Nepper, Schlepper, Bauernfänger: Tag 3 und 4 in Peking

11 12 2015

18.10. – 19.10.

Irgendwo in Peking

Irgendwo in Peking

Die Tage drei und vier lassen sich aufgrund ihrer geringeren Ereignisdichte gut in einem Kapitel zusammenfassen. Am dritten Tag machten sich Peter, ich und eine unglaublich verpeilte Franzosin auf den Weg, den Tempel des Himmels in Peking zu besuchen. Verglichen mit der Monumentalität der Mauer, oder auch der verbotenen Stadt, welche ich für den nächsten Tag eingeplant hatte, war dieser jedoch weitaus weniger spektakulär. Ein Besuch war er dennoch wert und der Weg dorthin bescherte mir eine weitere empfehlenswerte Geschichte:
Als wir das Hostel verließen, überlegten wir, ob wir uns ein Taxi oder eine Rikscha teilen wollten, oder ob wir den Weg zu Fuss zurücklegen wollte. Eine Rikscha schien uns als die beste Alternative und wir schätzen den Preis auf ca. 20, 25 Yuan vom Hostel zum Tempel des Himmels. Da wir zunächst keine Rikscha fanden begannen wir den Weg zu Fuss zurück zu legen. Nach einer guten halben Stunde Fussmarsch fanden wir dann eine Rikscha, dessen Fahrer uns bereiltwillig aufnehmen wollte. Der Preis? 50 Yuan! Neee, das ist viel zu viel, wir sind ja schon die Hälfte gelaufen. Immerhin zeigte er sich verhandlungswillig, weswegen wir ihn auf 30 Yuan runterhandeln konnten (was aber eigentlich immer noch viel zu viel war). So saßen wir dann zu dritt in seiner Rikscha und schon ging das Gekeuche los: dass wir doch so schwer wären. Wir hatten jedoch wenig Mitleid mit ihm, hatte er sich es doch selbst ausgesucht, uns zu fahren. Nach ca. 10 Minuten war der Tempel dann bereits in Sichtweite, aber immer noch gut 500 m entfernt. Ca. 200 m vor dem Tempel stoppte der Rikschafahrer dann unvermittelt und meinte, dass wir ja nun da wären. Etwas vor den Kopf gestoßen entgegneten wir ihm, dass wir aber bis direkt an den Eingang des Tempels gefahren werden wollten und dass wir dafür schließlich zahlen würden. Maulend fuhr uns der Fahrer also noch weiter und ließ uns dann an der gegenüberliegenden Straßenseite zum Eingang hinaus. Dort angekommen kam es dann zum Akt des Bezahlens. Ich wollte für uns alle zahlen, gab dem Mann 50 Yuan und erwartete 20 Yuan als Wechselgeld. Was dann geschah war ein weiterer Höhepunkt, chinesischer Verhandlungsstrategien: Er sagte „30 Yuan!“ und zeigte auf jeden von uns. Unsere Gesichtsausdrücke müssen Bände gesprochen haben und sofort wurde die Atmosphäre hitzig: Dass wir aber 30 Yuan insgesamt vereinbart hätten und dass wir nicht mehr zahlen wollten. Vor Allem Peter wurde nun gereizt und erhob seine Stimme. Kleinlaut gab der Mann nach und gab mir 10 Yuan Wechselgeld. Hallo? Da fehlen 10 Yuan?? Nun wurden wir aggressiv: „NO, YOU GIVE US 20 YUAN!! SOFORT!“ Hasserfüllt schaut uns der Mann an und gab uns schlussendlich, was uns zustand. Zu diesem Zeitpunkt war das Bild der Chinesen komplett bei mir zerstört. Ich war so wütend auf diese Menschen und musste aufpassen, nicht alle Chinesen als unverschämte Nepper zu verurteilen.

Chinesen beim Verkau...chrm beim Sport treiben

Chinesen beim Verkau…chrm beim Sport treiben

Der Tempel an sich war sehr hübsch anzuschauen, war aber auch wieder hoffnungslos mit Touristen überfüllt. Dafür war an diesem Tag das Wetter deutlich besser. Im dazugehörigen Park konnte man noch einige Chinesen bei Alltagsaktivitäten wie dem gemeinsamen Tanz, beim Musizieren auf geigenähnlichen Instrumenten, die eher wie Katzenjammer klangen. Beachtlich waren auch einige ältere Herrschaften, die ein Spielgerät kickten, was wie ein Reissäckchen mit Federn aussahen. Neugierig wollten wir da natürlich mitspielen und was geschah? Anstatt uns einfach mitspielen zu lassen wollten sie, dass wir das Säckchen dann kaufen. Man wird scheinbar zu jeder passenden und unpassenden Situation zur Kasse gebeten…

Kostenlos zuhören

Kostenlos zuhören

Der Tempel war ansonsten nett, aber wenig spektakulär. Hier können einige Bilder für mich sprechen. Peter und ich trennten uns dann und der Tag endete für mich mit einer, wie sich später herausstellte, weniger gut verdaulichen Pekingente.

Peace!

Peace!

Der Himmelstempel

Der Himmelstempel

 

Für meinen vierten und letzten Tag plante ich den Besuch der verbotenen Stadt. Da das Wetter heute wieder relativ schlecht war (wenig Smog, dafür Regen), war die Stadt wohl relativ leer. Auf den Bildern kann man jedoch gut erkennen, was „leer“ in chinesischen Verhältnissen bedeutet. Wenigstens war es ein Leichtes, sich ruhige Orte auszusuchen, da sich die Chinesen immer in größeren geführten Gruppen bewegen und zudem einer vorraussehbaren Route folgen. Es war sehr amüsant anzuschauen: Sobald man vereinzelte Menschen sah, konnte man zu nahezu 100 Prozent davon ausgehen, dass es Ausländer waren. Chinesen bewegen sich minimal zu zweit, oder zu dritt, wobei es sich dabei dann meist um jüngere Menschen, oder jüngere Pärchen handelt.

Die Chinesen...

Die Chinesen…

Da ich mangels einer Führung und eines detaillierten Reiseführers nicht alzu viel über die Stadt erfuhr, muss ich historisch interessierte Leser an etwaige Quellen im Internet verweisen. Hier nur eine kurze Beschreibung: Die verbotene Stadt heißt deswegen so, weil es für die normalen Bürger der damaligen Zeit, als diese gebaut wurde, verboten war, sie zu betreten (so einfach, so gut). Die Bezeichnung „Stadt“ ist dabei wahrlich nicht übertrieben, kann man doch stundenlang zwischen den Gebäuden umherwandern, man entdeckt immer wieder etwas Neues.

...die Ausländer...

…die Ausländer…

Die einzelnen Hallen habe alle Namen und eine unterschiedliche Rangordnung, welche man an der Anzahl von kleinen Figuren erkennen konnte, die die Ecken der Dächer zierten. Dabei gibt es China nur ein einziges Gebäude, welches 10 dieser Figuren aufweist, nämlich das Hauptgebäude der verbotenen Stadt. Ansonsten konnte man noch jeweils ein Gebäude mit 8 bzw. 9 Figuren sehen, während die meisten 3-6 Figuren aufwiesen. Ich hielt mich ca. 4 Stunden in der Stadt auf und verließ Peking am Abend in Richtung Shanghai.

...und ich!

…und ich!

 



Aktionen

Informationen

Schreib einen Kommentar

Du kannst diese Tags verwenden : <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>