Die Rundtour Tag 1

31 10 2015

3.10.

Die Tour startete morgens um Halb 8. Die Crew bestand aus Charyssa, eine 34 jährige Holländerin auf Weltreise, Brian, ein 50 jähriger Brite ohne Zunge (durch Zungenkrebs verloren, oft schwer zu verstehen, aber immer ne gehörige Portion Humor im Gepäck), mir, unserem weiblichen Tourguide Alma und unserem Fahrer Nyemma.

Ulan Bator unter einer Dunstglocke

Ulan Bator unter einer Dunstglocke

Unser erstes Ziel war eine Klosterruine im an Ulan Bator angrenzenden Gebirge. Dorthin fuhren wir ca. 1 Stunde mit dem Auto. Im Nachbarort wurden wir ausgesetzt wo wir dann auf Pferde umstiegen. Ja, wir reiteten auf Pferden durch die Mongolei. Das war ein Gedanke mit dem ich mich sehr schnell sehr angefreundet habe und den ich auch sehr gerne immer wieder im Kopf hin und her wälzte. Manchmal bekommt man solche Bewusstseinsschübe nach dem Motto „wow, das machst du jetzt wirklich“.

Zunächst hat unser Begleiter an der Leine geführt, jedoch war bald ich der jenige, der sein Pferd alleine führen durfte. Warum auch immer. Im Schritttempo sind wir dann gute eineinhalb Stunden an einer Hügelkette entlang geritten, bis wir am Eingang zum Nationalpark ankamen. Dort erwarteten uns Nyemma und Alma um für uns Essen zu machen. Generell gab es drei mal pro Tag Essen, weswegen es uns vor Allem in Kombination mit der noch kommenden Gastfreundschaft der Nomaden an nichts mangeln sollte.

Danach machten wir uns auf den Weg zur Klosterruine. Nach einigen Geschichtseinheiten von Alma bekamen wir eine halbe Stunde, um auf dem Gelände herum zu turnen. Dabei stellte ich mich schnell als der Kletterer der Gruppe heraus und machte mich sogleich daran, den Berg hinter der Ruine möglichst weit nach oben zu klettern. Von meinem Punkt hatte man einen fantastischen Blick ins Tal.

Blick ins Tal

Blick ins Tal

Auf dem Rückweg durften wir uns wieder die Pferde zu Nutze machen. Da Brian ein etwas widerspenstiges Ross erwischte, zog er es lieber vor, den Rückweg mit dem Auto zu vollziehen, während Charyssa und ich nun beide unangeleint reiten durften. Da die Pferde stets trabten, wurde das irgendwann ganz schön anstrengend. Die Hüftbewegungen des Pferdes führen dazu, dass man immer hoch und runter „dotzt“, was mit der Weile schmerzhaft für den Po wird. Nur einige Sekunden lang sind wir galoppiert. Davon hätte es gerne mehr sein dürfen, denn das machte ungeheuer Spaß. Außerdem hatte der Po dann etwas mehr Entlastung.

Nachdem wir den reitbaren Untersatz wieder gegen den fahrbaren austauschten, machten wir uns auf die Suche nach einer Familie für die erste Übernachtung. Nach ca. eineinhalb Stunden Fahrt Richtung Süden entschied Nyemma, den russischen Bulli aufs Land herauszufahren. Wir machten eine Familie aus und hielten neben ihrer Jurte. Der Familienvater kam auch so gleich aus der Jurte. Nach einem kurzen Gespräch wurde klar, dass sie uns nicht beherbergen konnten, da sie am nächsten Tag zu ihrem Winterquartier aufbrechen würden. Da kamen wir natürlich ungelegen. Jedoch ließ sich die Familie nicht entgehen, uns auf einen Tee in ihre Jurte einzuladen. Dies war ein erster Vorgeschmack auf die Gastfreundschaft der Nomaden. Und ein Vorgeschmack auf die kulinarischen Gewohnheiten der Nomaden. Da diese vor Allem von Tierzucht leben, sind die Produkte der Tiere ihrer Herden fast alleiniger Bestandteil deren Ess- und Trinkgewohnheiten. Im Grunde genommen trinken die Nomaden fast ausschließlich Milch: Schafsmilch, Ziegenmilch, Kuhmilch und zu besonderen Angelegenheiten auch Pferdemilch. Zu Essen gab es Fleisch der Tiere mit verschiedenen Beilagen. Oftmals werden damit Teigtaschen gefüllt, sogenannte „Dumplings“. Frisch zubereitet sind diese eine wahre Offenbahrung!

Mit sichtlicher Wehmut musste uns also diese erste Familie wieder verabschieden. Man merkte, dass sie nicht oft Touristen zu Besuch haben und diese Begegnung nicht nur für uns etwas Besonderes war.

Zehn Minuten später konnten wir die zweite Familie ansteuern, jedoch konnten wir dort noch nicht einmal aus dem Auto steigen. Grund dafür war eine wilde Herde von Hunden, die unser Auto aggressiv umrundeten. Der Jurtenbesitzer, erklärte, dass diese Hunde just an diesem Tag auftauchten und deren Verhalten nicht berechenbar sei, weswegen er uns lieber nicht aufnehmen würde – sehr zu meinem Leibwesen, denn die Familie hatte eine kleine Tochter, vielleicht 3 Jahre alt, die unglaublich goldig war.

Familienmitglieder und ich

Familienmitglieder und ich

Die dritte Familie konnte uns tatsächlich aufnehmen, was sie auch gerne taten. Dazu wurde uns als Willkommensgetränk Pferdemilch aufgetischt. Was für sie eine große Geste bedeutet, war für uns eher eine Überwindung. Pferdemilch schmerkt äußerst säuerlich und entspricht unseren westlichen Vorstellungen von Milch einfach so gar nicht. Jeder von uns hatte eine große Schale vor sich. Tapfer wie wir waren konnten wir jedoch alles trinken. Eine zweite Portion lehnten wir jedoch mit Hinweis auf unseren vollen Bauch dankend ab. Den Abend verbrachten wir gemeinsam in geselliger Runde. Nach einiger Zeit packte der beleibte Familienherr seinen Bauch aus und präsentierte ihn uns stolz.

Der Hausherr und sein potentieller Nachfolger

Der Hausherr und sein potentieller Nachfolger

Ihm ging es also sehr gut, die Familie war wohlgenährt – bei den Nomaden in gewissem Maße ein Statussymbol. Da wir Europäer sehr müde waren, waren wir froh, dass die Familie ebenfalls früh ins Bett ging. Sofort stellte sich ein sehr angenehmer Tag-Nachtrhythmus ein. Meistens legten wir uns gegen 21 Uhr, 21:30 Uhr schlafen, da es schlichtweg dunkel war und man müde war. Aufgestanden sind wir dann in der Regel gegen 7:30 Uhr. So auch am nächsten Tag. Zuvor legten wir uns alle gemeinsam in derselben Jurte schlafen. Nur Alma und Nyemma schliefen im Auto.

Abendstimmung bei den Nomaden

Abendstimmung bei den Nomaden

Unser Bus bei Sonnenuntergang

Unser Bus bei Sonnenuntergang



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1 Antwort zu “Die Rundtour Tag 1”

  • Adri sagt:

    Hey André,
    wollte nur mal sagen, dass ich deine Berichte immer gerne lese (als Bettlektüre). Bin echt beeindruckt, was du alles so machst. Respekt! Hast du dein Handy nicht? Kannst dich ja mal melden, wenn du kannst. Würde mich freuen!!
    Pass auf dich auf, liebe Grüße aus Darmstadt

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