Die Rundtour Tag 2

3 11 2015

4.10.

Hund und Herde

Hund und Herde

Am morgen des 2. Tages wachten wir zusammen mit der Familie gegen 7 Uhr auf. Da es nun recht wuselig in der Jurte war, war man gezwungen ebenfalls aufzustehen, was aber nach 10 Stunden Schlaf nicht alzu schwer viel. Nach dem Frühstuck machten wir uns auf den Weg zu einem heiligen Berg der Mongolen. Ziel war es, den Berg zu Fuss zu erkunden und dort Mittag zu essen. Wir hatten dort die Möglichkeit, soweit unsere Kraft und unser Mut uns trug, den Berg zu erklimmen. Auf meine Frage hin, warum man den Berg besteigen dürfe, obwohl er doch eigentlich heilig ist, bekam ich nur als Antwort, dass man diesen Berg besteigen darf. Andere Berge, die auch heilig sind, darf man nicht besteigen. Es gibt also heilige Berge und noch heiligere Berge in der Mongolei.

Der heilige Berg

Der heilige Berg

Nachdem wir am Berg ankamen, gab und Alma eine Stunde Zeit, uns auszutoben, dann würde es Essen geben. Der Berg stellte sich als wahrer Spielplatz heraus. Von unten gar nicht so hoch ausschauend merkte man nach gut einer Viertelstunde Kletterei, dass man schon ganz schön hoch war, im Vergleich zum Gipfel aber nur unwesentlich höher war als vom Boden aus. Natürlich entfachte dies meinen Ehrgeiz, zu schauen, wie hoch ich in dieser Zeit kam. Das Gelände war recht einfach zu beklettern, da es relativ flach nach oben ging und der Boden äußerst griffig war. Nach einer guten Halben Stunde habe ich ca. die Hälfte des Weges nach oben geschafft und beschloss nicht weiter nach oben zu klettern, da ich mich beim folgenden Weg nicht mehr sicher fühlte und die Zeit eben auch fortgeschritten war. Stattdessen machte ich lieber ein paar Selfies und genoss die atemberaubende Aussicht.

Auf dem Weg nach unten ereignete sich eine besondere Begegnung. Ich lief zwischen zwei Felswänden entlang und als ich die nächste Biegung nach rechts nahm, standen mir plötzlich zwei wilde Ziegen gegenüber! Doch zunächst einmal….Werbung!

Auf demBerg

Auf demBerg

Nomade

Nomade

Ich betrachtete Ziegen und sie betrachteten mich. Jede Bewegung wurde sofort registriert. Ich versuchte so reglos wie möglich zu sein und wartete, ob sich die Ziegen vielleicht einfach davon bewegen. Diesen Gefallen taten sie mir jedoch nicht. Im Grunde genommen wollte ich also dorthin wo sie standen und sie wollten dorthin wo ich stand. Der Klügere gibt nach, weswegen ich mich umdrehte und mir einen anderen Weg suchte. Darüber waren die Ziegen wohl auch recht glücklich, die Situation war dadurch dann auch gelöst. Mit leicht schlotternden Beinen konnte ich den Rest des Berges hinabsteigen und nahm mein Essen und eine Tasse Kaffee dankend entgegen…

Bloß keinen Ärger machen...

Bloß keinen Ärger machen…

 

Nach einigen Stunden Fahrt steuerten wir die Familie für die 2. Nacht an. Wieder waren dies unseren Verantwortlichen vollkommen unbekannte Menschen, doch diesmal sollten wir mehr Glück haben, denn bereits die erste Familie konnte uns aufnehmen. Deren Gastfreundschaft zeigte sich auch sofort, denn wir bekamen frische Dumplings mit Lammfleisch zubereitet. Dazu Pferdemilch, Milchtee und Milchvodka. Bei letzterem wurde uns die dazugehörige Prozedur beigebracht: Man tippe mit dem Ringfinger in den Vodka und mache eine Schnippbewegung in den Himmel: Das erste Mal für den Himmel, das zweite Mal für Mutter Erde, das dritte Mal für das Volk, dann tippe man sich für die eigene Gesundheit an die Stirn und zum Schluss trinkt man, aber bitte alles auf einmal.

Angekommen bei der 2. Familie

Angekommen bei der 2. Familie

An dieser Stelle seien einmal einige Bräuche der mongolischen Nomaden erklärt, zumindest die, die wir kennengelernt haben. Es scheint, als ob jede Familie ihre eigenen Sitten und Gesetze pflegt, denn von anderen Touristen haben wir teilweise ganz andere Bräuche gehört.

 

Eine Jurte ist bspw. immer in einen Familienbereich und einen Gästebereich aufgeteilt. Die informelle Grenze stellt dabei immer die Mitte des Zeltes dar. Meist saßen die Familienmitglieder auf der einen Seite und wir auf der anderen Seite, wobei das aber auch durchaus mal eher lockerer gesehen wurde. Vor allem die Kinder kamen oft zu uns rüber und haben sich da nicht dran gehalten. Die Jurte wird in der Mitte von zwei Holzpfählen getragen. Diese symbolisieren die Einheit zwischen Mann und Frau, den beiden Hausherren der Jurte. Dazwischen darf niemand stehen, da dies als Unglück angesehen wird, genauso wie auch im wahren Leben nichts zwischen dem Ehepaar stehen darf. Man musste also stets aufpassen, nicht zwischen die beiden Pfosten zu geraten. Weiterhin steht auf der Seite gegenüber der Tür immer ein kleiner Bhuddaschrein. Man habe immer darauf zu achten, nie die Füße in Richtung des Schreines zu strecken, da dieser als rein und die Füße als unrein gelten. Deswegen mit den Füßen immer zur Tür sitzen/schlafen.

Weiterhin sollte man nicht innerhalb der Jurte pfeifen. Dies kann schlechtes Wetter herauf beschwören, was natürlich niemand möchte.

Letztlich sollte man nur wenn es gar nicht anders geht, dargereichtes Essen und/oder Trinken ablehnen. Bspw. ist es traditionellen Nomaden fremd, Vegetarier zu sein, weswegen eigentlich alle Vegetarier, die ich in der Mongolei traf, für die Zeit, die sie bei den Nomaden verbrachten, auch Fleisch aßen. Meiner Meinung nach brauch man dabei auch kein schlechtes Gewissen haben. Ich gehe davon aus, dass es kaum eine bessere Möglichkeit gibt, Nutztiere zu halten als die Art und Weise, wie es die Nomaden tun. Ihre Tiere bewegen sich in großen Herden und haben, sofern sie eben nicht gerade von ihren Besitzern benötigt werden, die Freiheit sich dorthin zu bewegen, wo sie hinmöchten. Deswegen muss auch ein Familienmitglied immer besonders früh aufstehen, um zumindest zu schauen, wohin sich die Herde über nach hinbewegt hat und diese, falls sie sich bspw. nah an einer großen Straße befinden, wieder zurückzutreiben. Fährt man durch die Mongolei, sieht man unzählige Tierherden. Ein Anblick, der einen mit Glück erfüllt.

Zurück zu den mongolischen Bräuchen. Man versuche also, stets das angebotene Essen und trinken zu konsumieren. Als Mann sollte man bspw. auch kein Fleischfett zurücklassen, denn als echter Mann isst man nun mal auch das Fett. In Anbetracht dessen, dass die Männer jeden Tag bis zu 12 Stunden arbeiten, ist das auch gar nicht so verkehrt.

Nach dem Abendessen saßen wir gemütlich um den Fernseher, den es lief „Mongolia´s got Talent“. Ohne die Sprüche von Dieter Bohlen war dies sogar ganz unterhaltsam. Man stelle sich einmal vor: Man sitze mit einer traditionellen mongolischen Familie in ihrer Jurte irgendwo im nirgendwo und schaue zusammen Mongolia´s got Talent…absurd und wunderschön zugleich…

Abendstimmung

Abendstimmung



Aktionen

Informationen

Schreib einen Kommentar

Du kannst diese Tags verwenden : <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>