Welcome to Mongolia! – Die ersten Tage in Ulan Bator

31 10 2015

1.10. – 3.10.

 

Abends kamen wir in Ulan Bator an, wo wir zunächst von einer Horde wilden Taxifahrern überrannt wurden. Jeder hatte „good Price“. Allerdings hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon die Bekanntschaft zu einem Spanier bezahlt gemacht, der einerseits schon ein Hostel gebucht hatte, zu welchem er uns mitnehmen konnte. Außerdem hatte er schon einige Verhandlungsfähigkeiten, die uns bei der Rekrutierung eines Taxifahrers sehr behilflich waren. Als das Gepäck eingeladen war, ging es durch den Verkehrsdschungel von Ulan Bator. Eine gute Dreiviertelstunde waren wir unterwegs, bis uns das Taxi am „Golden Gobi“ herausließ, das selbsternannte „beste Hostel“ der Stadt. Mein Heim für die nächsten 2 Wochen.

Till und ich vor der Ankunft in UB

Till und ich vor der Ankunft in UB

Nachdem Till und ich die Zimmer bezogen und erste Bekanntschaften mit Hostelbewohnern schlossen haben wir bald die Fühler nach den Möglichkeiten einer Tourbuchung ausgestreckt. Dies hat mich zunächst einmal überfordert, denn man hatte unzählige Möglichkeiten. Touren wurden praktisch für jeden Teil der Mongolei angeboten. Welche Tour man buchen wollte hängte von den eigenen Vorlieben ab und dem herrschenden Wetter. Bei letzterem wurden Schlagworte wie „Minus 10 Grad bei Nacht“ und „Schlafsack“ genannt. Dafür war ich irgendwie nicht so wirklich vorbereitet. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass die Hostelbesitzerin uns Touren aufs Ohr drücken wollte, wo sich der skeptische Deutsche natürlich sofort innerlich dagegen sträubt. Ich machte die Bekanntschaft mit Charyssa, die ähnliche Vorstellungen einer Tour hatte wie ich. Uns war beiden wichtig, dass wir eine möglichst authentische Erfahrung machen können, denn es lag die Befürchtung nahe, dass viele Touren die Realität zugunsten des Showeffektes etwas verzerren und bestimmte Nomadenfamilien dafür bezahlen, dass sie uns eine kleine Zirkusnummer vorspielen. Die Entscheidung wurde aber auf den nächsten Tag verlegt, zunächst ging es indisch Essen. Das Essen war super, die Runde groß und gesellig. Spannend war auch die Bekanntschaft zu einem Österreicher der an diesem Tag von einer sechswöchigen Reise durch die Mongolei zurück kam. Dabei war er nur mit Rucksack und seinen eigenen zwei Beinen unterwegs. Es geht also immer noch etwas extremer.

Am nächsten Morgen verabredeten Charyssa und ich uns mit einem Engländer namens Brian, den sie bereits kennenlernte. Zu dritt hatten wir uns überlegt, ob wir entweder einen individuell arbeitenden Fahrer buchen wollen, der uns überall dorthin bringen könnte, wo wir hinmöchten. Da man bei dieser Option jedoch alles selbst organisieren muss, also Proviant, Sprit, Ausrüstung, haben wir uns dagegen entschieden und die Hostelbesitzerin mit unserem Wunsch nach Authentizität konfrontiert. Diese zauberte dann prompt eine Tour mit „Fokus auf Authentizität“ aus dem Hut. Das Ziel war die zentrale Gobiwüste. Der Clou dieser Tour sollte jedoch sein, dass unser Tourguide und der Fahrer Familien finden müssen, die uns aufnehmen. Das klang in unseren Ohren gut und wir willigten ein. Kostenpunkt bei 3 Personen: 625 Dollar. Deswegen war uns schnell daran gelegen, noch 1-3 weitere Personen für die Reise zu gewinnen, da dann die Kosten pro Person sinken würden. Da es am nächsten Tag losgehen würde und die Hostelbesitzerin noch alle nötigen Schritte in die Wege leiten müsse, hatten wir für die Werbung noch 2 Stunden Zeit. Glücklicherweise hatte sich Charyssa bereits einige Hostels auf ihrer Karte markiert, damit wir diese nach potentiellen Mitstreitern absuchen konnten. Außer einem netten Spaziergang durch Ulan Bator hat uns das jedoch nicht viel gebracht, denn wir haben niemanden gefunden, der sich uns anschloss. Die Größe der Gruppe hatte aber auch ihre Vorteile, wie sich bald herausstellte. Nachmittags machten Till und ich uns auf die Suche nach einem Markt, um dort warme Klamotten für die Touren zu kaufen. Ich brauchte vor allem noch einen dicken Pullover. Ich hatte zwar einen dabei, aber erstens war er mir nicht warm genug, zweitens schien es, als hätte ich ihn verloren…was sich später als Wahrheit herausstellen sollte. Vermutlich habe ich ihn im Restaurant tags zu vor liegen gelassen. Dinge zu verlieren gehört leider zum Reisealltag dazu. Da man kein richtiges Zuhause hat, wo man seine Habseligkeiten lagern kann, kommt es eben immer wieder vor, dass man Dinge verliert. Ich brauchte also einen Pullover. Auf dem Markt war ich etwas erschreckt über die Preisvorstellungen der Verkäufer. Kaum zum Handeln bereit, wollten sie für normale Pullover mehr als 20 Euro. Das war mir zu viel. Gegen Ende, nachdem ich bereits viel Spott und Hohn von einigen Verkäufern ob der Dreistigkeit meiner Preisvorstellungen bekommen habe, hat es mir jedoch ein Pulli besonders angetan. Besonders dick und weich und vor allem schön, wollte die Kassiererin abermals 20 Euro haben. Diesmal hatte ich jedoch ein gutes Argument auf meiner Seite, denn der Pullover hatte keine Kapuze, was tatsächlich etwas unpraktisch war, mich jedoch nicht wirklich vom Kauf abhalten wollte. Dennoch machte ich der Verkäuferin klar, dass ich den Pulli zwar schön finde, er ohne Kapuze jedoch mehr oder weniger nutzlos für mich sei. So konnte ich sie auf 10 Euro herunterhandeln und als ich ihr die Scheine vor die Nase hielt, konnte sie nicht mehr widerstehen. So hatte ich den Jackpot ergattert und zudem das Feilschen gewonnen, was mich glücklich machte.

Till und ich mussten dann Abschied nehmen. Da er einen viel engeren Zeitplan hatte, konnte er sich nur eine Tour über 4 Tage leisten. Der Zug nach Peking, bzw. das Flugzeug zurück nach Deutschland warteten. Unsere Tour sollte nun 9 Tage lang dauern, was für meinen Geschmack etwas zu lang war. Wenigstens passte es mit den Ferien der Chinesen zusammen, denn deren Botschaft war aufgrund dessen erst in 10 Tagen wieder geöffnet. Dort musste ich hin, um mein Visum für China zu beantragen.

 

 



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