbeiten sehen. Ich händigte ihr meine Auftragsbestätigung aus. Aber mein Visum sei doch erst am Montag fertig. Die Dame von vorhin schaltete sich daraufhin ein und erklärte der Dame an meinem Schalter etwas auf mongolisch. Darauf verschwand sie im Nebenraum und brachte meinen Reisepass. Darin: ein fertiges chinesisches Visum! Ich konnte es kaum fassen und musste mich schwer zusammenreißen, meine Freude nicht herauszuschreien. Ich zahlte die Extragebühr für das Visum und wollte der Dame von vorhin noch ein kleines Trinkgeld als Dankeschön dalassen, aber die Sachbearbeiterin lehnte verlegen ab. An meinem guten Willen solls also nicht gelegen haben. Wahnsinn. Was für eine Aufregung. Ich war fix und fertig. Die Beantragung dieses Visums war mit dermaßen viel Spannung verbunden, dass ich an dem Abend nicht mehr fiel unternahm, sondern früh ins Bett wollte.

    De Maiziere in UB. Die Autos im Vordergrund künden den großen Besuch an.

    De Maiziere in UB. Die Autos im Vordergrund kündigen den großen Besuch an.

    Am nächsten morgen ging es zum Bahnhof von wo aus der Zug nach Peking starten sollte. 2einhalb Wochen Mongolei liegen hinter mir und waren dann auch genug. Ich freute mich auf China und wärmere Gegenden. Dabei wusste ich noch gar nicht, worauf ich mich da eigentlich eingelassen haben….die Chinesen…



    Die Rundtour Tag 8 und die Rückfahrt in die Zivilisation

    8 11 2015

    10.10. + 11.10.

     

    Auf dem Weg ins Gebirge schraubte sich das Auto immer weiter hinauf, bis Brians Höhenmeter irgendwann 2400 m anzeigte. Als wir einmal kurz Pinkelpause machten, wollte ich einen nahegelegenen Hügel erklimmen und wie so oft bin ich losgespurtet, um nicht alzu viel Zeit für die Besteigung zu brauchen. Nach einigen Metern kam ich jedoch schwer ins Keuchen, bis mir einfiel, dass wir uns in einer gewissen Höhe befanden, in der man nicht mehr eben mal so einen Hügel hinaufspurtet. Mein Körper rächte sich mit einem nervigen Husten, der sich für den Rest des Tages hielt. Die kurze hohe Belastung war einfach etwas zu viel. Man wird eben auch nicht jünger.

    Kostspieliger Ausblick

    Kostspieliger Ausblick

    Das Mittagessen nahmen wir am Startpunkt der letzten Wanderung zu uns. Nebst betrieben Nomaden einige Stände mit Souvenirs, wo ich mir ein schönes Armbändchen kaufte. Danach sollte es mit Rucksack und genug Wasser durch das Gebirge gehen und die nächsten Stunden bescherten uns noch einmal ein wundervolles Erlebnis in der Mongolei. Wir wanderten durch enge Canyonschluchten, stets entlang eines Bächleins, der sich seinen Weg durch das Gebirge hinab bahnte. Dabei legten wir ca. 10 Km zurück und stiegen auf 1800 m hinab. Schneefetzen belegten, dass es hier vor kurzem noch richtig geschneit hatte. Wir hatten jedoch schönstes Sonnenwetter, wie immer bisher auf meiner Reise. Die Schlucht wurde auch Geierschlucht genannt. Ein Blick nach oben verriet woher die Schlucht ihren Namen bekam. Geier kreisten in ca. 500 m Höhe über den Klippen. Hielt man die Augen offen, konnte man immer wieder  Geierneste erkennen. Auf dem Boden wiederum bekam man immer wieder ganz andere Gefährten zu Gesicht, welche wohl als Nahrung für die Geier und Adler in der Schlucht dienten: Kleine Nagetiere, welche wie eine Mischung aus Meerschweinchen und Maus und äußerst putzig aussahen. Sie leben in kleinen Höhlen und verstecken sich erst, wenn man ihnen zu nahe kommt.

    Unser Tourguide Alma

    Unser Tourguide Alma

    Der Bach war an einigen Stellen immer wieder vereist und hin und wieder säumten bizarr anmutende Eisformationen das Ufer des Baches. Manchmal musste man etwas aufpassen, denn Das Gelände war schwer zu begehen und teilweise vereist, so dass Gefahr bestand, auszurutschen. Meistens ging Alma mit sehr sicherem Schritt voran und wenn man ihr folgte, konnte man nicht viel falsch machen. Suchte man jedoch selbstständig nach Wegen durch das Gelände, kam es immer wieder vor, dass man umkehren musste, da es einfach nicht weiter ging: Entweder war der Bach unpassierbar, oder das Eis so glatt, dass man sich unweigerlich auf die Nase legen würde…DSCN3459

    Nach ca. 7 Km weideten Kühe im Tal. So wanderten wir also zwischen friedlichen Kühen. Nichts konnte sie aus der Ruhe bringen, nicht mal ein Kuhsound auf meinem Handy…

    Chilly cows

    Chilly cows

     

    Nach ca. 4 Stunden erreichten wir das Ende der Schlucht. Wir hatten nun die Wahl, ob wir in der nahegelegenen Stadt übernachten wollen, oder uns ein letztes Mal mit Zelt in die Wildnis verschlagen möchten. Wir entschieden uns für letzteres und verbrachten eine letzte Nachr draußen in der Kälte. Zuvor gab es noch ein warmes Abendessen, Bier und Kartenspiele. Zufrieden legten wir uns ein letztes Mal schlafen. Abgesehen von der ersten Nacht im Zelt konnten wir uns immer 2 Zelte zu dritt teilen, da Alma und Nyemma nach wie vor im Auto schliefen. Charyssa war die Glückliche, die ein Zelt für sich alleine hatte.

    Eisschnecke

    Eisschnecke

     

    Der letzte Tag stand ganz im Zeichen der Rückfahrt nach Ulan Bator. Diese kostete uns ca 7 Stunden. Gegen Abend erreichten wir Ulan Bator. Glücklich, wieder in der Zivilisation zu sein, verabschiedeten wir uns. Danke Alma und Nyemma für diese wundervolle Erfahrung!

    In der Mongolei gibt es immer etwas zu staunen!

    In der Mongolei gibt es immer etwas zu staunen!

    DSCN3469

    Fast den Trip im wahrsten Sinne des Wortes zusammen: Cool!

    Fast den Trip im wahrsten Sinne des Wortes zusammen: Cool!



    Die Rundtour Tag 7

    6 11 2015

    9.10.

     

    Am nächsten Tag wurde abermals Strecke zurückgelegt. Wir wollten unser letztes Ziel der Tour erreichen. Die Ausläufer des Altai-Gebirges, welches in Russland südlich von Nowosibirsk beginnt und sich bis in den Süden der Mongolei zieht. Die Überlegung war, dort die Nacht zu verbringen und am nächsten Morgen ca. 10 Km durch das Gebirge zu wandern. Alma hatte uns während des Mittagessens doch nahegelegt, vielleicht nicht im Gebirge zu übernachten, sondern davor. Da wir uns dort auf ca. 2400 m Höhe befinden würden, würde es nachts bitterkalt werden mit Temperaturen unter -10 Grad. Das wollten wir dann doch nicht, war doch die Nacht an der Düne mit ca. -8 Grad untere Schmerzgrenze. Für solche Temperaturen waren wir einfach nicht richtig vorbereitet. Meinen Pulli hatte ich bspw. in Ulan Bator auf einem Markt gekauft. Darüber hinaus konnte ich glücklich sein, dass ich sowohl Schal, als auch Handschuhe zuvor geschenkt bekommen habe. Ohne diese wäre die Tour sicherlich um einiges beschwerlicher geworden.DSCN3440

    Das Mittagessen nahmen wir in einer wunderschönen und beeindruckenden Schlucht zu uns. Zuvor konnten wir die Schlucht noch erkunden gehen. Ich nutze die Zeit und erprobte meine Kletterkünste. Der Stein lud zum Klettern ein und in ca. 1 m Höhe über den Boden versuchte ich mich an der Wand entlang zu hangeln. Weiterhin gab die Schlucht ein markantes Echo wieder, sodass ich mich aufmachte, ein paar Lieder durch die Weite der Schlucht zu schmettern. Obwohl mich Alma und Nyemma nicht sehen konnten, hörten sie meinen Gesang, da er von den Wänden hunderte von Meter durch die Schlucht getragen wurde. Eine schöne Erfahrung.

    Die Lunch-Schlucht

    Die Lunch-Schlucht

    Abends hielten wir in Sichtweite zu unserem Ziel. Auf einem leichten Hügel hatten wir einen phänomenalen Blick über ein nahegelegenes Dorf. Und siehe da: Wir hatten Internetempfang. So konnte ich die Nacht über mit zu Hause Kontakt halten und News über die Bundesliga lesen…und das mitten in der Gobiwüste…

    Vorher machten wir noch ein warmes, gemütliches Lagerfeuer. In geselliger Runde, mit viel Chips und Alkohol sangen wir, zeigten uns gegenseitig Musik und erzählten aus unserem Leben. Nyemma hat eine wundervolle Stimme und gab uns Ständchen aus seinem breiten Repertoire an mongolischen Volksliedern.

     

     

     

     



    Die Rundtour Tag 6

    6 11 2015

    8.10.

     

    Tag 6 begann mit einem Frühstuck am Fuss der Dünen. Dort wurde uns die Frage gestellt, ob wir vielleicht lieber wieder zurück zum Camp reiten wollten und nicht über die Dünen. Das Wetter sei unbeständig und sollten wir uns dazu entscheiden, die Dünen zu nehmen, dann könnte es sein, dass wir in einen Sandsturm geraten. Da wir uns nicht wirklich für die Dünen aussprachen, ging es nach dem Frühstück also wieder zurück zum Camp. Da der letzte Tag und die Nacht relativ anstrengend war, wollten wir dort so bald wie möglich ankommen um uns ausruhen zu können. Doch irgendwie beschlich mich ein etwas ungutes Gefühl. Ich fing an, mich zu fragen, warum wir die Dünen nicht überquert haben. Gleichzeitig ärgerte ich mich, dass wir das nun nicht mehr unternehmen würden und dass das jetzt einfach so entschieden wurde. Darüber hinaus ritten wir nicht auf direktem Weg zum Camp sondern nahmen einen uns etwas unergründlichen Umweg. Alles in allem war die Stimmung nicht die Beste und ich war mir zunächst nicht sicher, ob nur ich den Eindruck hatte, dass hier etwas nicht stimmte. Ich hab mich geärgert und ich fragte mich, ob das Recht ist, was gerade passierte.

    Auf dem Kamel

    Auf dem Kamel

    Als wir nach gut 4 Stunden am Camp ankamen (auf dem Hinweg waren es ca. 2 Stunden) besprach ich meine Gedanken mit Charyssa, die ebenfalls etwas enttäuscht war. Wir vermuteten, dass es entweder nie geplant war, die Dünen zu überqueren, oder Alma schlichtweg keine Lust dazu hatte. Das Wetter sah blendend aus, keine Wolke trübte den klaren Himmel. Außerdem gab uns Alma auf die Frage, warum wir so einen großen Umweg nahmen keine klare Antwort. Irgendwas passte da einfach nicht. Das Problem war jedoch, dass wir nicht darauf bestanden haben, die Dünen zu überqueren. Vielleicht hätten wir es dann doch gemacht.

    Die Crew auf Kamelen

    Die Crew auf Kamelen

    So hinterließ dieser Tag einen etwas faden Beigeschmack in der ansonsten fabelhaften Tour. Auch unverfängliches, beiläufiges Nachfragen, warum wir nun die Route genommen haben, die wir genommen haben, konnte keine klaren Antworten geben. Vielleicht waren die Kamele auch nicht für das Überqueren der Dünen geeignet und es musste eine Ausrede gefunden werden. So oder so wäre uns eine klare Aussage deutlich lieber gewesen, als die verschwommenen. Unklaren Aussagen. Allerdings trübte dieser Tag den Eindruck über die gesamte Tour nur unmerklich. Auch Alma war eine super aufgeschlossene, nette und hilfsbereite Tourleiterin. Der Tag endete ansonsten ohne weitere Ereignisse.

    DSCN3430

     



    Die Rundtour Tag 5

    6 11 2015

     

    7.10.

    Guten morgen, Gobi!

    Guten morgen, Gobi!

    Unsere Jurte

    Unsere Jurte

    Endlich war der ersehnte Tag angebrochen, an dem wir mit Kamelen über die Sanddünen reiten sollten! Doch bis es endlich soweit war, sollte es noch dauern. Etwas zu lang für unseren Geschmack. Außerdem war es kalt, wahrscheinlich der bisher kälteste Tag der Reise. So standen wir draußen und warteten mit mehrfach-geschichteter Kleidung darauf, dass es los ging. So bestand meine Oberkörperbekleidung bspw. aus einem Unterhemd, einem Tshirt, einem dünnen langärmligen Shirt, einem dicken Pulli, einer Jacke und einem Schal. Trotz dem ich jeder Zwiebel eine harte Konkurrenz war, war mir immer noch kalt. Endlich ging es dann aber los und wir durften die Kamele besteigen. Auch hier galt bspw. wie bei den Pferden, die Kamele von links zu besteigen, weil diese das so gewohnt sind. Ein Besteigen von rechts würde die Kamele verängstigen. Außerdem wurden wir dazu angehalten, nichts fallen zu lassen, da dies zu unkontrollierbaren Panikattacken seitens der Kamele führen könnte. Also alles festmachen und sich vom Kamel in luftige Höhen heben lassen.

    Ab gehts!

    Ab gehts!

    Prinzipiell reitet es sich relativ gemütlich auf Kamelen. Mit der Zeit schmerzen die Oberschenkel, weil sie konstant in einem etwas ungünstigen Winkel gespreizt sind. Da man jedoch nicht jede Stunde Pause einlegen möchte und die Kamele relativ langsam und gemächlich unterwegs sind, musste man es lange auf den Kamelen aushalten. Das größte Problem während der ersten beiden Stunden war jedoch die Kälte. Es war bitterkalt und der Wind zog selbst durch die gefühlten 10 Lagen an Kleidung. Darüber hinaus war die Sonneneinstrahlung jedoch relativ kräftig an dem Tag, was trotz Sonnencreme zu roten Nasenspitzen führte. Konversationen gab es praktisch keine, denn jeder war damit beschäftigt, all den Widrigkeiten zu trotzen. Wir liefen westwärts mit den Sanddünen zu unserer Linken. Diese wurden immer höher und jeder von uns Touristen fragte sich, wie die Kamele eigentlich diese Sanddünen bewältigen sollten. Begleitet wurden wir von Alma und einem jungen Burschen, der auf dem Leitkamel vorrausreitete. Dabei hatte immer einer von uns das Kamel des jeweils nächsten in seiner Hand an der Leine.

    Kamel dreht uns lieber den Rücken zu

    Kamel dreht uns lieber den Rücken zu

    Nach einem ca. zweistündigen Ritt erklärte Alma uns, dass wir unser Lager erreicht hätten und die Dünen erst am nächsten Tag überqueren würden. Heute sei es zu spät. Nun gut. Während Alma und der junge Bursche die Zelte aufbauten, in denen wir heute nächtigen sollten, durften wir die Dünen erklimmen. Alma warnte uns noch, dass dies recht anstrengend sein, doch davon sollten wir uns natürlich nicht abhalten lassen. Es stellte sich als genau so anstrengend heraus, wie uns gewarnt wurde. Teilweise über 45 Grad steil waren die Sanddünen und das Versinken im Sand machte ein Vorankommen kaum möglich. Immer wieder konnte man Sandplatten entdecken, bei denen der Sand etwas fester war, vermutlich durch Feuchtigkeit zusammengehalten. Darauf war das Vorankommen deutlich leichter, weswegen jeder versuchte, seine Schritte auf diese Sandplatten zu verlagern. Eine gute Kondition zahlte sich aus, denn immer wenn man dachte, man hat die höchste Düne erreicht, tat sich dahinter die nächsthöhere Düne auf.

    Auf dem Weg hoch auf die Dühnen

    Auf dem Weg hoch auf die Dühnen

    Mein Ehrgeiz war soweit gepackt, dass ich die höchste Düne in der Umgebung erreichen wollte, welche sich ca. 200 m vom Boden erhebte. Da wir uns bereits in ca. 1800 m Höhe befanden, war es kein leichtes Unterfangen, die 2000 m Marke zu knacken. Seltsame Kombination aus Wüstensand, bitterer Kälte und relativer Höhe. Stark keuchend erreichte ich irgendwann die höchste Düne und hatte einen fantastischen Ausblick über den ca. 200 Km langen und 12 Km breiten Dünenstreifen. Auch hier konnte man wieder bis zum Horizont schauen, was teilweise äußerst ungewohnt anmutete. Computerspiel affine Menschen verstehen u.U. was ich damit meine, wenn ich sage, dass es teilweise aussah, als würde die Grafik aufhören…Die Berge verschwanden teilweise einfach in der Weite der Entfernung…

    Schattenspiele

    Schattenspiele

    Die Kulisse

    Die Kulisse

    Bild von Charyssa; Der Punkt rechts oben bin ich

    Bild von Charyssa; Der Punkt rechts oben bin ich

    Wollte man die Dünen hinabklettern konnte man einfach herunterrennen. Das war sehr lustig. Wahlweise konnte man sich auch einfach nach vorne in den Sand werfen, oder hinunterpurzeln, vorausgesetzt, man war danach bereit, sich von dem angesammelten Sand zu befreien. Unten angekommen nahmen wir dankend Tee und Kekse entgegen. Der Sport hat die Kälte vertrieben doch langsam kroch sie wieder in uns hoch. Die Sonne war nun am Untergehen und wir richteten uns in unserem Zelt ein. Da wir nur zwei Zelte für 5 Personen und Proviant hatten, mussten wir drei Touris in einem Zelt schlafen. Das war äußerst…sagen wir mal kuschelig. Immerhin mussten wir aber dann durch die Körperwärme nicht mehr frieren. Während die anderen bereits schliefen, gönnte ich mir etwas Luxus. Mitten in der Gobi schaute ich einen Film auf meinem Handy….

    Dick eingepackt auf der Düne

    Dick eingepackt auf der Düne

    Dick eingepackt zurück am Zelt...die sportliche Betätigung hat ein aufgewärmt...trotzdem war es kalt

    „Beduine“