Die Rundtour Tag 3

3 11 2015

5.10.

Der nächste Tag sollte uns einen wundervollen Einblick in das Leben unserer Gastfamilie geben. Noch während wir frühstückten, entschied sich die Familie, zur Feier des Tages ein Schaf zu schlachten und uns ein typisches mongolisches BBQ zuzubereiten. Dieses besteht vornehmlich aus den Innereien des Schafes: All dem, was man bei uns gar nicht, oder nur auf Anfrage beim Bauern bekommt. Dazu gehören sämtliche Organe wie Herz, Leber, Darm und andere Teile des Schafes. Da wir Touris zunächst einmal nicht wussten, was uns noch erwartet, waren wir natürlich erstmal sehr gespannt und halfen beim Fang des Schafes. Als hätte die Herde erahnt, dass es gleich eines Tiere erwischen wird, wurde sie bei unserer Ankunft sehr unruhig und wir mussten die Herde geschickt umstellen, damit sie nicht in eine bestimmte Richtung fliehen konnte und eingekesselt wurde. Es dauerte ca. 15 Minuten, bis das Schaf erfolgreich eingefangen wurde.

Beim Schaffangen

Beim Schaffangen

Nur mit viel Widerwillen ließ es sich an seinen Exekutierplatz bringen, wo es mit einem Schnitt in den Bauch äußerst sanft und schnell getötet wurde. Der Nomade entnahm das noch schlagende Herz aus dem Tier, wonach es in Sekundenschnelle alle Gegenwehr einstellte und in den Schafshimmel entglitt. Danach wurde es sehr gekonnt gehäutet und entweidet, die Frauen bereiteten derweil den Grill vor. Die Innereien wurden, nachdem sie abgewaschen wurden, in einen großen Kochtopf gegeben und dort mit Gewürzen gebraten.

Totes Schaf mit Kind im Hintergrund

Totes Schaf mit Kind im Hintergrund

Diese Prozedur dauerte ein wenig und wir durften beim nächsten Spektakel mithelfen: Die Ziegen sollten in den Käfig getrieben werden, um sie dort zu melken. Dies war ein großer Spaß für groß und klein. Die Nachbarsfamilie ist mittlerweile eingetroffen und deren jüngste Tochter war ungefähr im selben Alter wie der Kleine aus unser Familie. So machten wir Touris, zwei Erwachsene Nomaden und die zwei Kleinen uns daran, die Ziegen einzutreiben. Es war ein wundervolles Durcheinander und es war äußerst unterhaltsam, die Ziegen einzutreiben. Überall blökte und mähte es, die Ziegen waren natürlich überhaupt nicht einverstanden. Als die Ziegen dann im Käfig waren, wurden sie in perfekter Symmetrie aneinandergebunden, Kopf an Kopf. Die Kinder hielten die Ziegen mit Stöcken davon ab, auszubrechen und wir zerrten die Ziegen an ihren Hörnern zu den Nomaden, damit diese sie in Reih und Glied zusammen binden konnten. Bemerkenswert war dabei, dass die kleinen Kinder schon genau wussten, was sie zu tun hatten und das mit vielleicht 2 Jahren. Sie waren bereits kleine Profis. Als die Ziegen dann einmal angeseilt waren, wurden sie sehr ruhig und ließen sich bereitwillig melken.

Die Ziegen müssen in den Käfig

Die Ziegen müssen in den Käfig

Kleine Profis

Kleine Profis

Perfekte Symmetrie

Perfekte Symmetrie

Trotz des morgendlichen Sportes waren wir immer noch sehr satt vom Frühstück, doch der Tisch war bereits für die nächste Mahlzeit gedeckt und das folgende Mahl sollte uns einiges an Überwindung kosten. Nicht nur, dass wir gar keinen Hunger hatten, sondern auch der ungewöhnliche Inhalt unserer Teller verlangte uns einiges ab. So wurde uns immer wieder Darm aufgetischt, der besonders reichhaltig an Vitaminen sein soll. Überhaupt gehören die Innereien des Tieres zu den besten und nahrhaftesten Teilen des Tieres. Natürlich wussten wir dies sehr zu schätzen und fühlten uns geehrt. Auf der anderen Seite musste ich aber auch aufpassen, mich nicht zu übergeben. So viel Fett und ungewohntes Fleisch war für meinen Bauch etwas zu viel und dieser beschwerte sich den Rest des Tages noch ziemlich lautstark.

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Munteres Treiben beim BBQ

Nach der Verabschiedung machten wir uns auf, um das Zentrum der Gobiwüste zu erreichen. Alma warnte uns vor, dass wir eine mehrstündige Fahrt vor uns hatten. Doch mit vielen Gesprächen, guten Büchern und guter Musik ließ sich die Fahrt sehr gut aushalten. Auch eine Reifenpanne sollte uns nicht weiter stören, denn Nyemma ersetzte das kaputte Rad innerhalb von 10 Minuten durch ein Ersatzrad. Es wurde klar, dass mongolische Tourenfahrer nicht nur das Land besonders gut kennen, sondern auch hervorragende Mechaniker sind.

Nyemma beim Reifenwechsel

Nyemma beim Reifenwechsel

Ein wenig später hielten wir an einem Brunnen. Wir brauchten Wasser zum Kochen und bei der Gelegenheit hielten wir uns auch an eines der ungeschriebenen Gesetze der Wüste: Tieren, die an Brunnen warten, gibt man zu trinken. So füllten wir den Wassertrog mit ausreichend Wasser für die anwesenden Pferde.

André beim Pferdetränken

André beim Pferdetränken

Während des nächsten Teilstückes bin ich eingeschlafen. Als ich wieder aufwachte konnte ich meinen Augen nicht trauen: wir fuhren über eine Ebene die so weit und flach war, dass man in alle vier Himmelsrichtungen bis zum Horizont schauen konnte! Dies war ein einmaliger Anblick, der mich dazu veranlasste, unseren Fahrer und einen Halt zu bitten und diese Atmosphäre zu genießen. Es wirkte total unwirklich, überall nichts außer Ebene und Horizont zu sehen. Eine Stromleitung die an der Straße ebenfalls bis zum Horizont reichte komplettierte die Szenerie. Bilder können hier abermals nur andeuten, wie sich dieses Setting anfühlte.

Unendliche Weite

Unendliche Weite

Bryan am meditieren (bzw. posen)

Bryan am meditieren (bzw. posen)

 

Abends erreichten wir unser Ziel. Diesmal handelte es sich nicht um eine unbekannte Familie, sondern um ein Jurtencamp, dass von verschiedenen Touren angesteuert wird. Beim Abendessen lernten wir ein nettes holländisch-tschechisches Pärchen kennen. Da er 2,02 m groß war und sie ca. 1,65m war es lustig, sie beide zusammen zu sehen. Der Abend verlief sehr ruhig und etwas komfortabler als die Nächste davor, denn wir hatten zur Abwechslung richtige Betten.

 

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